Zitat(stth @ 14 Feb 2006, 07:58)
hm... valentinstag... der selbsterschaffene feiertag der blumen- und pralinenindustrie....
=> jetzt erst recht
nicht
ist so nicht ganz richtig ;-)
hab mal etwas im netz gewühlt und nach endlosen unvollständigen und oberflächlichen artikeln einen gefunden der meiner meinung nach den tag sehr gut beschreibt, deckt sich
in vielen punkten mit anderen artikeln scheint mir aber etwas kompletter und kompetenter zu sein. bleibt aber nachwievor ein sehr schwammiger feiertag für mich.
Zitat
Ein Priester, der sich traute ...
... andere zu trauen - christlich zu trauen.
Und das, obwohl auch unter Kaiser Claudius jedwede christliche Aktivität
ausdrücklich untersagt war.
So geschehen in Rom, im 3. Jahrhundert n.Chr.
Valentin, ein Priester aus Ternia, später als Märtyrer heilig gesprochen, wurde
im Jahr 269 n.Chr. hingerichtet. Am 14. Februar.
Damit war er im Römischen Reich einer der späten Märtyrer, dem ein sehr
ungünstiger Zeitpunkt der Geschichte für sein Handeln beschieden war: Ein gutes
halbes Jahrhundert zu spät, denn in den Anfängen dieses Centenniums war zwar das
Christentum auch untersagt, es gab aber keine nachhaltige Verfolgung. Ein
schwaches halbes Jahrhundert später (311 unter Konstantin) wurde das Christentum
bereits zur Staatsreligion erhoben, nachdem es seit etwa 303 toleriert worden
war.
Valentins Hinrichtung fiel in die Zeit der Soldatenkaiser, unter denen die
Verfolgung besonders heftig wiederaufgelebt war (obwohl gerade Claudius, 268 bis
270, diesbezüglich nicht der heftigsten einer war).
Doch abgesehen vom Verbot des Christseins an sich, erschwert durch die Ausübung
des Priesteramtes, war die Vornahme von Trauungen ein extremes Verbrechen. In
Zeiten wie jenen durfte nicht so einfach geheiratet werden, wie es beliebte und
ein Untergraben der ohnedies gefährdeten römischen Gesellschaftsordnung war
somit nicht zu dulden.
Obwohl dem Vernehmen nach Valentin ein gewisses Ansehen auch beim Kaiser gehabt
haben soll, konnte ihn das nicht vor dem Tod bewahren.
Wobei allerdings keinesfalls feststeht, dass die hier dargelegte Version des
Wirkens des Priesters Valentin aus Ternia auch stimmt - andere Erklärungen gibt
es zuhauf. Unter anderem auch diejenige, dass er kein Priester war, sondern
Mönch...
St. Valentin: Nur eine Legende?
Abgesehen davon, dass der Zeitpunkt der Hinrichtung Valentins, sowohl
das Jahr als auch die exakte Terminisierung auf den 14. Februar, schwer
in Zweifel gestellt wird, besteht zudem die Meinung, dass es ihn
überhaupt nie gegeben habe.
Doch (vorläufig) die Frage der Existenz beiseite gestellt: Was wird Valentin nun
konkret an Handlungen zugeschrieben?
Auch hierbei existieren mehrere Varianten, wie der Zusammenhang mit der späteren
Form der Verehrung zustandegekommen sein könnte:
Abgesehen von den (damals) illegalen Trauungen nach illegalem christlichem
Ritus, schreibt man Valentin generell hohes Wohlwollen für Liebende zu.
Insbesondere mit Blumengeschenken soll er Paare bedacht haben. Man begegnet auch
der Geschichte, er habe einen großen Blumengarten unterhalten und vorbeikommende
Paare mit dem Ergebnis seiner Arbeit beschenkt.
Eine sicherlich nicht sehr heiligenfreundliche Variante schreibt ihm eine
möglicherweise nicht konforme Beziehung zur Tochter eines Gefängnisaufsehers zu,
mit welcher er letztendlich im Austausch von Briefchen gestanden sein soll.
