Um zu beurteilen, ob die Kernenergie in Zukunft geeignet ist, dazu beizutragen eine Energiekrise zu entschärfen oder zu vermeiden, muss man die Vor- und Nachteile dieses Energieträgers beurteilen und mit denen anderer Energieträger vergleichen. Der größte Vorteil der Kernkraft ist, dass während der Stromproduktion kein CO2 erzeugt wird, da keine organischen Stoffe verbrannt werden. In deutschen Atomkraftwerken werden dadurch bereits jetzt jährlich 160 Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart, das
ist in etwa die Menge, die der Verkehr in Deutschland produziert, die Atomindustrie spricht laut dieser Zahlen von „Deutschlands ungeliebten Klimaschützern“, und wenn man diese Zahl betrachtet ist dies wohl durchaus gerechtfertigt.
<div style="float:left;margin:0px 10px 10px 0px;padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;">

bleibt nur noch die Stromerzeugung übrig. Anders ist die bei Kohle- Öl- und Gaskraftwerken. Diese Energierohstoffe, werden in diesen Anlagen verbrannt, haben aber eigentlich eine viel größere Bedeutung für die menschliche Gesellschaft. Sie sind inzwischen existenziell. Wir verbrennen täglich tonnenweise essentielle Grundlagen der chemischen Industrie. Da in Deutschland immer noch 57,9% der elektrischen
Energie aus Kohle, Öl und Gas gewonnen werden steuern wir mit Vollgas einem Zeitalter entgegen in dem die Handyschale nicht mehr aus Plastik sein wird, Legosteine zum teuren Luxus geworden sind und man die Mülldeponien nach PET durchsuchen wird.
Die deutsche Energiewirtschaft hat 2005 473,7 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre emittiert. Der Gesamte CO2 Ausstoß betrug in etwa 900 Mio Tonnen. Stellt man dagegen die jährlich durch Atomkraftwerke eingesparten 160 Millionen Tonnen gegenüber, fällt sehr schnell auf, dass die Kernenergie, als Bestandteil der Energiewirtschaft, unabdinglich ist um den Klimawandel zu mindest einzuschränken. Man sollte mal darüber nachdenken, dass die meisten großen Industriestaaten das Kyoto-Protokoll nur durch Stromerzeugung mit teilweiser Kernenergie einhalten können, denn eine Abdeckung solch großer Energiemengen, wie sie in Deuscthland oder Frankreich durch Kernenergie werzeugt werden, ist derzeit nur über fossile Energieträger denkbar.
Ein weiteres Argument für den Ausbau der Kernenergie ist, dass mit der heute in Deutschland erlaubten Technik eine Stromversorgung mit Kernenergie beim heutigen Verbrauch mindesten 200 Jahre gewährleistet ist, natürlich abhängig vom weltweiten verbrauch. Mittlerweile ist die Aufbereitung abgebrannter Brennelemente verboten. Heute müssen abgebrannte Brennelemente, deren Konzentration an spaltbarem Material noch so hoch ist, wie die im natürlich vorkommenden Uran, eingelagert werden. Dies ist erstens
Rohstoffverschwendung, zweitens bedeutet das einen extremen Kostendruck auf die Kraftwerksbetreiber. Mit jedem Brennelement lagern sie mehr als 100.000 Euro Materialwert ein, die wieder verwendet werden könnten. In Grafenrheinfeld werden jährlich etwa 40 Brennelemente ausgetauscht. Das sind mindestens 4 Millionen Euro.
Ein Aufbereitung abgebrannter Brennelemente würde die Verfügbarkeit von Uran deutlich erhöhen, und auch den Atommüll verringern.
Geht man einen Schritt weiter, und verwendet schnelle Brutreaktoren, so kann man sogar das eigentlich nicht spaltbare U-238 zur Energiegewinnung benutzen. Dies ließe die 200 Jahre auf die gigantische Zahl von 3917 Jahren wachsen.
Bei diesen Zahlen handelt es sich um Berechnungen auf Grundlage der bekannten und der Zeit wirtschaftliche Abbaubaren Vorkommen. Die Erde ist im bezug auf Uran vorkommen bei weitem nicht so genau abgesucht, wie nach Öl. Es ist also davon auszugehen, dass genau wie in letzten Jahrzehnten neue Ölfelder gefunden wurden, in der Zukunft auch neue Uranvorkommen erschlossen werden können.
Ein weiteres Problem bezüglich der fossilen Energierohstoffen ist die geopolitische Lage. Zentraleuropa ist von Energieimporten aus im Allgemeinen als politisch recht instabil bezeichneten Regionen abhängig. Anders bei Uran. Uranerze sind relativ gerecht über der Erde verteilt, vielleicht sind die Wismuthalden neben der A4, die inzwischen beseitigt wurden, jemandem ein Begriff. Sogar dort unter der Erde liegen noch beachtliche Mengen an Uran. Die Importabhängigkeit von Rohstoffen könnte zumindest auf dem Sektor
der Elektroenergieerzeugung entschärft werden, denn wenn wir selbst Uran abbauen, kann uns keiner eine Pipeline „abdrehen“.
