Die Städtische Galerie Dresden zeigt:

»Learning from Moscow - Positionen aktueller Kunst aus Moskau«

Dem einen oder anderen fallen beim Begriff zeitgenössische Kunst abstrakte Bilder aus kantigen bis organischen Formen in surrealen Farben ein, dem anderen vielleicht Streetart und moderne Grafik. Was ist zeitgenössische Kunst und was will sie uns vermitteln? Oft ist heute gute Kunst die, die auf den internationalen Märkten hohe Preise erzielt, die ausgefallen und neu wirkt. Dabei geht es in vielen Fällen mehr um die Kunst selbst, als um ihre Aussage. Die aktuelle Antwort aus Russland auf die Frage "Was ist moderne Kunst?" gibt derzeit die Städtische Galerie Dresden mit ihrer Ausstellung: »Learning from Moscow - Positionen aktueller Kunst aus Moskau«

Der Titel macht gespannt und ist Programm. Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen! Hieß es einst. Doch warum diese Anspielung auf Englisch? Die moderne Kunst Russlands ist international geworden. Künstler aus dem ganzen Land versammeln sich in den kulturellen Zentren Moskau und Sankt Petersburg und stellen ihre Werke inzwischen weltweit mit großem Erfolg aus. Und auch in Moskau und Sankt Petersburg wachsen neue Galerien, allein in diesem Jahr werden zwei neue private Galerien für moderne Kunst eröffnet.

Doch worum geht es? Die postsozialistische Gesellschaft scheint der russischen Kunstszene viele Probleme zu eröffnen, die in den Werken bearbeitet werden. Man beschäftigt sich mit dem Sowjetischen Erbe, dem Einfluss des Islam, der Stellung der Frau, mit Oligarchie und vielen aktuellen gesellschaftlichen Problemen. Die Ausstellung zeigt hierbei eine generationsübergreifende Sicht, da das Alter der Künstler von Anfang 30 bis 70 Jahren reicht. Ausgestellt sind Werke von 16 Einzelkünstlern und Künstlergruppen, die die moderne Gesellschaft in Frage stellen. Die Tragweite ihrer Werke zeigt sich unter Anderem darin, dass insgesamt sechs Werke Russland nicht verlassen durften, da diese bei den Behörden bedenken hervorriefen.

Die Kunstformen sind vielfältig, genau wie die Probleme, die beschrieben werden. Videoinstallationen, deren Bilder eine weitläufige Interpretation möglich machen, Fotographien die sich auf witzige aber doch sehr durchdachte Art und Weise mit den neuen Unterschieden zwischen Neureicher Gesellschaft und großer Armut befassen, Bilder die den stalinistischen Plakatstiel mit amerikanischer Popart verbinden und uns Europäern zeigt, wie stark wir mit den USA verstrickt sind, indem die Sterne der EU-Flagge sich plötzlich oben Rechts in der US-Amerikanischen wieder finden. „Vorwerts zum Sieg des Globalismus!“ steht rechts neben dem Bild geschrieben. Genauso kann man Plastiken bewundern, die nicht weniger Tragweite besitzen. Gleich eines der ersten Exponate zeigt dem Betrachter eine Pipeline, der das Leninmausoleum im Wege steht. Noch macht sie einen Bogen darum.
Stehen der neuen Gesellschaft alte Werte im Wege? Was sind die Ziele der kapitalistischen Gesellschaft und welche Probleme wirft sie auf? Wie kann moderne Kunst sich mit gesellschaftlichen Missständen beschäftigen? Das sind Fragen, mit denen man sich wohl auch im Herzen Europas beschäftigen sollte. Sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir als Europäer einmal wieder sagen sollten: »Learning from Moscow? Aber klar doch!“ Wer sich diese Frage beantworten will, hat noch bis zum 02.09.2007 die Möglichkeit, eine andere Kunst kennen zu lernen, die der Gesellschaft Probleme vor Augen führt.

- Und das ist wohl auch die Antwort auf die eingangs gestellte Frage.





An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei Herrn Johannes Schmidt bedanken, der durch die Austellung führte.