Penthesilea
die bühne - Das Theater der TU

am Samstag den 06.10.2007



Das Stück
Hier ist ein Schlachtfeld. Troja wird belagert. Doch nichts bewegt sich. Dann tauchen die Amazonen unter der Führung Penthesileas auf und kämpfen mit - nur auf wessen Seite, das weiß man nicht. Munter werden die Krieger beider Seiten geschlachtet oder gefangen genommen. Warum? Es gibt da so ein uraltes Gesetz, das den Amazonen verbietet, sich zum Mann zu nehmen, wer nicht im Kampfe besiegt wurde. Und so ziehen jedes Jahr die jungen Frauen des Stammes aus und fangen sich einen Mann. Irgendeinen, denn die Wahl trifft das Schwert, nicht die Frau.
Penthesilea aber sieht auf dem Schlachtfeld nicht nur einen Mann, sie sieht ihren Mann: Achill. Sie fordert ihn zum Kampf und unterliegt. Ihre Vertraute Prothoe überredet Achill, sie in dem Glauben zu lassen, sie habe gewonnen. Der Schwindel fliegt auf, doch Penthesilea kann nicht von ihm lassen und gefährdet damit die ganze Mission. Achill, selbst von der Amazone fasziniert, beschließt, sich zum Schein einem Zweikampf zu stellen und besiegen zu lassen. Nur: Penthesilea weiß nichts davon. Ihr Wollen wird zur Begierde, der verletzte Stolz zur Raserei. Am Ende liegt Achill tot auf dem Feld.
Zuerst will Penthesilea nicht wahrhaben, welche Tat sie dort begangen hat. Doch die Erkenntnis des eigenen Handelns führt sie letztendlich auch zur Einsicht, dass das Gesetz, dem sie nicht folgen konnte und das sie doch nicht brechen wollte, sie erst dazu gebracht hat. „Ich sage vom Gesetz der Fraun mich los“ entschließt sie, von einem Gesetz, dessen Zweck über die Jahre in Vergessenheit geraten ist - dem zu folgen also keinen Sinn mehr hat. Doch der Schmerz über den Tod des Geliebten ist so groß, dass sie dran zugrunde geht.

Warum Kleist?
Heinrich von Kleists 1808 erschienenes Werk Penthesilea wurde von seinen Zeitgenossen nicht gerade euphorisch aufgenommen, brach er doch nicht nur mit der kühlen, humanistischen Darstellungsweise einer Iphigenie auf Tauris, sondern auch gleich mit den Merkmalen einer Tragödie nach Aristoteles: Keine Einteilung in die obligatorischen Akte, lediglich vierundzwanzig Auftritte. Und dann diese Sprache! Nicht nur Herr Goethe war davon wenig begeistert und Penthesilea wurde nicht mehr zu Kleists Lebzeiten aufgeführt.
Und was geht uns das Stück heute an? Mit Penthesilea beschreibt Kleist Menschen, die nicht nur in den Gesetzen seiner Gesellschaft gefangen sind, sondern vor allem in sich selbst und den in ihnen herrschenden Widersprüchen. Der Kampf der Systeme wird immer auf der Ebene des Individuums ausgetragen. Penthesilea versucht nur, was wir alle versuchen: Sie selbst sein. Ihre Bedürfnisse befriedigen. Innerhalb der ihr vorgegebenen Grenzen, versteht sich. Doch irgendwo laufen die Interessen des Individuums und seiner Gesellschaft auseinander. Inwieweit sollen wir dann Konventionen folgen, deren Sinn oder Unsinn wir nicht mehr ermessen können? Sind Kampf und Liebe wirklich untrennbar verbunden, oder könnten wir uns einfach hinsetzen und mal drüber reden? Überhaupt: Drüber reden. Wie kommuniziert man überhaupt seine Bedürfnisse, wenn man sich ihrer gar nicht bewusst ist?
Penthesilea ist nicht nur ein Stück über die alten Griechen, den Konflikt der Systeme oder die zerstörerischen Kräfte der Liebe, sondern auch über die Schwierigkeit als Individuum mit seinen eigenen Wünschen, Zwängen und Begierden zu leben.

Eintritt: 8€ bzw. ermäßigt 5€