Zum Geschehen in der Altstadt am 13.Februar 2007
Anlässlich der Bombardierung Dresdens vor 62 Jahren fand gestern zum wiederholten male ein Naziaufmarsch statt. Die rechtsextreme JLO (Junge Landsmannschaft Ostdeutschland, früher Ostpreußen) organisierte den „nationalen Trauermarsch aus Anlaß der Wiederkehr des Jahrestages des anglo-amerikanischen Bombenholocaustes vom 13. Februar 1945.“ Insgesamt waren ca. 1500 Neonazis angereist um an dem Umzug teilzunehmen, der erst verspätet beginnen konnte, da sich einige Teilnehmer zunächst der verordneten Kontrollen entzogen.
Wie jedes Jahr zum 13. Februar gab es gegen diese Demonstration wieder zahlreiche Gegenveranstaltungen. Die bürgerliche „Meile der Demokratie“ und die von den Parteien und Gewerkschaften organisierte Demonstration „Geh Denken“ zog anstatt der erhofften 3000 zwischen 4000 und 5500 Bürgerinnen und Bürger an. Auf dem Schloßplatz zündeten viele Dresdner Kerzen an sie den Schriftzug "Diese Stadt hat Nazis satt" bildeten.
Die Gegendemonstration der linksextremen Antifa (Antifaschistische Aktion) fand mit ca. 1500 Personen statt und verlief weitestgehend friedlich.
<div style="float:left;margin:0px 10px 10px 0px;padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;">

Insgesamt wurden 12 Personen beider Seiten festgenommen, ihnen droht jetzt eine Anzeige wegen Unruhestiftung, Volksverhetzung und Landfriedensbruch.
Der innerstädtische Verkehr wurde massiv beeinträchtigt, es kam zu Staus.
eXma schreibt hat für euch einige Erlebnisberichte gesammelt, die ihr im Anschluss findet, sowie auch Auszüge aus der Stellungname des Polizeipäsidenten und aus dem Live Ticker von indymedia.
Zitat( Polizeipräsident Dieter Hanitsch @ Polizeiführer des Einsatzes)
Polizeipräsident Dieter Hanitsch, Polizeiführer des Einsatzes "Wir haben konsequent agiert und auf eine strikte Trennung von Demonstranten und Gegendemonstranten geachtet. Die Sicherheit in der Landeshauptstadt war zu jeder Zeit gewährleistet. Störungen blieben die Ausnahme. Damit prägte das stille Gedenken den 13. Februar."
[alles lesen]
<div style="float:right;margin:0px 0px 10px 10px;padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;">

Zitat( Ticker von indymedia)
21:10 - Straßenschlachtähnliche Zustände zwischen HBF und TU. Bullen völlig überfordert. Schätzungsweise 300-400 Nazis, die am Bahnhof gekesselt waren, sind Richtung Norden ausgebrochen. Erste Rettungswagen rücken an.
21:52 - Blockade auf Steinstr. soll geräumt werden. Wasserwerfer fahren auf der Willsdruffer Str. auf. Antifas berichten hier wiederholt von heftigen Auseinandersetzungen!
22:00 - Blockade Steinstr. gewaltsam geraeumt. Knueppeleinsatz auch von der Blockade auf Petersburger Str. gemeldet.
21:52 - Blockade auf Steinstr. soll geräumt werden. Wasserwerfer fahren auf der Willsdruffer Str. auf. Antifas berichten hier wiederholt von heftigen Auseinandersetzungen!
22:00 - Blockade Steinstr. gewaltsam geraeumt. Knueppeleinsatz auch von der Blockade auf Petersburger Str. gemeldet.
[alles lesen]
Zitat( Student)
der 13. februar war für mich vor allem der geburtstag meiner mutter. als ich nach dresden kam, musste ich feststellen dass dieser tag zunehmend mit rechtsradikalismus und gewissen nazidemos und linksextremen gegendemos in verbindung gebracht wird.
umso schockierter war ich über den fakt, dass ich mich dann gestern um 17:00 uhr auf einer demonstration wieder fand, von der ich nicht mal richtig wusste, für oder gegen was eigentlich demonstriert wird. ich wurde offensichtlich als potentieller unruhestifter behandelt. ich wurde gegen meinen willen vom polizeibus aus gefilmt
im mdr kam ne live berichterstattung vom schlossplatz. der reporter erzählte "hier wird es immer unruhiger" und ich fragte mich, ob er auf dem gleichen schlossplatz stand wie ich eine halbe stunde vorher. der tag hat mich in meiner meinung über den sinn von demonstrationen irgendwie gestärkt. eine demo in diesem ausmaß ist absolut sinnlos. sie kostet die staatskasse nur einen haufen geld für den polizeieinsatz und die aufräumarbeiten.
