

Im August sind die Straßen der italienischen Autostadt Turin heiß und verlassen. Die Einwohner spannen woanders aus. Andrea Pininfarina aber war noch auf seinem Posten. Der 51-jährige Spross der Autodesignerdynastie bemüht sich seit Monaten, das angeschlagene Familienunternehmen zu retten. Er wollte eine Sitzung des Verwaltungsrats in der kommenden Woche vorbereiten.
Auch am Donnerstag fuhr der Gründerenkel wieder mit seiner metallic-grauen Vespa in die elegante Unternehmenszentrale in Cambiano vor den Toren Turins. Auf dem Weg ist er tödlich verunglückt. Ein 78-jähriger Autofahrer übersah den Roller des Industriellen beim Einbiegen in die Via Torino.

Nicht nur Turin stand deswegen am Donnerstag unter Schock, sondern die gesamte Industriewelt Italiens. Wieder einmal wird der Generationswechsel in einem Vorzeigeunternehmen unterbrochen. Die Autoschmiede, gegründet 1930 von Battista Farina, hat italienische Automobilgeschichte geschrieben. Battista, sein Sohn Sergio und der nun tödlich verunglückte Enkel Andrea haben die schönsten Ferraris aller Zeiten entworfen. Autolegenden wie der Lancia Aurelia Spider oder der Alfa Romeo Giulietta Spider entstanden bei Pininfarina.
weiter bei sueddeutsche.de/wirtschaft
Pininfarina lebte für das Familienunternehmen. Er schloss sein Ingenieurstudium 1981 mit 24 Jahren ab, jobbte ein Jahr in den USA für den amerikanischen Trailer-Hersteller Fruehauf und kehrte dann zurück.
1983 wechselte er in das von seinem Vater Sergio geführte Familienunternehmen. Dort war er seit 2001 als CEO tätig. 2006 übernahm er zusätzlich die Position des Chairman of the Board of Directors. Der Vorstandschef war führend im Arbeitgeberverband Confindustria aktiv. Pininfarina hinterlässt eine Ehefrau und drei Kinder.
Die Aktie des Unternehmens gewann bis zum Abend in Mailand mehr als 20 Prozent an Wert. Investoren spekulieren offenbar darauf, dass das Unternehmen nun verkauft wird.
manager-magazin.de mit Material von dpa