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Der Dresdner Musiker Rainer Promnitz ruft die Bürger auf, sich gegen die geplante Kürzung der Kulturzuschüsse zu wehren. Die SZ hat die Finanzsituation von Theatern unter die Lupe genommen.

Ein Zeichen für Dresden will Rainer Promnitz setzen und fordert die Bürger auf, es ihm gleich zu tun: Sie sollen für den Erhalt der Kulturlandschaft Dresdens Briefe schreiben: an den Oberbürgermeister, die Fraktionen, einzelne Stadträte. Acht Millionen Euro bis 2007 an der Kultur zu sparen, sei zu viel. Promnitz, Mitglied der Elterninitiative zum Erhalt der Jugend- und Kunstschule, ruft auf, sich an der am Wochenende beginnenden Unterschriftensammlung der Dresdner Intendanten gegen überzogene Sparmaßnahmen zu beteiligen.

Dass gespart werden muss, darüber sind sich nach wie vor alle einig. Der Ruf, an die Tarifverträge der Künstler heranzugehen, wird lauter. Rolf Bolwin, geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereines und als solcher an den Tarifverhandlungen auf Arbeitgeberseite beteiligt, warnt aber vor zu großen Erwartungen. „In Dresden müssen für die Theater erst einmal die Strukturfragen geklärt werden, muss politisch entschieden werden, ob man den Vorschlägen der Theaterkommission folgt oder nicht“, sagt Bolwin. „Erst nach dieser Entscheidung können wir sehen, ob und welche neuen Betriebe entstehen und ob ein Haustarif nötig ist.“ Doch für das künstlerische Personal einen Vertrag festzuschreiben, der wie für die Verwaltungsmitarbeiter Lohn- und Arbeitszeitverkürzungen festschreibt, sei sehr schwierig. Eine wöchentlich garantierte Arbeitszeit von etwa 36 Stunden funktioniere im künstlerischen Betrieb nun mal nicht.

Tarifvorschläge aus Dresden hat er in letzter Zeit nicht gehört: „Still ruht der See im Moment. Keine Seite bewegt sich so, dass eine Lösung auch nur erkennbar wäre.“

Die Statistiken der Häuser belegen, dass die Theaterschaffenden in den vergangenen fünf Jahren bei steigender Leistung mit weniger Geld auskamen.

Semperoper

Die Oper wird vom Freistaat finanziert. 1991 hatte das Haus noch etwa 1 200 Beschäftigte. 1999 waren 869 Beschäftigte angestellt, 2003 noch 832. Die Arbeitnehmer in den Werkstätten der Semperoper stellen auch für das Staatsschauspiel Kostüme und Dekorationen her. 390 Vorstellungen gab es 1999 in der Semperoper, die 387 230 Gäste besuchten. 2003 kamen 436 928 Besucher zu 403 Vorstellungen. Der Zuschuss vom Land beträgt seit 1997 trotz neuer Tarifanpassungen unverändert 35,58 Millionen Euro.

Staatsoperette

Vor fünf Jahren gab die Staatsoperette 220 Vorstellungen, 2003 waren es 203. Das ist bedingt durch die Arbeitszeitverkürzung im Bezirkstarifvertrag, der für die Techniker gilt. 1999 kamen 102 758 Besucher in das Haus nach Leuben, das entspricht einer Auslastung von 78 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Operette bei 101 253 Besuchern zu 82 Prozent ausgelastet. Von den 245 Mitarbeitern vor fünf Jahren sind derzeit noch 240 angestellt, das künstlerische Personal wurde um drei Stellen verringert. 10,02 Millionen Euro bekam die Operette 1999 von der Stadt, im vergangenen Jahr 10,44 Millionen. Bis 2007, so sieht es das Konsolidierungskonzept der Stadt vor, sollen 1,5 Millionen eingespart werden.

Herkuleskeule

Die Stadt unterstützte die Herkuleskeule 1999 mit 138 049 Euro, das waren neun Prozent des Gesamtetats. Den Rest musste das Kabarett selbst finanzieren. 2003 machten die städtischen 128 400 Euro noch 7,5 Prozent des Etats aus. Vor fünf Jahren arbeiteten neun, 2003 noch acht Künstler in der Herkuleskeule, die Zahl der Verwaltungsmitarbeiter und Techniker blieb konstant bei sechs Vollbeschäftigten und vier Teilzeitkräften. 323 Mal traten die Kabarettisten 1999 in ihrem Haus am Sternplatz auf, 329 Mal im vergangenen Jahr. Dabei schauten ihnen vor fünf Jahren etwa 57 500 Gäste zu, 2003 waren es 65 500.

Staatsschauspiel

Die vier Spielstätten des Staatsschauspiels (Theater oben, Theater in der Fabrik, Schlosstheater und Schauspielhaus) bekamen in den vergangenen fünf Jahren gleichbleibend 14,31 Millionen Euro pro Jahr. 134 611 Theaterbesucher sahen die 748 Vorstellungen 1999, 140 583 die 694 Aufführungen von 2003. Dass die Zahl der Vorstellungen gesunken ist, hat noch immer mit den Auswirkungen des Hochwassers zu tun. 1999 beschäftigte das Staatsschauspiel 340 Mitarbeiter, davon 131 künstlerisch Beschäftigte sowie 209 Arbeiter und Angestellte. 2003 waren es noch 299 Stellen, hiervon 106 künstlerisch Beschäftigte sowie 193 Arbeiter und Angestellte.

Theater Junge Generation

Zum TJG gehört die Bühne in Cotta und das Puppentheater im Rundkino. 78 337 Besucher pilgerten 1999 zu den beiden Spielstätten, 2003 waren es 89 992. Dafür ging der Zuschuss von 5,32 Millionen leicht auf 5,18 Millionen Euro zurück, obwohl die Zahl der Veranstaltungen von 600 auf 709 stieg. Personal eingespart wurde in den Jahren davor durch die Zusammenlegung der beiden Bühnen. Nun soll das TJG bis 2007 nochmal 2,5 Millionen sparen. Das TJG hat 130 Mitarbeiter, davon 68 künstlerisch Beschäftigte.

© SZ-Online vom 29.01.2004

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Ich finde es ist schon sehr wichtig, dass die Kultur in dieser Stadt nicht vor die Hunde geht.