Nun ja, zu manchem muss man wohl sagen: Gäbe es eine Möglichkeit, dass Valentin
Süssigkeiten oder duftende Essenzen verschenkt haben könnte, würden wohl bald
auch dazu spät entdeckte Legenden auftauchen...
Warum der Kampf um die Existenz Valentins?
Für die heutige Kirche (als Institution) gehört St. Valentin sicherlich nicht zu
den an vorderer Stelle genannten Heiligen und auch in der Reihe der Märtyrer
wird er selten prominent (wenn überhaupt) genannt.
Das ist eigentlich verwunderlich, denn mit sinkender Bedeutung von
Namenspatronen und anderen Schutzheiligen ist St. Valentin sicherlich zu einem
der populärsten Heiligen geworden - zumindest seinen Tag kennt man, was nur auf
eine geringe Zahl anderer zutrifft.
Damals hatte der Umstand, dass es den Priester Valentin mit seinem Wirken
gegeben haben muss, sehr frühzeitig hohe Bedeutung für die Kirche und bereits im
4. Jahrhundert, bald nach seinem Tod, soll es Erwähnungen und Verehrung gegeben
haben.
Das hat viel mit der Christianisierung generell zu tun, die einerseits nicht
immer gewaltfrei und andererseits häufig höchst diplomatisch vollzogen wurde:
Es war zumeist wesentlich einfacher, Menschen grundsätzlich zur Annahme eines
neuen Glauben und die Verehrung eines neuen Gottes zu bewegen, als sie dazu zu
bringen, liebgewordene althergebrachte Gewohnheiten abzulegen. Eines der größten
Probleme waren dabei die früheren heidnischen Feiern und Festtage.
Im konkreten Fall, im römischen Reich des beginnenden 4. Jahrhunderts, hiess das
Problem Lupercalia.
Lupercalia war das Fest der Juno (Hera), Gattin des höchsten Gottes Jupiter
(Zeus) gewesen. Juno wurde vor allem als die Beschützerin der Ehe verehrt und an
ihrem Festtag soll auch das Schenken von Blumen an die Gattin üblich gewesen
sein. Es wurde am 14. Februar gefeiert.
Das um seine Etablierung bemühte Christentum entschloss sich, bestehende
heidnische Feiertage (soweit möglich) nicht zu bekämpfen, sondern diese für sich
zu vereinnahmen.
Also galt es, für die Übernahme Lupercalias in den eigenen Kalender so rasch wie
möglich einen geeigneten Heiligen zu finden, der im Wirken passte und dem man
auch den 14. Februar zuschreiben konnte. Dieser Heilige war der Priester (Mönch)
Valentin, hingerichtet am 14. Februar und mit seiner Funktion für die Liebenden
immerhin recht nahe an Junos Aufgabenbereich liegend.
Kein Wunder, dass nicht nur Feinde des Christentums, sondern auch konservative
Kreise innerhalb der Kirche grundsätzlich Valentins Existenz anzweifeln oder
zumindest sein Märtyrertum. Die Zufälle geben eben doch zu denken und die Taktik
des frühen Christentums ist zwischenzeitlich ebenfalls bereits transparenter
geworden.
Legenden müssen nicht stimmen, sie müssen bloß leben
Und über Leben brauchte bezüglich des Valentinstages niemand zu klagen.
Es kann als sicher angenommen werden, dass Lupercalias Bräuche nahtlos
in den Valentinstag übergeflossen sind und noch ausgebaut wurden.
Natürlich weiss man über die ersten Jahrhunderte nichts Konkretes, doch bereits
vergleichsweise sehr früh (im 13. Jahrhundert) tauchen Berichte über
Valentinstagsbräuche auf, die mehr mit Juno zu tun haben, als mit dem
Christentum:
So etwa soll der römische Brauch, dass zu Lupercalia Pärchen als Verlobte
einander zugelost wurden, zumindest durch die Auslosung eines Valentins und
einer Valentina, die dann auch als verlobt galten, fortgeführt worden sein.
