Zitat
Soziales Jahr: Pflicht oder freiwillig?
Noch wird ein Großteil der sozialen Betreuung durch den Zivildienst abgedeckt
Politiker von SPD und CDU haben ein soziales Pflichtjahr für Männer und Frauen als Ersatz für die Wehrpflicht vorgeschlagen ...
...
Soziales Jahr als Zulassungsvoraussetzung für Elite-Unis
Der Paritätische Wohlfahrtsverband schlägt vor, ein freiwilliges Jahr als Zulassungsvoraussetzung für Elite-Universitäten einzuführen. Zur Begründung hieß es, dass über Elite in Deutschland nur unter dem Gesichtspunkt der Kopfarbeit diskutiert werde. "Wollen wir eine Elite, die keine Ahnung von dieser Gesellschaft hat?", fragte die Verbandsvorsitzende Barbara Stolterfoht im Magazin "Focus".
>> den ganzen Artikel gibt es hier <<
mcnesium
19 Jan 2004, 01:21
ich find ein soziales jahr durchaus in ordnung. nicht freiwillig, sondern ein muss, so wie es jetzt auch den wehr- bzw zivildienst gibt. und das für alle, also auch frauen. die schreien ja immer nach gleichberechtigung und so weiter, da können sie genau wie wir auch ein jahr "pause" machen. und für das soziale system ist es ja auch nicht verkehrt.
dachluke
19 Jan 2004, 09:43
also, ich finds auch net schlecht, ... auch als frau .. ich kenne viele mädels, die ein freiwilliges soziale/ökologisches oder was auch immer für ein jahr machen ... und denen hats größtenteils auch was gebracht (egal, ob kindergarten, kinderheim oder altenheim etc.).
da die pflicht aber noch nicht bestand/besteht, hatte ich keine wirkliche motivation mir ernstahft, was in der richtung zu suchen :( - und bin dann doch lieber erstmal studieren gegangen ...
ich wüsste nur gerne wie der staat oder wer auch immer das finnanzieren will - ich frag nur, weil ich in der sache so gut wie keine ahnung hab (ich mein soviel geld haben die pflegedienste etc. doch wirkich net zur verfügung, oder?!? - klar, die teureren pfleger fallen teilweise weg, aba trotzdem

)
little-giant
19 Jan 2004, 09:47
Ja, im nachhinein wäre ich auch froh, statt der neun monate bund was anständiges gemacht zu haben. Vielleicht gar nicht so schlecht, die idee. Gehört aber noch ausformuliert, denk ich.
Ja, auch im Hinblick darauf, dass man die Wehrpflicht abschaffen will und somit faktisch auch den Zivildienst abschafft, ist eine Ersatzinstitution unbedingt noetig - zumal es immer weniger Geld fuer immer mehr Pflegefaelle gibt...
Das Prinzip haette zwei Vorteile: a) mehr Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und b) nur noch diejenigen beim Bund, die da auch wirklich hinwollen - ich denke, dass man dadurch viele Dinge effektivieren koennte, weil es im Pflegesektor (vielleicht!) mehr Personal gibt und beim Bund weniger, dafuer jedoch (hoffentlich!) motivierteres Personal.
Die Frage der Finanzierung, die hier schon gestellt wurde, ist natuerlich nicht unerheblich...gerade wenn man so zumindest jeden zweiten Jugendlichen "einziehen" will...
Die Frage mit der Zulassungsvoraussetzung fuer die Elite-Unis...naja...klingt ein wenig abgehoben, finde ich - und laesst sich wohl so einfach in Deutschland nicht durchsetzen, weil vielleicht nicht jeder (aufgrund koerperlicher Behinderung oder aehnlichem) ein soziales Jahr machen kann - und deswegen auch so zugelassen werden muesste - eine, wie ich finde Ungerechtigkeit, die sich so wohl eher kaum etablieren laesst.
<sarkasmus>Nanana ... zählen wir etwa jemanden, der nicht alles machen kann, zur Elite Deutschlands?</sarkasmus> Nichts für ungut, aber könnte ja sein, dass eben soetwas aus der "konservativen" Ecke Deutschlands kommt. Aber man könnte ja die Regelung einführen, wer das soziale Jahr aus Gesundheitsgründen nicht machen darf, darf trotzdem an einer Eliteuni studieren. Wobei es dann wieder solche Anstrengungen wie beim Bund gibt, ausgemustert zu werden.
