eXma » Diskutieren » Weltgeschehen
Startseite - Veranstaltungen - Mitglieder - Suche
Vollständige Version anzeigen: Spiegel.de und der G8-Gipfel
Chris
Spiegel.de haut mal wieder richtig auf die Kacke. Anlass dazu gibt der G8-Gipfel. Scheinbar sind sowohl Redakteure der Onlinezeitung sowie die Chefredakteure sehr pro-G8 eingestellt. Zumindest hält man sich mit Worten nicht zurück, wenn es um Gegner des Gipfels dreht. So werden im Beitrag Razien bei G8-Gegnern die Publikationen als Pamphlet verschriehen. Deutsche Künstler werden in einem Beitrag über den G8-Protest als Dummschwätzer und Gutmenschen bezeichnet.

Was haltet ihr von dieser Berichterstattung?
hullbr3ach
Das ist SP.ON. Was erwartest du denn? Eine Nachrichtenseite, bei der Promi&Klatsch direkt nach den Top-Themen kommt zeigt doch, wo das Niveau liegt.
Mimi
die frage passt nicht unmittelbar zu den antworten wink.gif
NEO.POP
hm beim spiegel wär ich eigentlich eher vom gegenteil ausgegangen aber man lernt ja nie aus, allerdings denk ich nicht das man beim spiegel eine allgemeine positionierung ausmachen kann da die immer sehr vom jeweiligen artikelverfasser abhängt. mir sind da schon öfter beispiele aufgefallen wo es mehrere artikel zu einem bestimmten thema gab die aber zueinander völlig widersprüchlich waren. dem artikelverfasser muss man aber in der hinsicht schon recht geben das die anti-haltung unserer "popsternchen" wohl eher was mit imagekampagne und links-is-sexy-verhalten zu tun hat als mit allem andren. son stuss was jan delay da von sich gibt hab ich schon lang nicht mehr gehört.
Hrothgar
Zitat(Chris @ 09 May 2007, 17:54)
die Publikationen als Pamphlet verschriehen.


In diesen "Publikationen" wird zu "Randalen" aufgerufen und dazu "das Image der Stadt [Berlin]" zu beschädigen. Das ist ein Pamphlet, das zur Gewalt aufruft, das hat mit Politik nichts mehr zu tun, also sollte man es auch so nennen.

Zitat(Chris @ 09 May 2007, 17:54)
Deutsche Künstler werden in einem Beitrag über den G8-Protest als Dummschwätzer und Gutmenschen bezeichnet.


Der zweite Artikel ist ein Meinungsartikel, der im Kulturressort erschienen ist. Das ist eben KEINE Berichterstattung, soviel Medienkompetenz muss schon sein. Oder hast du das absichtlich hier miteinander vermengt?


Hrothgar
Chris
Zitat(hullbr3ach @ 09 May 2007, 18:00)
Das ist SP.ON. Was erwartest du denn? Eine Nachrichtenseite, bei der Promi&Klatsch direkt nach den Top-Themen kommt zeigt doch, wo das Niveau liegt.
*

Generell erwarte ich eigentlich, dass man solche Seiten abschaltet, bzw. die Lizenz zum Nachrichtenschreiben außerhalb des Promisektors verbietet. wink.gif

Zitat(Mimi @ 09 May 2007, 18:09)
die frage passt nicht unmittelbar zu den antworten wink.gif
*

Kannst du das auch konkretisieren? Ich finde jede der vier Antworten sehr wohl legitim auf die Frage und man kann deutlich genug herauslesen, wie die Einschätzung des Antwortenden ist.

Zitat(NEO.POP @ 09 May 2007, 18:37)
dem artikelverfasser muss man aber in der hinsicht schon recht geben das die anti-haltung unserer "popsternchen" wohl eher was mit imagekampagne und links-is-sexy-verhalten zu tun hat als mit allem andren. son stuss was jan delay da von sich gibt hab ich schon lang nicht mehr gehört.
*

Egal ob Jan Delay Stuss erzählt oder nicht, sollte doch eine Zeitung, die Nachrichten verbreitet, das nicht beurteilen, oder?

