Vollständige Version anzeigen:
das sind wahre Punker
wombat1st
16 Jan 2005, 17:07
QUOTE |
Punks ohne Punk Alles stimmte, alles saß: In seiner Vorhersehbarkeit war das Berliner Konzert von Green Day große Unterhaltung. Sogar der Stagediver sprang auf Befehl, die Granaten kamen von der Pyrotechnik VON KIRSTEN RIESSELMANN
Im Anfang ist der rosa Hase. Er macht den tausenden die Arm-Akrobatik zu "YMCA" vor. Dann wird es dunkel, und die Eröffnungshymne der Eröffnungshymnen hallt blechbläsergeschwängert: Strauss Zarathustra. Dann kommt die Band und spielt - wer hätte das gedacht! - "American Idiot", den Titelsong sowohl des aktuellen Albums als auch der am Dienstag in Berlin gestarteten Deutschlandtour. Green Day im Jahr 17 ihres Bestehens, das ist eine bis in die feinsten Verästelungen durchinszenierte Design-Punk-Show im Las-Vegas-Format, dramaturgisch perfekt und in ihrer Erwartbarkeit große Unterhaltung.
Nach ihrem Millionenseller "Dookie" 1994 und fast zehn Jahren Herumgedümpel im Anschluss haben die drei Kalifornier die Zeichen der Zeit richtig gedeutet und mit dem Konzeptalbum "American Idiot" auf den Anti-US-amerikanischen Mehrheitsgesellschaftskonsens gesetzt. Sechs Grammy-Nominierungen haben sie bekommen, und das Konzert in Berlin wurde in die monströse Treptower Arena verlegt, um dem Andrang der jugendlichen Fanhorden gerecht zu werden. Und denen wurde dann in knapp zwei Stunden eine vollkommen runde, perfekt glatte, gänzlich unpunkige Supershow geboten: erstes Drittel Material aus dem neuen Album, zweites Drittel alte Burner, drittes Drittel integrative Mitmachspiele - Freiwillige aus dem Publikum spielten Bass, Gitarre, Schlagzeug - und Zugaben. Alles stimmte, alles saß, nichts war jemals weiter vom Exzess entfernt.
Passend zum Coverlogo von "American Idiot" - einer schwarz-roten Handgranate in Herzform - waren Billie Joe Armstrong, Mike Dirnt und Tré Cool in gut geschnittenes Schwarz und Rot gewandet, und sogar der Mensch, der ausschließlich dazu abgestellt war, den Mikrofonständer des kajalumflorten Chef-Charismatikers Armstrong immer wieder gerade zu rücken, trug Krawatte. Dramaturgisch präzise knallte und krachte es, Feuersäulen stiegen in Speerscher Symmetrie empor.
Da der sicher oft geprobte Show-Ablaufplan außer einer didaktisch knapp gefassten Kurzpredigt kurz vor Schluss - "One thing I wanna tell you: Dont let yourselves be ruled by your government!" - nicht mehr politische Artikulation zuließ, musste eben die Pyrotechnik die Granaten zünden. Rebellion als Dekor, gut verträglich auch mit den Emblemen der ehemaligen Enemy-Subkultur: Zur Untermalung der Ballade "We Are The Waiting" baumelte eine megalomane Diskokugel vom Himmel, in rosa Licht getaucht, wozu der riesige Green-Day-Schriftzug über der Bühne campy in allen Regenbogenfarben blinkte. Da steht der Punk in seiner dreckigen Variante auch nicht deswegen wieder auf, weil der Herr Sänger ein bisschen wild in die Luft springt oder Ladies aus dem Publikum dazu nötigt, mit einer Wasser-Pumpgun die Leute in den vorderen Reihen zu bespritzen.
Green Day geht es schon lange nicht mehr um Provokation, sondern um perfekte Beherrschung der Party-Diktator-Übungen. Nichts passiert, wenn es der Frontmann dem grundsätzlich äußerst mitmachwilligen Volk nicht anordnet: kein "Hey-Ho!"-Brüllen im rhythmischen Wechsel, kein Arme-in-die-Luft-Reißen, und sogar der einzige Stagediver des Abends sprang auf Befehl. Konsequent stand Entertainer Armstrong am Ende im Königsmantel und mit Krone auf dem Kopf auf der Bühne und intonierte als Zugabe "We Are The Champions", wozu aus einer Gebläsekanone mit Herzhandgranaten bedruckte Papierschnipsel niederregneten. Freddy Mercury hätte seine helle Freude gehabt. |
Quelle: TAZich möchte mal behaupten wollen, daß green day nichts mit dem punk als solchem zu tun haben. es ist lustige pop musik, die hörbar ist und ab nem gewissen drogenpegel zu wildem rumhypfen animiert.
