Zitat
Liebe Gläubiginnen und Gläubige, Kolleginnen und Kollegen, Rentnerinnen und Rentner, StudentInnen und SchülerInnen - wie kein anderes Volk auf der Welt sind die Deutschen ein Volk der Bürgerinnen und Bürger. Doch wo bleiben die Steuerhinterzieherinnen, die Extremistinnen und die Schwarzfahrerinnen?
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In anderen Ländern mag es zweisprachige Schulen und zweisprachiges Fernsehen geben, bei uns gibt es die zweigeschlechtliche Anrede. Alles, was gedruckt oder gesendet wird, wird doppelt adressiert, einmal an die männlichen und einmal an die weiblichen Empfänger: die sehr verehrten Zuschauer und Zuschauerinnen, die geschätzten Leserinnen und Leser und die lieben Hörerinnen und Hörer.
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Längst hat jeder Politiker die "Innen" in diesem Lande verInnerlicht. Viel zu groß ist die Angst, als antiemanzipatorisch und reaktionär gebrandmarkt zu werden, denn das ist gleichbedeutend mit unwählbar. So spricht jeder heute ganz selbstverständlich von den Wählerinnen und Wählern, den Europäerinnen und Europäern, den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern. Daran haben wir uns inzwischen alle gewöhnt.
Man kann bei der Verneigung vor dem weiblichen Geschlecht aber auch schon mal auf die Nase fallen: Immer wieder kommt es vor, dass eilfertig von der "ersten weiblichen Präsidentin" eines Landes oder "der ersten weiblichen Pilotin" einer Fluggesellschaft berichtet wird.
Geradezu grotesk wird es, wenn das zu verweiblichende Hauptwort in Wahrheit gar nicht männlich, sondern sächlich ist, so wie das Wort Mitglied, das sich, zu "Mitgliederinnen" vervielfältigt, recht seltsam anhört. An der Uni kennt man "Erstsemesterinnen und Erstsemester", und wenn der Teenager laut Lexikon ein "Junge oder Mädchen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren" ist, was ist dann eine Teenagerin?
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Sprachästhetik hin oder her, es stellt sich die Frage, ob bei der Feminisierung der Sprache überhaupt konsequent durchgegriffen wird. Denn wer genau hinsieht, muss feststellen, dass die weibliche Form längst nicht in allen Zusammenhängen angewendet wird. Kann man/frau das durchgehen lassen? Wo bleibt da die deutsche Gründlichkeit?
Als Bundeskanzler Schröder im Zusammenhang mit dem Thema Dauerarbeitslosigkeit den Begriff "Faulenzer" aufbrachte, löste er damit einen Sturm der Entrüstung aus. Allerdings hat sich niemand darüber ereifert, dass er die "Faulenzerinnen" unterschlagen hatte. Nicht mal in der "taz" gab es Beiträge zur "FaulenzerInnen-Debatte".
Hat der Bundestag sich schon jemals mit Steuerhinterzieherinnen und Steuerhinterziehern auseinander gesetzt? Interessiert es wirklich niemanden, wie viele Schwarzfahrerinnen und Schwarzfahrer jedes Jahr erwischt werden? Wo bleiben, wenn die Rede von Sozialschmarotzern und Leistungserschleichern ist, die Sozialschmarotzerinnen und Leistungserschleicherinnen?
Sie zu unterschlagen, bedeutet positive Diskriminierung. Und wollte man der Diskriminierung nicht gerade entgegentreten? Im Hinterzimmer einer zwielichtigen Kneipe im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist man nach wie vor fest dazu entschlossen:
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"Na klar! Meine Ideen sind immer gut! Und jetzt rufst du die Negerinnen und Neger von der neuen Schnellreinigung an und sagst, wenn sie nicht bis morgen zahlen, dann schicken wir ihnen unsere Schlägerinnen und Schläger auf den Hals!"
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Zwiebelfisch (der volle Artikel "Liebe Gläubiginnen und Gläubige" ist leider nur noch gegen Bezahlung zu haben
-oder durch geschicktes Googlen...*hust*6. Eintrag*hust*scrollen bis zum lila Text*hust*)
Der kursiv markierte Teil zeigt das Dilemma, was wir auch hier haben...
"Der Threadstarter" schließt für mich die weibliche Form mit ein