umso schockierter war ich über den fakt, dass ich mich dann gestern um 17:00 uhr auf einer demonstration wieder fand, von der ich nicht mal richtig wusste, für oder gegen was eigentlich demonstriert wird. ich wurde offensichtlich als potentieller unruhestifter behandelt. ich wurde gegen meinen willen vom polizeibus aus gefilmt
im mdr kam ne live berichterstattung vom schlossplatz. der reporter erzählte "hier wird es immer unruhiger" und ich fragte mich, ob er auf dem gleichen schlossplatz stand wie ich eine halbe stunde vorher. der tag hat mich in meiner meinung über den sinn von demonstrationen irgendwie gestärkt. eine demo in diesem ausmaß ist absolut sinnlos. sie kostet die staatskasse nur einen haufen geld für den polizeieinsatz und die aufräumarbeiten.
[alles lesen]
<div style="float:left;margin:0px 10px 10px 8px;padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;"><img src="/uploads/post-3476-1171477746_thumb.jpg" style="width:400px;"/></div>
Zitat( Studentin)
Ich höre eine sehr gute Eröffnungsrede einer jungen Frau, die die umstrittene Totalitarismusforschung, das unter Historikern und Politikwissenschaftlern ebenso umstrittene Hanna-Arendt-Institut, die Demo des vergangenen Jahres und die aktuelle Presse thematisiert. [...]An den ersten 2, 3 Punkten, wo Gegendemonstranten versuchen auf die Demo-Strecke zu gelangen, schafft es die Polizei, dichtzumachen. Höhe der Steinstraße gelingt es zunächst 20-30 Leuten, sich auf die Straße zu setzen, dahinter formiert sich eine größere Gruppe, die eine richtige Blockade aus Fahrradständern usw. gebaut haben. Die Polizei warnt vier Mal, räumt aber nicht. Ich schaffe es zur zweiten Blockade.
[alles lesen]
Zitat( Beobachter)
So stark sich die Organisatoren den Antifa bemühten, auch dem letzten Demonstranten, der sich ihrer Demo anschließen wollte, die notwendigen Auflagen zu erklären zu erklären, es wollte nicht so recht klappen.
Die Reden, die von offizieller Seite gehalten wurden, waren dagegen frei von bloßem banalem Gehetze, und überraschten mich stark mit ihrer stets mit zahlreichen Fakten über Totalitarismustheorien, Kriminalisierung antifaschistischen Widerstandes und Geschichtsrevisionismus, belegten Argumentationsstruktur. Daneben wirkte es fast absurd, mit welchen grotesken Parolen einige wenige Demonstranten auffielen. „Nie wieder Deutschland! Nie wieder Deutschland!“ oder wie schon in der Überschrift erwähnt „Deutschland von der Karte streichen Polen soll bis nach Frankreich reichen!“
Am Ende bleibt mir da eigentlich nur zu sagen, Dresden braucht auch Antifa-Demos, aber bitte akzeptiert das es ein heutiges Deutschland gibt und schwenkt nicht irgendwelche Fahnen, die ihr beim nächsten G8 – Gipfel wieder verbrennt.
Die Reden, die von offizieller Seite gehalten wurden, waren dagegen frei von bloßem banalem Gehetze, und überraschten mich stark mit ihrer stets mit zahlreichen Fakten über Totalitarismustheorien, Kriminalisierung antifaschistischen Widerstandes und Geschichtsrevisionismus, belegten Argumentationsstruktur. Daneben wirkte es fast absurd, mit welchen grotesken Parolen einige wenige Demonstranten auffielen. „Nie wieder Deutschland! Nie wieder Deutschland!“ oder wie schon in der Überschrift erwähnt „Deutschland von der Karte streichen Polen soll bis nach Frankreich reichen!“
Am Ende bleibt mir da eigentlich nur zu sagen, Dresden braucht auch Antifa-Demos, aber bitte akzeptiert das es ein heutiges Deutschland gibt und schwenkt nicht irgendwelche Fahnen, die ihr beim nächsten G8 – Gipfel wieder verbrennt.
[alles lesen]
Zitat( Dadaist)
Irgendwann gegen 15:30 brach ich mit zwei superheldenhaften Menschen auf um Blödsinn zu machen. Eine Drei Mann DadaistenDemo ist schon super. Angekommen am Albertplatz sprach uns auch ein netter junger Herr an, ob wir zur Demo gehören. Er hätte sich als Ordner freiwillig gemeldet. "Klar!" meinte ich, "wenn de willst kannste uns ordnen!" Im weiteren Verlauf des Abends wurde ich noch von langweiligen Reden beschallt, viel zu kurz von Antifamusik, bin vor Polizisten weggerannt, hab mit Barrikadenerbauern sympathisiert, mal wieder Bullenschweine gerufen und kam mir so unglaublich jung vor wie lange nicht mehr.