Zitat(Hrothgar @ 09 May 2007, 22:51)
In diesen "Publikationen" wird zu "Randalen" aufgerufen und dazu "das Image der Stadt [Berlin]" zu beschädigen. Das ist ein Pamphlet, das zur Gewalt aufruft, das hat mit Politik nichts mehr zu tun, also sollte man es auch so nennen.

Der Ausdruck Pamphlet stellt meiner Meinung nach eine sehr negative Wertung der Schriftstücke da, somit Meinungsmache, die, wie ich finde, nichts in Artikeln zu suchen hat.
Zitat
Der zweite Artikel ist ein Meinungsartikel, der im Kulturressort erschienen ist. Das ist eben KEINE Berichterstattung, soviel Medienkompetenz muss schon sein. Oder hast du das absichtlich hier miteinander vermengt?
Hrothgar
*

Es steht nicht dabei, dass das irgendein Kommentar irgendeines Journalisten ist. Er ist, wie alle anderen Nachrichten unter Nachrichten eingeordnet. Und wenn er drei Mal im Kulturressort auftaucht, haben wertende Ausdrücke meiner Meinung nach dort nichts verloren.
EnjoyTheChris
Ich finde es selbstverständlich, wenn eine Zeitung eine Position zum G8-Gipfel bezieht, so lange diese Positionen über ein "ja/nein" hinaus gehen.

Chris Beitrag ist leider nur Bildjournalismus, denn ich halte es für gewagt von zwei Artikeln eine "Pro-G8-Einstellung" der Chefredakteure zu erkennen.

Dass der Anreißer des "G-8-Protest als Pop-Event" - Artikels, nun ja etwas reißerisch formuliert ist, ist eben Journalismus. Im Text, wird ja doch relativ plausibel dargelegt warum Jan Delays als Dummschwätzer bezeichnet wird. Es ist als Künstler immer gefährlich sich für solche Aktionen einspannen zu lassen, da eine eigene fundierte Meinung zum Thema, die ja Voraussetzung sein sollte, nur allzu leicht in dumpfen Parolen untergeht. Wenn dann aber selbst auf Nachfrage, nur so heiße Luft wie bei Jan Delays rauskommt, dann ist der Vorwurf des "Dabeiseins um des dabeiseins wegen", den der Artikel ja indirekt macht, in meinen Augen berechtigt.

C'ya,

Christian
Pusteblumenkohl
@enjoytheC: yes.gif

Jan Delay ist jedoch wirklich der denkbar schlechteste Vertreter gleich welcher Meinung.
wink.gif

gfx-shaman
nunja unabhaengig vom g8 scheinen ja spiegel und springer so langsam einer meinung zu sein. so betrachtet gabs ein fast aehnliches szenario vor ca 40 jahren schon einmal.

schoen das dafuer nun die kochstrasse doch in Rudi- Dutschke-Straße umbenannt werden durfte cool.gif
Atanasoff
Zu dem Thema passt gut eine Buchvorstellung, die ich gestern bei Kulturzeit auf 3Sat gesehen habe:
Lutz Hachmeister
"Nervöse Zone. Politik und Journalismus in der Berliner Republik"
Zitat(3Sat)
Sind Journalisten in der "Berliner Republik" eine "Elite ohne Bewusstsein"? Diese Frage stellt sich Lutz Hachmeister in seinem Buch "Nervöse Zone". Für ihn sind nach dem Fall der Mauer auch die ideologischen Grenzen zwischen konservativer und linksliberaler Haltung in der Berichterstattung mehr und mehr verschwommen. Dieses Vakuum trifft Journalisten und Politiker gleichermaßen. Gleichzeitig wächst die Nähe zwischen Politik und Presse.
 
Die Bonner Idylle ist vorbei, der Fernsehtalk - etwa bei "Sabine Christiansen" - wird zur politischen Dauerkonferenz. Hauptstadt-Journalismus als eine Art Fashion-Industrie, in der alle auch immer versuchen, das Neue herbeizuschreiben. Wer hat in dieser "Welt der Wortführer" das Sagen?

