Da sich 40% der Angestellten über Unwohlsein durch WLAN beschweren, wurde das Internet in den Französischen großen Bibliotheken erstmal bis auf weitere Untersuchungen abgeschaltet.

Die altehrwürdige französische Nationalbibliothek in Paris hat erstmals seit mehr als 150 Jahren den Schleier ihres geheimen Kabinetts gelüftet.

In einer vor Frivolität sprühenden Ausstellung werden mehr als 350 Bilder, Zeichnungen und vor allem Bücher aus der „Unterwelt“ (Enfer) genannten Sammlung gezeigt. Sie gibt nicht nur einen tiefen Einblick in die erotischen Fantasien, denen sich Literaten und Illustratoren seit dem 18. Jahrhundert hingaben. „Die 'Unterwelt' ist ebenso Zeugnis für ein Gefängnis der Zensur, in dem das vermeintlich Obszöne vor den wollüstigen Blicken der Öffentlichkeit geschützt wurde“, sagt Marie-Françoise Quignard, eine der Kuratorinnen. „Es zeigt, wie ein wichtiger Teil der Literatur ausgeklammert wurde.“

Die Heuchelei dauerte weit bis ins 20. Jahrhundert. Wer Zugang zu dem mythenumwobenen Kabinett haben wollte, musste sich erst die Sondererlaubnis einer Beratungskommission besorgen. Gleichwohl war die zu Zeiten von König Ludwig Philipp I. entstandene Abteilung in Expertenkreisen weltweit bekannt.

Mit der Heimlichtuerei ist es nun vorbei: Untermalt von einem sanften Stöhnen aus rosa Filztrichtern wird der Besucher ins Reich des Verbotenen entführt. Serien aus den Anfängen der erotischen Fotografie zeigen Liebesspiele in allen erdenklichen Varianten, über Kamasutra-Zeichnungen aus Fernost reichen die Exponate bis zu den Surrealisten des 20. Jahrhunderts. „Ich zeichne mit Links und masturbiere mit Rechts bis das Blut kommt“, schrieb Salvador Dalí auf eine Tuschezeichnung. Ein grauer Fleck in der Mitte des Bildes zeugt vom Ergebnis der Übung.

Ein großer Teil der Ausstellung widmet sich dem Werk des Marquis de Sade, dem Schöpfer des Sadismus und wortgewaltigen Sexphantasten. Das Faksimile des Manuskripts von „Les Infortunes de la Vertu“ (Das Missgeschick der Tugend) gehört zu den stolzesten Stücken der „Unterwelt“. In den Medien wird heftig über die Altersbeschränkung debattiert. Ist sie angebrachter Schutz der Minderjährigen vor den teils drastischen Darstellungen? Oder zeugt sie doch von Prüderie in einem Land, in dem ein Liebhaber zwar zu den anerkannten Statussymbolen gehört, in dessen Schlafzimmern das Licht aber eher rasch gelöscht wird und in dem der Besuch von gemischten Saunen für die meisten Männer und Frauen entschieden zu weit geht? „Das Verbot für Minderjährige ist doch Blödsinn, im Internet werden sie doch mit Trash-Sex überflutet“, sagt die Lehrerin Annabel Joffrin. Sie plant einen Besuch mit ihrer (Abitur-) Klasse, um ihren Schülern einen kulturellen Zugang zum Eros zu zeigen.