Ich finde den Ansatz gut, denn viel zu viele Leute vergessen den Umgang mit anderen Leuten, besonders auf dem Weg nach oben. Da kann es nicht schlecht sein, ein bisschen Vorbildung mitzubringen. Die große Frage ist natürlich, ob sich dieses Wissen auch bei den Studierenden hält.
Und solange da noch keine Lösung gefunden ist, können wir ja mal freudigen Herzens dem Zusammenbruch der Sozialsystem ins Gesicht schauen. Und die werden noch dieses Jahr kollabieren, wenn im Sommer nicht genügend Zivis anfangen. Geld für "echte" Kräfte ist nämlich keins da (zumindest war es in meiner Zivistelle so, dass man sich keine voll bezahlte Kraft hätte leisten können, wenn es den Zivi net gäbe).
yocheckit
19 Jan 2004, 13:28
es ging doch überhaupt nicht darum "elite-studenten" als zivis zu benutzen, sondern man hat lediglich versucht mit einem zurzeit stark diskutierten thema ein außen vorgelassenes thema anzuheizen und wie ich das hier sehe ist das gut gelungen! dass es nicht schlecht ist zwischen schule und studium ein jahr selbstfindungszeit zu haben ist wohl jedem klar, aber wo der direkte zusammenhang zwischen elite und freiwilligem jahr liegt leuchtet mir nicht ganz ein, denn das klingt für mich auch etwas diskriminierend gegenüber den derzeitigen wehrdienstleistenden!
rakete
19 Jan 2004, 19:57
Man merkt jetzt schon : Bald sind wieder Wahlen!
also kann man eigentlich nichts mehr ernstnehmen worüber sich die Politiker streiten... Wenn ich dran denke was uns vor 8 Jahren versprochen wurde, und jetzt... :lach:
die diskutieren nur um Wähler zu angeln, und von brisanten Themen abzulenken. Ihr glaubt doch nicht wirklich, das sich vor euren Enkelkindern noch irgendwas an der Wehrpflicht ändert, oder?
:sleep_1:
Doch. Immerhin wurde die Zeit auf 9 Monate runtergeschraubt. Weiterhin ist eh kein Geld für den Bund da. Und drittens werden eh nur noch Leute genommen, die mit >=2 gemustert wurden. Da kann man eigentlich schon gleich den Sprung zur Berufsarmee machen.
Wir gleiten schon wieder ein wenig in Richtung Offtopic...Aber: Der "Sprung zur Berufsarmee" ist groesser als man im Allgemeinen annimmt, denn die die Berufssoldaten werden, waren zumeist einmal Wehrpflichtige - und erst da haben sie gemerkt, dass das vielleicht ein Job fuer sie waere. Eine reine Berufsarmee...bei der haette ich Angst, dass es so eine Armee wie in Amerika wird- du weisst nicht mehr, was Du machen sollst, also gehst Du zur Armee...und das faende ich mehr als einfach nur schade, denn zwangslaeufig wuerden sich "niedere soziale Schichten" mit "seltsamen" Ansichten sammeln...die Armee braucht (trotz Abbau) irgendwann auch wieder Nachwuchs - und ich persoenlich faende es gut, wenn dieser Nachwuchs nicht den Anschein macht als wenn er einen Onkel Adolf als Kindergaertner gehabt haette.
Erst einmal kommt man mit der Reduzierung ganz gut...und man muesste ein Pflichtjahr (wie ich oben schonmal geschrieben hatte) ja auch nicht beim Bund halten (also dann faktisch schon noch die Wehrpflicht abschaffen), sondern den Bund als Alternative fuer karikative Einsatzorte annehmen. ("Du willst keine Altenpflege machen? Dann geh doch zum Bund." - oder so aehnlich)
rakete
20 Jan 2004, 14:16
@Chris: wow, da hat sich ja wirklich was getan in den letzten acht jahren... und für die soziale gerechtigkeit wurde auch was getan, die Bosse und Manager haben genausoviel Euros wie vorher DM in der Tasche, der deutsche Arbeiter ist nach wie vor zu teuer und hat nurnoch halb so viel in der Tasche, aber zum Glück sorgen die Politiker dafür, das wichtige Menschen wie Leo Kirch noch immer Mercedes fahren können...
