QUOTE (sz-online 24.12.2004) |
Geiz ist manchmal grausam Spielzeug unterm Weihnachtsbaum kommt 2004 oft aus China. Von Stephan Maurer Ob Plüschspielzeug, die ersehnte Puppe oder das neueste Videospiel – die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es chinesische Arbeiter waren, die in Deutschland für glänzende Kinderaugen sorgen. Die Bedeutung Chinas auch für den deutschen Spielwarenmarkt wächst ständig. Zugleich verliert die deutsche Spielwarenindustrie an Kraft. „Der Erfolg unserer Branche beruht nicht mehr auf Produktion in Deutschland“, so der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwaren-Industrie (DVSI), Volker Schmid. Weitere Arbeitsplatzverluste stünden in den nächsten Jahren an, prophezeit der Branchenexperte. „Wir sind kein Land mehr, wo in großem Umfang Spielzeug hergestellt wird.“ Dafür hat China seinen führenden Rang deutlich ausgebaut. Innerhalb eines Jahres legte das Importvolumen um rund eine halbe Milliarde Euro zu. Mehr als die Hälfte allen importierten Spielzeugs kommt bereits aus China – zu Lasten anderer Länder wie Japan, das erhebliche Teile der Videospiel-Produktion an China verloren hat. Der rasante Aufstieg zur Spielwarennation Nummer eins hängt vor allem mit der konkurrenzlos billigen Produktion dort zusammen. Doch die Medaille hat auch eine Kehrseite: „Erstmalig werden auch Lieferengpässe aus Süd-China gemeldet“, berichtet Geschäftsführer Walter Mackholt vom Spielwaren Groß-und Außenhandel. Als Ursache werde Arbeitskräftemangel angegeben. Ein weiterer sensibler Punkt für die Branche sind die Produktionsbedingungen in chinesischen Spielzeugfabriken. Regelmäßig berichten kirchliche Organisationen von skandalösen Zuständen. „,Geiz ist geil' können wir uns in Deutschland nur leisten, weil in China und anderen Billiglohnländern am Lebensnotwendigen gespart wird,“ mahnt etwa der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor, Josef Sayer. Der Verband der Spielwaren-Industrie sieht mittlerweile indes erste Erfolge. 2003 wurde eine Initiative zur Selbstverpflichtung der Mitglieder gestartet. „Nach einem Jahr haben bereits 21 Mitgliedsfirmen mehr als 40 Hersteller vor allem aus China über ein neutrales Institut überprüft“, so Verbandsgeschäftsführer Schmid. Die Mehrzahl dieser Hersteller habe sich dem Zertifizierungsprozess des „International Council of Toy Industries“ angeschlossen. „Unsere Mitgliedsfirmen haben sich damit international an die Spitze gestellt“, sagt Schmid; er hofft, dass andere Länder dem Beispiel folgen. „Das Verhalten der Firmen ist sehr unterschiedlich“, sagt dagegen Uwe Kleinert von der „Aktion fair spielt“. Nur einige Firmen nähmen die Selbstverpflichtung ernst und seien gesprächsbereit. Notwendig ist nach Ansicht der Aktion vor allem die Kennzeichnung der „fair“ produzierten Spielwaren mit einem Siegel. Doch so schnell sind die Chinesen da nicht. (dpa) Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artike...l.asp?id=746464 |
Eigentlich habe ich ja oft genung was zu dem Thema gesagt, aber da es grade heute passend in der Online Ausgabe der SZ stand musste ich es einfach noch mal posten.