Nun zu den regenerativen Energien. Es wird - auch seitens der Kernenergieerzeuger - befürwortet in regenerative Energien zu investieren. Aber so einfach, wie dies von verschiedenen Gruppen und Parteien propagiert wird, ist es leider bei Weitem nicht. Deutschland ist ein Industriestaat, und Industrien brauchen eine stabile Netztabdeckung ohne Lücken. Daher muss man beachten, dass sich die Energieversorgung in Grund-, Mittel- und Spitzenlast
einteilen lässt. Grundlast sind die Energieträger, die unser Netz in allen Lagen stabil halten sollten. Grundlasterzeuger müssen mindestens 5000 Stunden im Jahr am Netz sein. Dazu zählen Kernkraftwerke (47,9%), Braunkohlekraftwerke (45,5%), und Wasserkraftwerke (6,6%). Die Zahlen beziehen sich hierbei auf 100% der Grundlast. Die regenerativen Energien siedeln sich, abgesehen von Wasserkraft, im Bereich der Spitzenlast an. Das bedeutet, dass sie unregelmäßig einspeisen und für eine zuverlässige Vollzeitversorgung nicht geeignet sind. Um 1 kW Windenergie versorgungssicher in das deutsche Netz einspeisen zu können, müssen 1,7-5,3 kW Grundlast entgegengesetzt werden um einen lückelosen Betrieb in allen Belastungslagen des Netzes zu gewährleisten. Das bedeutet im Prinzip Folgendes. Ein regenerativer Energieproduzent, mit der Nennleistung von 1kW, speißt nur sehr lückenhaft ein, um im Durchschnitt dafür zu sorgen, dass unser Netz bei "Flaute" und "Nacht" nicht zusammenbricht, brauchen wir einen eine Große Grundlastkapazität, die dann die Versorgung sicherstellt. Allein die Reglungstechnik für die Einspeisung von Windenergie kostet jährlich 9,7 Mrd €, für Sonnenenergie noch einmal 8,5. Das Bedeutet, man kann in einem Industriestaat niemals einen Großteil der Elektroenergie mit regenerativen Energien decken.
Womit also könnten im Falle eines Ausstieges, die immer noch fast 30% Kernenergie in Deutschland abgedeckt werden? Große Möglichkeiten haben wir zurzeit nicht, außer fossile Kraftwerke zu betreiben und neue zu erbauen. Dies wiederum würde eine enorme Erhöhung des CO2-Ausstoßes bedeuten.
Man muss im Bezug auf Spitzenlastkraftwerke außerdem etwas weiteres beachten. Die regenerativen Energien gehören zum Spitzenlastbereich, weil sie nur so unregelmäßig einspeisen können, da ihre Energieträger nur unregelmäßig zur Verfügung stehen. Eine weitere Sorte der Spitzenlastkraftwerke, sind solche, die auf Komando große Mengen Energie erzeugen können. So zum Beispiel Pumpspeicherwerke. Diese werden dann
gestartet, wenn sie gebraucht werden. Wann regenerative Energien einspeisen können, kann man nicht regeln, dies macht es so prblematisch mit solchen Energieträgern das Netz zu sichern und große prozentuale Anteile der Gesamtstromversorgung abzudecken.
Für den Zweck der Lastabdeckung wird in Thüringen gerade eine 400 kV-Trasse quer durch den Thüringer Wald geplant. Offiziell um Windenergie aus dem Norden nach Bayern zu schaffen. Inoffiziell, damit das AKW Grafenrheinfeld mit dem überschüssigem Atomstrom die Windkraftanlagen an der Nordsee stabilisiert.
Ist das ökologisch? Man könnt sich schon darüber streiten.
Weitere Punkte für die Problematik regenerativer Energien sind die so genannte
energetische Amortisation. Das ist das Verhältnis zwischen der Energie, die eine Anlage erzeugt und der, die zur Herstellung benötigt wird. Bei Solaranlagen liegt dieses Maß bei 0,7, das bedeutet wir stecken im Schnitt mehr Strom hinein als wir jemals wieder heraus bekommen.
Regenerative Energien sind für den Energiemix wichtig. Allerdings sind die geforderten 25%, die durch diese Energien gedeckt werden sollen, schwierig, da es sich nach wie vor um Spitzenlastproduktion handelt, die ab einer gewissen Menge einfach nicht mehr sinnvoll ist.
Dem hingegen kann man sich auch einmal im Ausland um schauen. In Frankreich werden zum Beispiel 76% der gesamten elektrischen Energie in Kernkraftwerken gewonnen, in Belgien 56% in Schweden 47%. Dadurch werden enorme Mengen an CO2 eingespart. Es ist einfach derzeit unverantwortlich, den Atomausstieg zu fordern, wenn nebenbei über CO2 Einsparung reden will. Dazu am Schluss noch ein Zitat aus Brüssel:
„Verschiedene Mitgliedstaaten haben die politische Entscheidung getroffen, aus der Nutzung der Kernenergie auszusteigen; alternative Brennstoffe sind jedoch nicht ohne weiteres und nicht in größeren Mengen kostengünstig verfügbar. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass alternative konventionelle Brennstoffe deutlich höhere Schadstoffemissionen verursachen.“ („Grünbuch - Die Sicherheit der Energieversorgung der Union, Technischer Hintergrund“, Europäische Kommission)
Ende Teil zwei. Viel Spaß damit. Morgen werde ich mich mit der Sicherheit und den Risiken in Atomkraftwerken befassen.