:offtopic: ja, ich hab wohl schlecht geschlafen
Binhpac
20 Jan 2004, 14:53
ich hab zwar nicht alles gelesen da oben, aber ich bin prinzipiell gegen Wehr- oder Zivildienstpflicht und gegen ein soziales Jahr dass jeder ableisten MUSS.
Es gibt keine Berechtigung so stark in das Leben der Menschen einzugreifen wie es der Staat damit tut. Ein soziales Jahr als MUSS als Übergangslösung wäre vielleicht OK, aber das ist keine grundsätzliche Lösung. Das Gesundheitswesen muss langfristig auf eigenen Beinen stehen und darf nicht mit "Zwangsarbeitern" aufrecht erhalten werden.
Ich glaube es macht mehr Sinn wenn man junge Leute früher in das Berufsleben, der Wirtschaft oder der eigenen Verantwortung entlässt und dadurch vielleicht das fehlende Geld von profitierenden Branchen abzweigt und in das Gesundheitswesen umschifft.
rakete
20 Jan 2004, 15:17
auch ne Meinung... aber...
Diese Heuchelei kann ich echt nicht mehr ertragen, wir sind nunmal Menschen und leben in einer Gesellschaft. Wenn vereinzelte Personen in dieser denken ihnen steht alles zu, ohne jemals eine Gegenleistung erbracht zu haben (Was momentan irgendwie alle Deutschen tun), dann tut mir das echt leid...
Nur wer selbst einmal in die Scheiße gepackt hat, weiß wie sie riecht... Bei VW kommt inzwischen auch jede Führungskraft erstmal ans Band, weil sie nur so verstehen wie das System funktioniert...
Genauso sollte jeder Mensch in einer (sozialen)Gesellschaft einmal an ihren Wurzeln gearbeitet haben... aber wir leben ja in asozial Deutschland, alles für mich, was interessieren mich die andern... hier hastn euro solang ich meine Million hab...
denkt doch mal nach, bevor ihr euren eigenen Egotrip postet
mcnesium
20 Jan 2004, 15:35
Zitat(binhpac)
Es gibt keine Berechtigung so stark in das Leben der Menschen einzugreifen wie es der Staat damit tut. Ein soziales Jahr als MUSS als Übergangslösung wäre vielleicht OK, aber das ist keine grundsätzliche Lösung. Das Gesundheitswesen muss langfristig auf eigenen Beinen stehen und darf nicht mit "Zwangsarbeitern" aufrecht erhalten werden.
das siehst du komplett falsch. wenn es keine zivis gibt, gibt es irgendwann auch keinen sozialstaat mehr? denn es gibt immer weniger schulabgänger, die krankenpfleger werden möchten. ist halt auch n scheißjob. aber gebraucht werden sie trotzdem. und so gut bezahlen kann die kein mensch, dass es wieder mehr freiwillige für den job gibt. ergo: zwangsarbeiter, wie du schon so schön gesagt hast. wenn du mal alt bist oder einfach nur krank wirst, willst du auch dass sich wer um dich kümmert. von mir aus können sie das grundgesetz ändern, damit das gestattet ist, aber ich bin auf jeden fall dafür dass JEDER schulabgänger ein jahr sozialdienst macht.
Zitat(ck)
Eine reine Berufsarmee...bei der haette ich Angst, dass es so eine Armee wie in Amerika wird- du weisst nicht mehr, was Du machen sollst, also gehst Du zur Armee...und das faende ich mehr als einfach nur schade, denn zwangslaeufig wuerden sich "niedere soziale Schichten" mit "seltsamen" Ansichten sammeln...
seh ich auch anders. die werden ja schön blöd sein wenn sie da jeden reinlassen. wenn es eine berufsarmee gibt ist das ein wirtschaftsunternehmen wie jedes andere auch. das heißt die werden auf produktivität und wirtschaftlichkeit arbeiten, also werden sie auch einstellungstests machen. wenn da der löffel vom bau nur kommt weil er keine arbeit mehr kriegt, ist der genauso schnell wieder draußen wie bei IBM oder Siemens. genau so läufts in amiland. der unterschied dazu ist nur, dass die army-navy-airforce-marines ganz massiv werbung machen, überall, im fernsehn, radio, kino, zeitschriften, ... in den meisten high schools gibts schon ags bei denen man mitmachen und reinschnuppern kann. die haben dann auch schon diverse uniformen und rennen an treff-tagen den ganzen tag in der schule in tarnklamotten und stiefeln rum. das heißt man hat die chance schon vorher mal auszuchecken was geht und kann sich dann entscheiden, da mitzumachen.
zb hier.ganz so schlimm sollte man es hier vielleicht nicht treiben aber wir brauchen ja auch nicht so ein großes militär, wir sind ja auch nicht die rächer mit dem becher. im gegenteil, wenn weniger leute bei der berufsarmee sind, kostet sie den staat auch weniger.