Journalisten: von Beobachtern zu Akteuren

Der mediale Geschwindigkeitsrausch fördert schnelle Loyalitätswechsel. Berichterstattung in der "nervösen Zone" bedeuten: Wem man gestern gewogen war, den kann man am nächsten Tag fallen lassen. Ein Zirkel machtbewusster Journalisten wird auf diese Weise von Beobachtern zu Akteuren der Politik. "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher etwa beherrscht die Kunst des Agenda-Settings wie kaum ein anderer - so beschreibt es Hachmeister. Er initiiert zeithistorische Großdebatten. Jüngstes Beispiel ist die SS-Lebensbeichte von Literaturnobelpreisträger Günter Grass.
 
In Abgrenzung von den 68ern spielt man mit Begriffen wie der "neuen Bürgerlichkeit". Eine Symbolfigur dieser "neuen Deutschwerdung" und einer konservativen Wende ist "Spiegel"-Kulturchef Matthias Matussek. Neben geschärftem Bewusstsein für ihren politischen und sozialen Status sind sich die Akteure vor allem ihrer gesellschaftlichen Wirkungsmöglichkeit bewusst. Und werden so zunehmend selbst Teil der Berichterstattung - durch Fernseh-Kenntlichkeit berühmt. Gleichzeitig pflegen sie ein distanziertes Verhältnis zur operativen Politik.

Wie kann vor diesem Hintergrund der Journalismus als Agent der Aufklärung überhaupt noch kenntlich werden? Und wozu wird man ihn noch brauchen?
Hrothgar
Zitat(Chris @ 10 May 2007, 00:53)
Egal ob Jan Delay Stuss erzählt oder nicht, sollte doch eine Zeitung, die Nachrichten verbreitet, das nicht beurteilen, oder?

In jeder Zeitung dieser Welt finden sich Artikel die explizit Meinungen wiedergeben. Bei den meisten großen Tageszeitungen sind diese Kommentare sogar auf der Titelseite abgedruckt. Blankes Berichten von Nachrichten ist nur eine Aufgabe von Zeitungen.

Zitat(Chris @ 10 May 2007, 00:53)
Der Ausdruck Pamphlet stellt meiner Meinung nach eine sehr negative Wertung der Schriftstücke da, somit Meinungsmache, die, wie ich finde, nichts in Artikeln zu suchen hat.

Ein Stück Papier, das zur Gewalt aufruft als Pamphlet zu bezeichnen finde ich persönlich bewundernswert zurückhaltend.

Zitat(Chris @ 10 May 2007, 00:53)
Es steht nicht dabei, dass das irgendein Kommentar irgendeines Journalisten ist. Er ist, wie alle anderen Nachrichten unter Nachrichten eingeordnet. Und wenn er drei Mal im Kulturressort auftaucht, haben wertende Ausdrücke meiner Meinung nach dort nichts verloren.
*


Kauf dir eine beliebige Tageszeitung, egal ob FAZ, Süddeutsche oder sonstwas. Dort gibt es immer einen Kulturteil in dem Meinungen, auch kontroverse vorgestellt und debattiert werden. Das ist in der Publizistik übrigens schon immer so gewesen und keinesfalls eine neumodische Entscheidung. Zeitungen sind auch dafür da, öffentliche Debatten zu führen.


Von einer Zeitung nur das abdrucken nüchterner Nachrichten zu erwarten ist völlig illusorisch und geht am Thema dieses Mediums auch völlig vorbei. Wenn du sowas willst, musst du die Nachrichtenticker der Agenturen abonieren.
Hrothgar
JoSchu
Ich halte es für absolut unproblematisch und durchaus auch sinnvoll zur eigenen Meinungsbildung, wenn Zeitungen Meinungen vermitteln, solange dies gekennzeichnet ist (also z.B. als Kolumne, Kommentar, im Kulturteil, etc.) Sinnvoll deshalb, weil ich in jedem Fall meine eigene Meinung mit den Argumenten des Autors abgleichen und überdenken kann.
Letztlich wäre auch eine reine Nachrichtenvermittlung nicht von subjektiven Verfärbungen unabhängig. Allein schon durch die Auswahl von Quellen, ihre (notwendige) Beurteilung der Brauchbarkeit und ihr Herausstellen im Gesamtkontext kann beim Leser eine Meinung generiert werden. Und gegenüber dieser subtilen Form der Meinungsmache ist mir ein offen Stellung beziehender Artikel durchaus lieber.