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Vollständige Version anzeigen: PPP-Projekte
Chris
Public Private Partnership Projekte, hierzu auch folgender Artikel http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,432615,00.html , stellen eine Zusammenarbeit des Staates mit privaten Firmen dar. Mehr noch, der Staat übergibt für eine gewisse Zeit Staatsaufgaben an einen privaten Partner, der dafür sorgt, dass die Kosten gesenkt werden können.

Die Industrie bricht scheinbar in eine Goldrauschstimmung aus, private Partnerschaften scheinen einen hohen Geldwert zu haben. Auch die Politik scheint euphorisch. Outsourcing (so könnte man es auch bezeichnen) scheint billiger und besser zu sein, als alles was der Staat mit seinen sich selbst verschriebenen verkrusteten Strukturen leisten könnte.

Lest den Artikel und sagt mir: was ist eure Meinung zu dieser offensichtlichen Win-Win-Situation?
truestepper
Im Bereich des Eisenbahnwesens gab es auch umfrangreiche Untersuchungen zu diesem Thema und man ist zu dem Entschluss gekommen, dass man davon Abstand nehmen sollte. Problem ist zum Beispiel die Entwicklung der Gesamtkosten bei längeren Vertagslaufzeiten. Das Tilgen von der Zinsen ist dabei ein wichtiger Punkt (Zinsen sind höher als bei öffentlicher Finanzierung). Das Verteilen der Risiken ein anderer.
Sowjet
Siehe Skyguide, da sieht man was dabei rauskommt.. \-:
Hrothgar
Ich würde das nicht generell pauschalisieren, weil es einfach bestimmte Sachen gibt, die ein privates Unternehmen schneller, einfacher und effizienter machen kann.

Das Problem ist aber das in den letzten Jahren die Sau "Privatisierung" durch fast jedes Dorf getrieben wurde. Alles musste unbedingt Gewinn abwerfen. Ein paar Aufgaben muss der Staat hoheitlich übernehmen weil das Wohl der Bürger dort nicht in ausreichendem Maße mit den Gewinnabsichten eines Unternehmen kongruiert.

Schwarz-Weiß-Denke ist in jedem Fall unangebracht.

Backbone
Chris
Ich persönlich denke mir ja immer:

Heute zahlt der Bürger die Verwaltung.
Morgen soll der Bürger die Verwaltung + eine Firma bezahlen.
Demnach muss die Firma so effizient arbeiten, dass sowohl die Verwaltung Einsparungen hat und auch die Firma noch eine Gewinn.

Bei der aufkommenden Goldgräberstimmung (sollte das stimmen) scheint ja noch eine Menge Platz zu sein. Jetzt ist die Frage, warum man eine öffentliche Verwaltung nicht auch unter dem Dach des Staates effizient gestalten kann, wenn es eine Firma schafft, alle Aufgaben wie die Verwaltung zu übernehmen und zusätzlich noch neues Personal einzustellen. Könnte man das nicht irgendwie auch direkt auf Staatsebene machen. Oder bezahlen diese Firmen kräftig unter Tarif, so dass wir uns im Endeffekt ins eigene Fleisch schneiden? Und bedeutet es wirklich keine Einbußen bei der Leistung?

Wo wir schon dabei sind, dass scheinbar öffentliche Verwaltungen nicht entscheiden können, wie man effizient sein Geld ausgibt. Sollte man da nicht richtig gut aufpassen, dass nicht noch jemand mit drin steckt, der einem zusätzlich das Geld aus der Tasche locken will, und dem es egal ist, ob im Endeffekt der Bürger mehr bezahlen muss und weniger bekommt? Siehe Beispiel Bremen.
Atanasoff
Wie in dem Artikel ja schon steht müssen solche Projekte vorher richtig geprüft werden.
Natürlich ist es verwunderlich, dass der Staat das nicht selbst so organisieren kann, aber wenn man den ganzen Tarif-Hick-Hack alle Paar Jahre sieht auch wieder nicht unbedingt, außerdem hat der Staat immernoch mit dem Beamten-Problem (unkündbarkeit) zu Kämpfen. Ich kann mir vorstellen, das dadurch schon öfters Leute auf Posten versetzt wurden, von denen sie keine Ahnung haben.

Das Problem ist auch: Wenn das Unternehmen den Forderungen mal nicht nach kommt was passiert dann (siehe TolCollect). Ausserdem muss man aufpassen, dass der Staat nicht alles aus der Hand gibt was Geld einbringt und dann auf Ausgaben sitzen bleibt.
Weiterhin kann auf diese Art und Weise noch besser Geschmiert werden.

Zusammenfassend: ne Chance ja aber Risiko ist auch dabei,
drölf
Zitat(Hrothgar @ 24 Aug 2006, 11:28)
Ich würde das nicht generell pauschalisieren, weil es einfach bestimmte Sachen gibt, die ein privates Unternehmen schneller, einfacher und effizienter machen kann.