Kramsky
20 Jan 2004, 16:19
Zitat(mcnesium @ 20 Jan 2004, 14:35)
das siehst du komplett falsch. wenn es keine zivis gibt, gibt es irgendwann auch keinen sozialstaat mehr? denn es gibt immer weniger schulabgänger, die krankenpfleger werden möchten. ist halt auch n scheißjob. aber gebraucht werden sie trotzdem. und so gut bezahlen kann die kein mensch, dass es wieder mehr freiwillige für den job gibt. ergo: zwangsarbeiter, wie du schon so schön gesagt hast. wenn du mal alt bist oder einfach nur krank wirst, willst du auch dass sich wer um dich kümmert. von mir aus können sie das grundgesetz ändern, damit das gestattet ist, aber ich bin auf jeden fall dafür dass JEDER schulabgänger ein jahr sozialdienst macht.
du siehst das falsch!
Hab kürzlich nen Bericht gesehen, wo das Wegfallen der Zivis grundsätzlich kein Problem darstellen würde, denn es gäbe für die Übergangszeit "Zivi-keine Zivis" eine "ausreichende" Anzahl an Pflegern!
Außerdem wird sich das auch wieder ändern, denn durch die Medien wird dann propagiert, es sei zu wenig Pflegeperonal vorhanden. Dadurch werden sich auch mehr Schulabgänger bewerben, den wer verdient nicht gerne 2000€ im Monat :blabla:
mcnesium
20 Jan 2004, 16:22
und wer bezahlt die 2000€ ???
Kramsky
20 Jan 2004, 16:36
soviel verdient in Deutschland ausgebildetes Pflegepersonal
---Brutto allerdings---
mcnesium
20 Jan 2004, 16:43
schon klar, aber wieviele davon werden angestellt? du glaubst doch nicht ernsthaft dass ein krankenhaus alle freiwerdenden zivistellen mit jeweils 2000€ teuren fachkräften auffüllen kann...
Kramsky
20 Jan 2004, 16:54
nicht jede Zivistelle brauch einen adäquaten Ersatz in Form eines Krankenpflegers, die leisten schon ein wenig mehr als so ein Zivi
rakete
20 Jan 2004, 16:59
Zitat(Kramsky @ 20 Jan 2004, 15:19)
du siehst das falsch!
Hab kürzlich nen Bericht gesehen, wo das Wegfallen der Zivis grundsätzlich kein Problem darstellen würde, denn es gäbe für die Übergangszeit "Zivi-keine Zivis" eine "ausreichende" Anzahl an Pflegern!
aha, und wo hast du bitte diesen dünnschiß gesehen? auf N24 oder auf RTL?
dort wo ich Zivi gemacht hab, hätte man auch auf uns verzichten können, rein theoretisch...
die Wirklichkeit würde so aussehen, daß sich niemand mehr um die pädagogische Pflege kümmert. Das sind immernoch Menschen! und wollen auch, das man sich mit ihnen unterhält, Sport (im angemessenen sinne) treibt, das denken anregt, sie fördert...
Diese "Pflegefälle" sind nicht nur bettlegrige alte säcke, die nichts können. Man macht es sich zu leicht, wenn man die menschliche Seite an dem Thema einfach weglässt...
@Kramsky: Du Hirni hättest mal an meiner Stelle in der Lebenshilfe arbeiten sollen... das hätte deinem Hirn verflucht gut getan! :PP
little-giant
20 Jan 2004, 19:54
Auch hier kann der kategorische Imperativ einen interessanten Denkansatz bieten...
Binhpac
20 Jan 2004, 20:08
Naja sind zwar alles nur Spekulationen, die wir hier aufstellen, aber ich denke, dass die Last auf mehrere Säulen verteilt werden müsste.
