wie Osteuropäer den Sieg verhinderten.
Am Samstagabend schauten mal wieder 11,11 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 43,8 Prozent) und damit die höchste Einschaltquote seit dem Auftritt Guildo Horns den 49. Eurovision Song Contest zu. Gewinner wurde Ruslana Lyzhichko aus der Ukraine mit dem Song "Wild Dance", den ARD-Kommentar als "Dschinghis Kahn 2004" untertitelte.
Hier der offizielle Endstand aus der Bild-Zeitung:

Die scheinbar "unmögliche" Promotion in einer Vielzahl von Ländern und damit die Unberechenbarkeit des Siegers hat immer die Spannung des GrandPrix' ausgemacht. Schon im letzten Jahr erreichte das weltbekannte Duo Tatu "nur" den 3.Platz, doch schon dieses Jahr erfüllten 4 der Top 5 Platzierungen, die bei den Buchmachern vorne lagen, ihre Erwartungen. Nur Deutschland blieb drunter aufgrund der fehlenden Punkte aus den Nachbarländern.
Deutschland war mit einem wie ich finde ziemlich langweiligen Beitrag "Can't wait until tonight" von Max Mutzke am Start. Das Max mit seinem Song nur den 8. Platz belegt, ist für mich der Beweis, dass selbst der beste Sänger aus einem langweiligen Popsong nichts rausholen kann. Sozusagen war es nicht Max Mutzke selber, sondern sein Mentor Stefan Raab, der es vermuckst hat.
Eine ziemlich einfache und gewagte These vertritt Focus Online und trennt Europa in West und Ost. Laut Focus ist es kein Zufall, dass ausgerechnet soviele Ost- und Südeuropäische die vorderen Plätze belegen und drückt damit die Schuld der "Niederlage" unverständlicherweise auf die osteuropäischen Staaten, die durch ihre gegenseitige Unterstützung den Nord- und westeuropäischen Staaten auf die hinteren Ränge verwiesen. Spiegel-Online erkennt in der gegenseitigen Punktevergabe, dass die jahrelang-verbindene Kultur mehr wert ist als ein Bürgerkrieg aus der jüngsten Geschichte und sieht das friedliche Zusammenleben verschiedener Völker als zentrale Botschaft des 49. Eurovision Song Contest. Unbestritten ist, dass in der Punkteverteilung wie Max Mutzke hinterher verlauten ließ "Politik" und "Nachbarschaftsfreundschaften" mitgewirkt haben, aber letztendlich macht dieses meiner Meinung nach nicht den Sieg zum Alleingänger oder schließt andere Länder wie Deutschland im vornerein aus.
Die Siegerin tourte durch die baltischen Staaten um ihren späteren Siegessong "Wild Dance" bekanntzumachen. Natürlich kann man es sich hier auch einfach machen und hinterher dieses als Erfolgsrezept verlauten lassen. Hätte zum Beispiel der drittplatzierte Sänger Zeljko Joksimovic, der in den slawischen Staaten ein Star ist und für Serbien-Montenegro antrat, gewonnen, hätte man es auf sein Renomme zurückgeführt. Und wäre Deutschland siegreich gewesen, dann würde man Stefan Raab und seine Medienkontakte loben mit denen er vergeblich versuchte den doch so medienscheuhen Max zu bewerben.
Ich denke, dass das Ausschlaggebende und das muss man fairerweise sagen, war der Song selber und wie die Sueddeutsche schreibt die "bombastische Show in Lendenschurz-Outfit und Leder. [..] Die Sängerin und Komponistin kombinierte Popmusik mit Tanzelementen aus den Karpaten. Zum folkloristischen Ambiente trug auch der Liedtext in Englisch und Ukrainisch bei. Dazu knallten Peitschen, und Flammen loderten auf den überdimensionalen Bildschirmen auf der Bühne."
Natürlich ist es ungewohnt für viele Deutsche sich in dieses Lied hineinzuhören, so dass man nicht einfach ne Melodie aus dem Song im Gedächtnis behalten kann. Aber unterschiedliche Kulturen haben halt einen unterschiedlichen Geschmack und Verständnis von Musik. Abschließend kann man sagen, dass der derzeitige "92%ige" deutsche Musikgeschmack nicht mit dem Europäischen Musikgeschmack zusammenpasst. Sieger der Veranstaltung waren folkloristische Lieder in Verbindung mit dancelastigen Elementen ähnlich wie schon letztes Jahr "Everyway That I Can" (Sertab für die Türkei) und für einen kurzen Augenblick könnte man vermuten, dass vielleicht Scooter mit ihrer ebenfalls feurigen Show und nur 8% Unterstützung Deutschlands mehr Punkte für Deutschland hätte herausholen können.
Der ziemlich eingängige Popsong von Stefan Raab konkurrierte zwar in der Zielgruppe unter anderem mit der Pop-Ballade "Stronger Every Minute" von Lisa Andreas (Zypern), ist aber meiner Meinung nach auch nicht mutig gewesen. Anders z.B. die Türkei, dessen Song "For Real" der Ska-ähnlichen-Band Athena, nach dem Marathon von 24 Liedern noch vielen in Erinnerung geblieben ist und einen beachtlichen 5.Platz herausholen konnte.
Aber solange der deutsche Vorentscheid selber von anderen Faktoren wie Fernsehpräsenz bestimmt wird und sich alternative Musik nicht durchsetzen kann, wird es selbst aus unseren kulturverwandten und gar nicht so osteuropäischen Land wie Dänemark heissen "Germany 0 Points".
Verwandte Links:
http://aktuell.focus.msn.de/hps/fol/newsau...abe.htm?id=2551
http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,...,300063,00.html
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artike...ikel/904/31873/
http://www.welt.de/data/2004/05/16/278912.html