Kramsky
16 Jan 2005, 17:11
is doch sehr subjektiv beeinflusst, das Thema
green day an sich ist für mich Punk, nur dadurch, dass die schon seit über 10 Jahren erfolgreich Mucke machen, ist es halt fast Pop, weils so altbekannt ist
Klar haben die was mit Punk zu tun nur das Punk in Deutschland was anderes ist als in Amerika.
In der amerikanischen Punk-Szene säuft man eben kein Tip Bier und liegt vollbreit vor Bahnhöfen rum.
Punk ist Dreck und es gefällt was gefällt. Es ist jedem selbst überlassen, was für Musik er hört. Aber noch viel wichtiger, wem er hinterherrennt. Es schmeckt gut, wenn man erst ein bisschen Geld verdient hat, und sich die Bunnies ausziehen, weil man der Frontman ist.
rakete
16 Jan 2005, 17:30

ja toll, war mir nichts neues, das Green Day aufgrund ihrer Beliebtheit bei der Bravojugend eher ne gut geplante show machen... Ich meine, erwartet ein TAZ Journalist wirklich, das 12jährige eine wilde Orgie zu poppunk veranstalten... pff...
Luzifer
16 Jan 2005, 18:29
@chino/kramsky: ähm, ja und was haben die mit Punk zu tun?
papajoe
16 Jan 2005, 18:32
überbewertet...
punk definiert sich nich über aussehen, klamotten oder musik. punk is ne attitüde.
Kramsky
16 Jan 2005, 18:39
ist klar dass man nicht mehr wie ein Assi rumrennt und in ner Garage wohnt, wenn man ein paar Millionen Platten verkauft hat
Für mich ist das ganz normaler amerikanischer "College-Punk", gerade an Aktionen wie "Rock against Bush" zeigt sich doch die wahre Attitude einer Band!
Aber an sich könnt ihr die Mucke meinetwegen auch Volksmusik nennen, das ändert ja nix an der Musik an sich. Das verstärkt nur das Schubladendenken, für mich gibts sowieso nur gute und schlechte Musik und Green Day würd ich rein subjektiv auf jeden Fall zu guter Musik zuordnen!
@ luzi:.. na die kommen aus der amerikanischen Punk Szene. Musikalisch haben die sich allerdings verändert ...
So wie Paps es ausgedrückt hat würde ich dem schon zustimmen.
mcnesium
16 Jan 2005, 18:54
papajoe
16 Jan 2005, 18:59
da fällt mir was ein. hab die ja damals aufm highfield gesehn, das hat schon gefetzt, wat hamwa nich rumgepogt. jedenfalls gabs da auch diese kleinen festivalbegleitheftchen von drum, wo zu jeder band ne kurze beschreibung steht. und da stand bei green day sowas wie 'second generation punk der ersten stunde' was ham wir uns beeumelt, hrrhrr.
und rock against bush sagt null über die attitüde aus, weil das momentan ziemlich in is. kann man alsoi schlecht beurteilen, wers wirklich ernst meint, oder wers einfach nur aus publicity macht...
Luzifer
17 Jan 2005, 03:10
ich glaub, Greenday wär so ziemlich das erste, was ich Alternative Rock bezeichnen würde.
Punk, das wär als wenn man die mit Wizo, Teerorgruppe und sagen wir doch gleich UK Subs auf eine Stufe stellen würde - und das geht einfach ma nich. Und wenn wir uns schon auf paps Meinung geeinigt ham: nur, weil die Dookie so aussieht, heisst das noch lange nich, dass das, was drin is, äquivalent is.
Ich als begeisterter Alternative Rock Fan würde da dem Luzi mal zustimmen!
Hallo:
Die Ärzte waren auch mal vor Jahren um einiges punkiger als sie es jetzt noch sind!
Denke schon dass die lange Zeit , die es solche Bands gibt gewisse Veränderungen "leider?!" nicht vermeiden lassen!
ThaiLow
19 Jan 2005, 20:19
Also ich sach ma:
Die Lebensart, die zu Punk gehoert (so richtig Punk), ist dasselbe wie n Penner zu sein (schlimmer aber noch die Leute, die mit denjenigen, die sich wenigstens aus irgend ner Ueberzeugung zum Ausstieg entschieden haben, betteln gehen und abends aber in Muttis Bett schluepfen).