Das Problem ist aber das in den letzten Jahren die Sau "Privatisierung" durch fast jedes Dorf getrieben wurde. Alles musste unbedingt Gewinn abwerfen. Ein paar Aufgaben muss der Staat hoheitlich übernehmen weil das Wohl der Bürger dort nicht in ausreichendem Maße mit den Gewinnabsichten eines Unternehmen kongruiert.

Schwarz-Weiß-Denke ist in jedem Fall unangebracht.

Backbone
*


genau... z.b. würde ein rein privates bahnunternehmen das schienennetz zusammenstreichen ohne ende, während der staatliche betrieb bahn doch irgendwo verpflichtet ist, überall verfügbar zu sein

überhaupt ist der erfolgsdruck bei privaten unternehmen oft hinderlich. unrentalbles muss abgestoßen bzw aufgegeben werden und das passt absolut nicht mit dem auftrag zusammen

desweiteren muss eine private firma, die staatsaufgaben übernimmt, überwacht werden, wodurch so ein bürokratischer wasserkopf entsteht und die zwingend erforderliche staatliche regulierung schadet dem geschäft, besonders, wenns an die monopolstellung geht...

siehe z.b. post, bahn, telebumm

das problem mit staatlichen unternehmen ist eigentlich mehr die verwaltung, als die eigentliche arbeit

€€€

na dann... blush.gif
Atanasoff
geht hier doch garnicht um (ehemals) Staatliche Unternehmen, wie Post und Telekom, sondern um Projekt bezogene Verträge zwischen Privaten Unternehmen und dem Staat/Lokaler Regierung.
Chris
Stimmt es geht nicht um die Telekom, wobei die aber ein klasse Beispiel ist. Weil gerade die Telekom Staatsaufgaben erfüllen muss (nämlich die Grundversorgung mit Telefon), die sie gerne aus Wirtschaflichkeitsgründen abstoßen würde.

Ähnliches denke ich mir auch bei solchen PPPs. Dort wird ja ein Vertrag über eine längere Laufzeit gemacht. Änderungen, die dem Staat 2 Jahre später einfallen, können dann nicht mehr berücksichtigt werden. Immerhin muss so ein Unternehmen auch planen. Lustig find ich auch solche Festschreibungen wie 90% aller Anrufe müssen vor dem 8ten Klingeln beantwortet werden. Die Idee dahinter ist ja ganz toll, aber wie die Umsetzung aussieht. Kontrollieren kann das keiner. Wenn sich die Beschwerden häufen, dann heisst es von der Firma, dass sich die Leute nur beschweren, weil sie von dem neuen abgestoßen sind und sich deswegen bei dem kleinsten Ungemach beschweren würden. Irgendwelche Statistiken würden belegen, dass die angeschafften Stellen durchaus ausreichen, die Bürger sich nur gerade an dem besagten Tag schlecht verteilt hätten. Kommt mal vor, aber für diese 2% brauche man keine neuen Kräfte, man müsse nur die Bürozeiten anpassen (nämlich so, dass sie ausserhalb der Stoßzeiten liegen devil.gif).

Andererseits frage ich mich, warum der Staat z.b. für einen Staatsknast scheinbar eigene Putzkolonnen unterhält. Ob ich nun die Putzfrau von einer anderen Firma hole oder nicht, ist jetzt keine staatstragende Entscheidung über die wir reden müssen, sondern eher ein politische Entscheidung, ob ich Putzkräfte aus Polen oder aus Deutschland anstellen möchte.

Wiederum sollte man natürlich auch die Folgekosten betrachten. Der Staat würde vielleicht Putzkräfte auf einer vernünftigen sozialversicherten Basis einstellen, während irgendeine andere Firma das auf Billiglohnbasis macht. Gespart haben wir dann die Sozialversicherung, aber die Frage ist, ob wir das wirklich gespart haben.
Atanasoff
Zitat(Chris @ 24 Aug 2006, 12:48)
Stimmt es geht nicht um die Telekom, wobei die aber ein klasse Beispiel ist. Weil gerade die Telekom Staatsaufgaben erfüllen muss (nämlich die Grundversorgung mit Telefon), die sie gerne aus Wirtschaflichkeitsgründen abstoßen würde.

Die zeiten sind schon lange vorbei (spätestens seit Öffnung des Telefonmarktes), sollten sie jemals existiert haben.

Zitat
Andererseits frage ich mich, warum der Staat z.b. für einen Staatsknast scheinbar eigene Putzkolonnen unterhält. Ob ich nun die Putzfrau von einer anderen Firma hole oder nicht, ist jetzt keine staatstragende Entscheidung über die wir reden müssen, sondern eher ein politische Entscheidung, ob ich Putzkräfte aus Polen oder aus Deutschland anstellen möchte.

Weil der Kanst vielleicht ein Sicherheitsrelevanter Bereich ist? und man da nicht jeden Hinz und Kunz (oder Olga und Piotr) reinschicken kann ohne ihn vorher geprüft zu haben?