Es wird immer noch welche geben, die ein freiwilliges soziales Jahr ableisten, zum anderen werden Schüler, Studenten und "Andere" in Teilzeit aushelfen und natürlich wird auch qualifiziertes Personal die Arbeit der Zivildienstleistenen auffangen.
Wer das bezahlt? Eine Umschiffung der Gelder: Diejenigen, die kein soziales Jahr machen, liegen natürlich nicht ein Jahr auf der faulen Matte, sondern beteiligen sich "anders" an der Gesellschaft, sei es damit, dass sie 1 Jahr früher mit dem Studium anfangen, sei es damit, dass sie früher in die Arbeit einsteigen und damit der Produktivität des Landes beitragen.
Diese Gelder müssen halt in das Gesundheitswesen zurückfliessen, um diese aufrecht zu erhalten. Notfalls muss man halt "irgendwelche Steuern" erhöhen, damit sich die ganze Gesellschaft daran beteiligt, ABER man darf nicht so tief in die Persönlichkeitsrechte junger Menschen eingreifen wie der Staat es zur Zeit tut!
Nur weil es jemanden gut tuen würde eine Nacht im Gefängnis zu verbringen, dürfen wir ihn nicht einsperren. Genauso dürfen wir sie nicht zu Unrecht dazu "versklaven" soziale Arbeit zu verrichten und deren Freiheit berauben.
Wichtig ist, dass das Gesundheitswesen langfristig auf eigenen Beinen stehen muss!
mcnesium
20 Jan 2004, 20:24
ähm... jemanden versklaven oder sozialdienst machen lassen ist ja wohl ein unterschied! ich glaub jeder (ex-)zivi hier wird dir erzählen dass er sich in seinen 10 monaten nicht grad tot gearbeitet hat. es sind auch nicht die tiefen persönlichkeitsrechte, in die der staat da eingreift, es ist nur einfach ein gesetz zur aufrechterhaltung des sozialstaates. oder fühlst du dich auch an deinen persönlichkeitsrechten gepackt, weil du dich krankenversichern musst? oder weil du einen führerschein brauchst um auto fahren zu dürfen? oder weil du nicht einfach mit dollars anner tanke bier holen kannst?
yocheckit
20 Jan 2004, 20:24
@binhpac: ich bin da ganz anderer meinung als du, denn der wehrdienst ist im grundgesetz festgeschrieben um alle bürger unseres landes zu schützen und in den letzten paar jahren auch um die menschen bei katastrophen zu helfen. der zivildienst ist dafür ein erstatzdienst und keine versklavung und ich finde diesen eingriff in das leben eines jungen menschen auch nicht gerade schön im sinne von selbstbestimmung, aber den meisten bringt das eine gewisse reife. jeder muss seinen teil an der gesellschaft beitragen, der wehrdienst und seine ersatzdienste gehören dazu. wer für sich das recht in anspruch nimmt geschützt und gepflegt zu werden der sollte auch bereit sein eine gegenleistung dafür aufzubringen!
der wehrdienst sollte auch nicht abgeschafft, sondern für unbestimmte zeit ausgesetzt werden. damit bleibt die wehrpflicht erhalten und es wäre auch weiterhin für genügend zivis gesorgt. ich versteh die ganze sinnlos aufgeblasene diskussion nicht!
Binhpac
20 Jan 2004, 20:41
@mc Es ist ein Unterschied ob du dich ein Jahr für den Staat verpflichten musst oder dir x euro für die Krankenversicherung abgezogen werden. Klar, man arbeitet sich nicht zu tode, aber selbst wenn man dazu verpflichtet wäre ein Jahr nichts zu tun, wäre das meiner Meinung nach falsch. Und ein volles Jahr im Dienste des Staates zu stehen, finde ich einen ziemlich tiefen Einschnitt in meine Persönlichkeitsrechte. Das Gesundheitssystem darf nicht auf unfreiwilliger Arbeit basieren!
