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Vollständige Version anzeigen: Open Access
Chris
Aus aktuellem Anlass:
Open Access bezeichnet nicht etwa, wie man annehmen könnte, den freien Konkurrenten zu Microsofts Datenbanksystem. Vielmehr ist es ein Ansatz für die Verbreitung von der öffentlichen Hand bezahlten Wissens. So sollen die Ergebnisse der Forschung, die von öffentlicher Hand (also dem deutschen Staat, als von uns) bezahlt oder gefördert wurde, kostenlos verfügbar sein. So soll man, anstatt teure Bücher oder Zeitschriften für die Bibliotheken zu kaufen die wissenschaftlichen Publikationen von Professoren und Mitarbeiter gratis erhalten. Möglich macht dies das Internet.
Hintergrund der ganzen Sache sind sicherlich auch die gestiegenen Kosten für Literatur im universitären Forschungsbereich zusammen mit der bekannten Geldknappheit. An den Einnahmen internationaler Verlagshäuser verdient der einzelne Staat kaum etwas. Ein weiterer Gedanke könnte sein, dass man als Staat schon einmal für die Forschung bezahlt hat, und nun ein zweites Mal für den Zugriff zahlen soll.

Was haltet ihr von dem Modell "Open Access"?
abadd0n
Die Befürworter von Studiengebühren finden das Konzept (eigentlich ist es mehr ein Paradigma) sicher nicht gut. Schließlich muß für Bildung bezahlt werden, es ist ja nicht so, dass es ein GemeinWissen gibt, oder?

Der Bundestag ist auch schon auf das Phänomen gestoßen und definiert: "Der Begriff Open Access (Abk.: OA) bezeichnet ein neuartiges Konzept für das wissenschaftliche Publikationswesen. Ziel ist es, den Zugang zu wissenschaftlicher Information zu erleichtern. Das Dokument stellt einen Überblick über die wissenschaftliche und politische Debatte um “Open Access” dar…."

Nur: Was soll das Ganze? Ist nicht Wissen sowieso frei? Aus epistemologischer Sicht ist doch genau das Wissenschaft: Gemeinsamer Erkenntniswille. Nun mit solcherlei Begriffen um sich zu werfen zeugt doch nur davon, dass unsere Auffassung von Bildung schon viel zu verkommen ist. Wertschöpfung is wichtig blah..

~abd~

Nachtrag: Könnt ja mal über http://openaccess-germany.de/ brausen...
Chris
Wissen ist Arbeit (und zwar die, die ich verwendet habe um das Wissen zu bekommen). In diesem Sinne möchte ich auch eine gewisse Entlohnung für meine Arbeit haben. Und die bekomme ich nur, wenn ich denjenigen, der mein Wissen in Anspruch nimmt, dafür löhnen lasse.
abadd0n
Polemischer Unfug. Level 2 bitte.

#a
Pusteblumenkohl
ich bin bis dato immer davon ausgegangen das prinzipiell Wissen allgemein verfügbar ist. Abbadon hat das ja schon anschaulich gemacht. Ebenfalls ist es totaler Irrsinn, Wissen einen allgemeinen situationsunabhängigen Wert zu geben. Manchmal ist es wichtiger zu wissen, wie man einen Hummer standesgerecht verzehrt, als alles Wissen über Strohhüttenbau zusammen addiert. Und genauso andersrum biggrin.gif

@Chris: Wir sollten hierbei vielleicht differenzieren. Bis jetzt ist Wissen noch ein relativ allgemeiner Begriff.
Chris
Zitat(abadd0n @ 11 May 2007, 15:22)
Polemischer Unfug. Level 2 bitte.
*

Wissen erhält sich nicht von selbst. Wissen will gepflegt werden. Wissen will aufgeschrieben werden. Wenn man nichts mit seinem Wissen macht, außer es zu besitzen ist es für'n Arsch. Und man kann jetzt auch nicht gerade viel mit seinem Wissen machen.
a) benutzen um etwas neues zu generieren (Waren, Wissen)
b) verschenken (Open Access, Diskussionsrunden, Hilfestellungen)
c) verkaufen
c1) einmal verkaufen (wenn man z.B. bei einem Unternehmen arbeitet)
c2) zweimal verkaufen (wenn man beim Staat arbeitet)
loco
ich finde es blöd, so lange es kein "elektronisches Papier" gibt..
warum steigen denn die Verkaufszahlen von Büchern, obwohl es schon so einige e-books gibt?