Auch die Meinung, dass Mädchen, nach dem Genuss hartgekochter Eier, in der Nacht
zum Valentinstag verbindlich von ihrem Zukünftigen träumen würden, ist kaum
christlichen Ursprungs.
Bei einer anderen Variante sollte ein Mädchen denjenigen heiraten, der ihr am
Morgen des 14. Februar als erster über den Weg läuft (soferne dieser
unverheiratet ist).
Klar, dass dieses Orakel alsbald auch nicht komplett dem Zufall überlassen wurde
und Burschen, die sich mit guten Chancen ausgestattet sahen, ihre Auserwählte am
frühen Morgen des Valentinstages mit einem Blumenstrauss besuchten. Sicherlich
zur Freude heutiger Floristen.
Selbst den Valentinskarten ist (angeblich) lange Tradition beschert:
Der Herzog von Orleans soll, 1415 im Londoner Tower als Gefangener schmachtend,
seiner Gattin laufend Liebesbekundungen geschickt haben. vermutlich nicht nur am
14. Februar. Dennoch gilt er als der Begründer der Valentines.
Und vermutlich war das Übermitteln schriftlicher Liebesbekundungen zum 14.
Februar spätestens im 17. Jahrhundert bereits weit verbreitet (Frankreich,
England).
Branchennotwendigkeit und Beliebtheitsbarometer
Abgesehen vom ländlichen Bereich, in dem sich die Heiligenverehrung stets von
der städtischen unterschied und für den Valentin auch als Schutzpatron der
Bienenzüchter eher praktische Bedeutung hat, war der Valentinstag in unseren
Breiten lange Zeit ohne Bedeutung.
Erst in den Fünfziger-Jahren (zaghaft) und dann in den Sechzigern ernsthaft und
von den begünstigten Branchen intensiv gefördert, haben die Valentinsbräuche
auch im deutschsprachigen Raum Einzug gehalten - ohne jedoch bereits jene
Bedeutung erlangt zu haben, die ihnen anderswo zukommen.
Wirkliche Tradition und hohe Bedeutung hat der Valentinstag stets nur in
Frankreich, Belgien und England, später dann auch in den USA gehabt. Es war auch
den Amerikanern vorbehalten, die Valentins-"Kultur" am stärksten auszubauen und
zu exportieren.
Das hat sicherlich damit zu tun, dass es gesamtamerikanische Feiertage
eigentlich nur recht wenige gibt (jede "Nationalität" feiert ihre individuellen
Feste), welche dann umso intensiver zelebriert werden. Und die interessierten
Branchen haben es in den USA immer schon verstanden, solche Gelegenheiten
bestens zu fördern und zu nutzen.
Gesellschaftlich gesehen gehört es wohl zu den schlimmsten Vergehen eines US-
Ehemannes, den Valentinstag an sich und vor allem an seiner Gattin vorbeiziehen
zu lassen.
Und fast noch mehr Bedeutung hat er für die Jugendlichen - in Form der
Valentines.
Es ist ein Gradmesser der Beliebheit unter Gleichaltrigen, wieviele solcher
Valentines (Schriftliches in Kartenform, von schüchternen Grüßen bis zu heissen
Liebeserklärungen) er/sie erhält.
Und es kann für den amerikanischen Jugendlichen wohl kaum Schrecklicheres geben,
als einen leeren Postkasten am 14. Februar.
Solcherart dürfen wir wohl froh sein, dass der Valentinstag bei uns noch keine
Übersteigerung erfahren hat und im Grunde genommen ein netter Brauch
geworden/geblieben ist, an dem auch einige Branchen Freude haben dürfen.
Kwälleps: sorry wenn ich einige exma-user(die das ende meines posts durch talentiertes scrollen erreicht haben) mit so viel text überforder, hab nur leider grad weder zeit noch lust den text in mundgerechte stücke zusammenzufassen