@yo naja sind ja nicht wir, die die diskussion angeschmissen haben, sondern die Politiker. Solche Diskussionen wie z.B: auch das Legalisieren von Hasch werden bei jeder Wahl wiederkommen...
simpson
20 Jan 2004, 20:44
@mcnesium: ich kenn zumindest einen ex-zivi, der bei seiner zivistelle innerhalb der ersten paar tage behandelt worden ist, wie ein festangestellter, abgesehen von der bezahlung. die waren schon in der ersten woche vollkommen auf sich allein gestellt, wenn die chefin frei hatte. und das find ich unverantwortlich in nem altersheim.
zum thema hier: ich bereus inzwischen, gleich nachm abi mitm studieren angefangen zu haben. 1. wars der falsche studiengang und 2. bin ich für meinen teil in der schule nur aufs abi getrimmt worden..nicht aufs leben danach. bzw..erzähl mal ner 16jährigen dass sie sich doch mal gedanken um ihre zukunft machen soll...
ich hatte da bei weitem andere sachen im kopf. das kann man jetzt als dumm und naiv betrachten..isses auch. aber ich bin auch erst jetzt schlauer..und hab inzwischen meinen ersten studiengangswechsel hinter mir. dasses bei dem einen bleibt hoffe ich...
allerdings finde ich es sinnlos, jemandem ein soziales jahr aufzuzwingen. mehr weis ich dazu aber ach nicht zu sagen
rakete
20 Jan 2004, 21:01
Zitat(binhpac)
Wichtig ist, dass das Gesundheitswesen langfristig auf eigenen Beinen stehen muss!
aha, wie sollen den Kranke oder Pflegefälle rentabel gemacht werden? Nieren verkaufen? Im Zoo ausstellen? Werbung für Benetton machen? Du hast Vorstellungen... Das Gesundheitswesen wird nie und kann garnicht rentabel sein... Es sei denn wir fangen an nurnoch reiche Leute zu behandeln und zu pflegen...
Und was ist mit den anderen? ach, wer kein Geld für Pflege hat, der wird halt vergast... spitze ideen mal zuende gedacht...
little-giant
21 Jan 2004, 13:35
Um uns nochmal die dinge vor augen zu führen: wir haben bedürfnis nach
- persönlicher sicherheit (landesverteidigung, pozilei, rechtsstaatlichkeit)
- sozialer sicherheit (krankenversorgung, renten)
- ökolog. sicherheit
und vielleicht auch noch anderes. Sind auf jedenfall alles sachen, die keiner für sich alleine schaffen kann, also gesellschaftliche aufgaben. Es muss sich also jemand finden, der die arbeit macht! Wenn´s nicht genug gibt, die freiwillig kriegsdienst leisten, werden welche verpflichtet. Warum kann das gleiche prinzip nicht auch bei sozialen diensten gelten? Heisst aber auch, wenn die wehrpflicht abgeschafft wird, gibt´s keine ewigkeitsgarantie dafür, sondern sie bleibt nur solange abgeschafft, wie sich genug soldaten von alleine finden.
Es stimmt schon, denke ich, es ist ein eingriff in die persönliche freiheit. Aber ist der nicht durch den zuwachs an freiheit in form o.g. sicherheiten gerechtfertigt? (Schließlich sperren wir ja auch menschen ein, die gegen das gesetz verstoßen haben - ist doch auch ein eingriff in persönliche freiheiten, oder?)
rakete
21 Jan 2004, 19:09
endlich schreibt mal jemand das, was ich nicht in zusammenhängende Worte bekommen hab...
Danke little-giant...
yocheckit
21 Jan 2004, 21:14
@little-giant:
:thumbup: :goodpost:
Binhpac
22 Jan 2004, 05:05
ok, nochmal konkret und ohne Äpfel/Birnen Vergleiche...
Die Beteiligung an der Gesellschaft steht ja ausser Frage, die Form der Beteiligung mit einem Pflichtjahr ist hier diskutabel. Die einen finden so einen Eingriff des Staates erträglich, andere nicht.
Kranke und hilfsbedürftige Menschen brauchen Menschen denen sie vertrauen können. Vertrauen kann nur aufgebaut werden, wenn sie es aus Überzeugung und freiwillig tuen. Ich möchte nicht von unsozialen Leuten betreut werden, die eigentlich gar keine Lust darauf haben wogegen Freiwillige schon ein gewisses Sozialverhalten mitbringen.
Sozialverhalten muss in der Schule und vor allem in der Familie vermittelt werden. Wieso konzentriert man sich nicht stärker darauf Familien und Schulen zu unterstützen anstatt eine Maßnahme dieser Form anzuwenden?