also klarer Vorteil wäre die elektronische Suche in solchen Publikationen, aber die Handhabung zum Lesen finde ich nicht sonderlich toll z.Z.

und wieso sollte ein Staat seine Hosen für die Welt runter lassen? in Folge der der Globalisierung und der Rohstoffarmut Deutschlands werden wir schon noch sehen, was es bringt, nicht zu schnell alles an Wissen auf den Weltmarkt zu werfen..
ok, man könnte auch einfach in die Bibo gehen, denn da steht das Zeug eh rum, aber es ist ein Mehraufwand damit verbunden.
tingel
Den Link zum Thema habe ich jetzt zwar nicht gelesen, aber ich wundere mich etwas über das Thema. In den Staaten ist es schon lange so, daß Ergebnisse öffentlich finanzierter Projekte jedem offen stehen müssen.
Das hat uns z.B. so schicke Sachen wie *BSD gebracht. Das Argument, im globalen Wettbewerb nicht zu viel zu verschenken ist aber sicher auch stichhaltig. Deswegen müßte man konsequent immer in Deutsch veröffentlichen, damit hiesige Verwerter dieses Wissens größere Wettbewerbsvorteile als z.B. unsere Copy & Paste Freunde in China haben. Technologieklau ist ja ein ganz großes Thema.
Chris
Die aktuelle Vorgehensweise ist eh, dass du elektronisch im Katalog z.B. des IEEE suchst (z.B. über IEEE-Xplorer, Cite-Seer etc.) und den Bücherbeständen der Slub. Beim IEEE sind alle neueren Publikationen im Internet verfügbar. Den Onlinezugang erhält man (hier die SLUB) mit dem Abonnement der Zeitschriften gegen eine kleine Gebühr, das große Geld fällt sowieso für die Zeitschrift an sich an. Bevor du dir aber irgendwelche Zeitschriften aus dem Magazin bringen lässt, die dann aufwendig kopierst und wieder zurückschickst, kannst du dir auch die Online-Version ausdrucken. Ein zur Zeit schon sehr gängiges Verfahren.

Aber wieso der Staat die Hose dabei runterlässt, versteh ich nicht. Im Moment sind die ganzen wissenschaftlichen Publikationen für jeden greifbar, der sie bezahlen kann. Da kann Deutschland nichts eingrenzen, dass es z.B. nur an deutsche Forscher gehen soll.

Hightechwissen, was in Firmen verarbeitet wird, kriegt man meistens eh nicht zu Gesicht, es sei denn, sie melden ein Patent darauf an (was bedeutet, dass es für jeden öffentlich und kostenlos einsehbar sein muss).

Der IEEE als non-profit Organisation verkauft seine Zeitschriftenpakete wohl für grob 60 bis 70 Tausend Euro im Jahr. Kommerzielle Verlage verlangen das Dreifache. Und das muss jede Universitätsbibliothek in Deutschland hinlegen, wenn sie ihren Studenten eine gute Arbeitsgrundlage bieten wollen. Im allgemeinen werden die Preise jedes Jahr um 20 bis 30% angehoben. Quelle. Die SLUB in Dresden hat schon länger kein Geld mehr um andere Zeitschriften neben dem IEEE zu bestellen.
loco
das ist schon klar, dass etwas, was veröffentlicht wird, auch öffentlich ist..
aber die Steine, die auf dem Weg liegen, um daran zu kommen, sollte man evtl. doch liegen lassen..
nichts gegen best. Menschengruppen, aber wenn ich mir ankucke, wie dumm dreist manche klauen, kopieren und nachbauen, da kommt mir die Wurst
schildkroet
Ich denke, wenn man Leute mit öffentlichen Geldern dafür bezahlt, dass sie forschen (Wissen schaffen?), sollten sie nicht noch Unmengen an Kohle mit dem Wissen verdienen können. Ich verweise hierbei auf einige WiWi-Professoren, deren Bücher für die Vorlesung "dringend empfohlen" sind und über 40 Euro kosten... aber wen wundert's, dass das OpenAccess diese Leute nicht gerade faszinieren wird.