Die Lebenseinstellung (alles is scheisse) wuerde mich auch nich froh machen.
Aber die Musik, die (irgendwie auch) daraus entstanden ist, fetzt richtig geil! Und ich find, dass man damit auch viel mehr ausdruecken/bewirken kann, als besoffen auf der Strasse rumzuhaengen und sich mithilfe der ganz freien aber doch irgendwie hundertprozentig festgelegten Kleiderordnung als Punk zu zeigen.
Ich mein: Musikmachende Punks sind verdammt gute Menschen!
Greenday war aber genauso noch nie Punk wie es die Aerzte auch noch nie waren (ich kenn jedes Lied inklusive B-Seiten von den Aerzten, da darf ich das sagen). Das koennte man hoechstens Fun-Punk oder so nennen. Punk ist z.B. wie schon erwaehnt die wunderbare Terrorgruppe!
Trotzdem kann man (uebrigens auch noch postpubertaer) Spass an Greenday haben! Und wenn die ne geile Show hinlegen, mann wer will sich denn da beschweren???
papajoe
19 Jan 2005, 20:33
QUOTE (ThaiLow @ 19 Jan 2005, 19:19) |
Also ich sach ma: Die Lebensart, die zu Punk gehoert (so richtig Punk), ist dasselbe wie n Penner zu sein [...] |
haste ma nach 'punk' im wörterbuch nachgeschlagen
schurzenjager
19 Jan 2005, 20:45
Off:
QUOTE |
Ich mein: Musikmachende Punks sind verdammt gute Menschen! |
sehr zweifelhaft...
On:
Ich finde auch dass Punk erst in zweiter Linie mit Musik zu tun hat.
Aber meiner Meinung nach verliert man den "Status" Punk, wenn man sich verkauft (Plattendeal z.B.). Ist aber nicht schlimm, wir machen das alle irgendwann, man will ja auch schliesslich eine Wohnung und was zum Essen usw...
ThaiLow
21 Jan 2005, 14:49
QUOTE |
haste ma nach 'punk' im wörterbuch nachgeschlagen |
der Punk
punk armselig
punk faules Holz
punk [bot.] der Feuerschwamm
punk [sociol.] der Punker | die Punkerin
punk [mus.] der Punkrock
punk [sociol.] der Punkrocker | die Punkrockerin
punk der Quatsch
punk schäbig
punk [bot.] der Schwamm
punk der Unsinn
punk unwohl
punk der Zunder
Nagut, das ist jetzt nicht wirklich hilfreich... Aber verdammt nochma, Punk is doch kein Unsinn!
Und mit "verdammt gute Menschen" will ich sagen, dass sie mir zumindest mit ihrer Musik was Gutes tun. Und da gibts nix zu zweifeln

.
Wikipedia sagt:
Punk ist eine Musikrichtung der Rockmusik, die anfangs der 1970er Jahre in London und New York entstanden ist. Sie zeichnet sich durch eine minimale Instrumentierung (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang) sowie die Einfachheit der Kompositionen (Schlagwort "drei Akkorde") aus. Der Sound ist geprägt durch übersteuerte Gitarren, eine hohe Taktgeschwindigkeit und rauhe Stimmen. Die Texte haben bei Punk und Punk-Rock bisweilen einen politischen Inhalt.
Wichtig für die Punkmusik sind auch das Lebensgefühl, der Stil und die Kleidung. Die dazugehörige Jugendkultur Punk ist durch die Ablehnung so genannter "bürgerlicher Werte" und das möglichst krasse Auflehnen dagegen bestimmt. Unter den ersten Bands, die sich selbst als Punks bezeichneten sind unter anderem die Sex Pistols und die Ramones. Lou Reed einmal über einen Auftritt letzterer: "Sie kamen auf die Bühne, die vier Jungs, sahen total gefährlich aus und waren sauer aufeinander. Sie spielten 28 Minuten lang bis sie von der Bühne stürmten. Die Musik war schnell, voll von Wut, sie waren großartig!"
Bands, die "echten" Punk, welcher sich vor allem durch die simple Musik auszeichnet, spielen gibt es heute kaum noch (wenn dann in den Subgenres Funpunk und Oi!), jedoch haben sich zahlreiche andere Musikstile aus dem Punk entwickelt, die vor allem die Aggressivität in der Musik sowie die politischen Aussagen beibehalten haben. Diese große Anzahl an Stilen werden umgangssprachlich oft als Punk-Rock zusammengefasst.