Um eine teure Übergangsphase (keine Ahnung wieviel Geld ein soziales Pflichtjahr bringen würde) zu finanzieren kann man vielleicht kurzfristig solche Maßnahmen durchführen, aber langfristig denke ich, dass eine Beteiligung in Form eines Pflichtjahres nicht notwendig ist.
Gratisprobe
22 Jan 2004, 15:28
@ binh - jo das seh ich auch so ... hab die diskussion nbischn verfolgt und muss mit erschrecken feststellen, wie wenig hier zivi gemacht haben ... also ich für meinen teil war beim DRK fahrdienst rostock und hab von 5:30 bis 17:00 gearbeitet ... mit pausen dazwischen versteht sich. 150 zivi haben da zusammengearbeitet und wurden herumgeschupst wie tagelöhner ... wir haben anweisungen bekommen, in denen wir kleinkinder OHNE kindersitz befördern sollten. sind wir dem nich (zu recht) nachgekommen, haben wir 8 minusstunden bekommen oder uns wurde mit rauswurf bzw. disziplinarverfahren gedroht ... neben dieser situation haben wir mitbekommen, was der DRK mit spendengeldern macht (25 % aller geldspendeneingänge bleiben auf dem drk konto - kein scheiss, das is so in deutschland so) ein anderes beispiel sind z.b. die altkleidersammlungen des DRK. wir haben alle 4 wochen einen riesigen sattelschlepper mit klamotten vollgeladen, der dann nach polen fuhr, um die sachen zu verkaufen ?!?!?!?!? ... komisch ...
all das stinkt doch tausendmal gegen den himmel ... ich hab übrigens aufgrund dieser schweren vergehen den damaligen fuhrparkleiter mit nem freund zusammen vor dem bundesamt für zivildienst verklagt.
diese verschissenen sozialverbände wie VS sind genauso ... im kreis bad doberan, hat der chef der volkssolid. seine zivis an seinem haus bauen lassen ... war 'n riesen eklat als das raus kam....
sicher ist die idee des pflicht sozialjahres nicht verkehrt, nur gerade im sozialen bereich, spielt interesse und kompetenz eine wichtige rolle ... (hatte 4 monate fahrerlaubnis und musste am 2. arbeitstag schon behinderte fahren ... das kann doch nich sein!!!). 3 monate nachdem ich aufgehört hatte, hat n freund von mir beim drk fahrdienst ein kind tot gefahren, weil er geheizt is, wie n bescheuerter ...
das zum thema kompetenz.
also im sozialen bereich dürfen nur freiwilige tätig sein! des weiteren sollte man diese wohlfahrtsverbände privatisieren ... solch drecksvereine wie dem DRK, der in rostock aufsteigende, ernstgemeinte kritik mit morddrohungen zu kontern versuchte, sind alles andere als sozial ... ich bezieh' mich dabei jedoch nur auf die erfahrungen, die ich als zivi gemacht hab' ... klar hab ich auch gegenbeispiele: es gibt natürlich auch vereine, bei denen zivis ihre arbeit unter guten voraussetzungen machen konnten, viel fürs leben gelernt haben und einen wirklich ernstzunehmenden beitrag an sozialer verantwortung geleistet haben, nur solange es solch mächtige schwarze schafe gibt, werde ich der idee des threads nicht zustimmen ... soziale pflicht hin und her .. zur zeit wird diese in deutschland leider in den meisten fällen schlicht weg ausgenutzt - "zivis sind billig und in 10 monaten wieder weg"
ich wage auch zu bezweifeln, ob sich diese einstellung ändern wird.
und von wegen gleichberechtigung mann/frau ... das is doch mummenschanz ...
seit wann kann man da von berechtigung reden .. man(n) is doch nich zum wehrdienst berechtigt sondern verpflichtet ... auch hat man nich etwa die wahl zwischen dem dienst an der waffe und dem sozialen, sondern kann unter umständen den sozialen dienst als ersatzleistung gegenüber dem wehrdienst wählen. die verpflichtung dem kriegsdienst bleibt bestehen ...
außerdem kriegen frauen immernoch unsere kinder ... wenn auch diese zum pflichtdienst herangzogen werden würden ... wäre die vermeintliche "gleichberechtigung" auch schon wieder angreifbar ...
rakete
22 Jan 2004, 19:31
ein Kumpel von mir, der auch Zivi gemacht hat, wollte auch keine Leute pflegen, und hat halt einen Hausmeister job im Altenheim gemacht...