[alles lesen]
<div style="float:right;margin:0px 0px 10px 10px;padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;">

Zitat( Demonstrant)
Schon wieder rannten Beamten an uns vorbei und wir entschlossen uns gegen 20:10 erst einmal ab zu ziehen, hatten aber nicht mit den Beamten gerechnet.
„Wir wollten gerade gehen.“ Versuchten wir den dreien in kompletter „Antiterrorausrüstung“ zu erklären. Doch als wir die Antwort „Soll ich dir mal sagen was ich grad will! Rein in den Kessel da!“ vernahmen, ließen wir die Erklärungsversuche sein und schafften endlich das, was wir vorher nicht schafften. Da hatten uns die Beamten doch direkt an die Demostrecke gelotst. Nun hatten wir, wenn auch ungewollt, Plätze in der ersten Reihe und konnten zu sehen, wie hunderte Beamten rannten, stehen blieben, Ketten bauten und wieder rannten, währen die Blockade stehen blieb.
„Wir wollten gerade gehen.“ Versuchten wir den dreien in kompletter „Antiterrorausrüstung“ zu erklären. Doch als wir die Antwort „Soll ich dir mal sagen was ich grad will! Rein in den Kessel da!“ vernahmen, ließen wir die Erklärungsversuche sein und schafften endlich das, was wir vorher nicht schafften. Da hatten uns die Beamten doch direkt an die Demostrecke gelotst. Nun hatten wir, wenn auch ungewollt, Plätze in der ersten Reihe und konnten zu sehen, wie hunderte Beamten rannten, stehen blieben, Ketten bauten und wieder rannten, währen die Blockade stehen blieb.
[alles lesen]
Zitat( Demonstrant)
"gegen Deutschland" und für "Bomber Harry". Irgendwie schaffen es die Braunen immer den dussligen Teil ihres Fussvolkes besser im Zaum zu halten
bis zur Synagoge verlief alles sehr ruhig. Als sich da angekommen keine grosse Zukunftsperspektive eroeffnete, haben wir uns auf die Odysee zum "Trauerzug" begeben. So fanden sich dann auch zwischen dem Park am Zwinger und dem Landtag ca. 1000 "Trauergäste" die da in erster Linie rumstanden (was sich fuer die naechsten 1,5 Stunden auch nicht aendern sollte) und Gulasch aus der Gulaschkanone zur Kräftigung ihrer strammen Glieder assen. Man konnte bei der Polizei keine Begeisterung über ihren Job ablesen, die 20 Leute, welche sichtlich nicht zu den Braunen zaehlten, wurden während der Wartezeit auch nicht in ihrem Handeln beeinträchtigt
Letztendlich zog der Zug aber gegen 21 Uhr, nach dem einige Kameras ein Interview mit dem NPD-Vorsitzenden Udo Voigt am Kopf des Zugs geführt hatten, mit Trauermine und Riesentransparenten los. Gab in etwa das gleiche Bild wie die Jahre zuvor, nur sichtlich weniger Leute.
bis zur Synagoge verlief alles sehr ruhig. Als sich da angekommen keine grosse Zukunftsperspektive eroeffnete, haben wir uns auf die Odysee zum "Trauerzug" begeben. So fanden sich dann auch zwischen dem Park am Zwinger und dem Landtag ca. 1000 "Trauergäste" die da in erster Linie rumstanden (was sich fuer die naechsten 1,5 Stunden auch nicht aendern sollte) und Gulasch aus der Gulaschkanone zur Kräftigung ihrer strammen Glieder assen. Man konnte bei der Polizei keine Begeisterung über ihren Job ablesen, die 20 Leute, welche sichtlich nicht zu den Braunen zaehlten, wurden während der Wartezeit auch nicht in ihrem Handeln beeinträchtigt
Letztendlich zog der Zug aber gegen 21 Uhr, nach dem einige Kameras ein Interview mit dem NPD-Vorsitzenden Udo Voigt am Kopf des Zugs geführt hatten, mit Trauermine und Riesentransparenten los. Gab in etwa das gleiche Bild wie die Jahre zuvor, nur sichtlich weniger Leute.
[alles lesen]
Wut, Zerstörung, Gewalt, Glocken und Kerzen, 1.500 Nazis gegenüber bis zu 5.500 Gegendemonstranten; mit zivilem Ungehorsam Nazis blockiert! Und was denkst du?
Liebste Grüße,
eXma schreibt *
(mit freundlicher Unterstützung der Vereinsmitglieder)