Soziale Arbeit muß nicht gleich "Pflege" sein... es gibt so vieles was man sonst tun kann...
little-giant
23 Jan 2004, 10:46
gratisprobe:
Meinst du die misstände, die du beschrieben hast, kämen bei privater trägerschaft eher ans licht. Gerade weil zivis nicht teil des drk (o.a. verbände) und nach elf monaten wieder weg sind können sie sich darüber aufregen (beim bund läuft´s übrigens ähnlich). Ich hab ja nichts dagegen dass das system transparenter wird und stärker kontrolliert wird und mehr hauptberufliche und kompetente leute eingesetzt werden. Aber das problem bleibt doch bestehen: wenn sich nicht genügend freiwillige finden muss man durch verpflichtete auffüllen.
Gratisprobe
23 Jan 2004, 17:59
@rakete ... das is mir schon klar, aber wenn man in deutschland von sozialen diensten redet, hat man zum großen teil in sehr sensiblen menschenkreisen zu tun ... der hausmeister is da ein tropfen aufm heisse stein.
@little-giant ... auf jeden fall werden solche missstände bei privater trägerschaft ans licht kommen, denn sämtlicher wohlfahrtsverbände genießen in deutschland schon fast penetrante immunität, was kritik angeht. hörst du von korruption ? ... also ich hab zuvor noch nie negativschlagzeilen gelesen und das hat auch seinen grund ... deshalb denken auch alle ... "DRK is doch o.k. - die würden nie scheisse baun', patienten schlecht behandeln und den dienstwagen von billigen zivis waschen lassen, den man fast ausschließlich zur privaten unterhaltung nutzt."
wer sagt, dass das problem weiter existiert ? wenn die stellen da sind, wird sich der arbeitsmarkt anpassen, der job interessanter vermarktet und das interesse geweckt ... wenn sich am angebot was verändert, verändert das auch der entscheidungswillen und u.u. das interessenfeld der arbeitnehmer ... is doch logisch ... wenn alle unis mit angehenden lehrern voll sind, gibts erstma lehrerüberschuss ... dann hat keine bock lehrer zu werden ... werden sie dann wieder gebraucht, wird der job interessanter und so geht der run auf die uni und watt weiss ich noch wieder los ...
das mit den zivi hat auch nochwas ... die verdienen nix, machen daher jeden mist ... rein arbeitsrechtlich is das verhältnis mit normalen angestellten völlig anders. das verlangen nach verantwortungsbewusstsein und kompetenz is im normalen arbeitsverhältnis wesentlich höher ... arbeitnehmer haben ganz andere möglichkeiten, z.b. gegen unrechtmäßige behandlung oder watt weiss ich zu "klagen" oder gegen an zu gehen. ein zivi jedoch erreicht NUR in köln sein ziel ... deshalb isses den meisten dienststellen auch scheissegal, was die zivis für rechte haben, weil sie nur 11 monate da sind und möglicher ärger umständlich und sehr verspätet beim bundesamt anklang findet ...
insofern hat sich ein problem einfach im sande verlaufen ... bist du jedoch angestellter, hast du einen arbeitsvertrag ... mehr pflichten aber auch eine wesentlich festere gesetzliche bindung zu deiner stelle ...
freiwillige wird es in dem sektor immer geben, davon bin ich überzeugt ... gerade was pflege angeht, wird in deutschlang noch einiges auf uns zu kommen, bei dem alter und dem anteil rentner an der bevölkerung ...
yocheckit
23 Jan 2004, 18:36
@gratisprobe: ich bezweifle dass das alles so einfach funktioniert wie du dir das denkst. krankenpfleger ist nicht für jeden zivi, der in der richtung beschäftigt war bei einem freiwilligen-system ein traumjob, denn nicht jeder steht darauf ständig früh- oder spätdienst zu haben! ich schließ mich da eher der meinung von little-giant an - sowas macht man nicht weil gerade niemand krankenpfleger o.ä. ist, sondern weil man gerne menschen helfen will und da die gelder begrenzt sind, wird eine sicherung der pflege vermutlich auch nur über zivi-ähnliche angestellte zu gewährleisten sein. außerdem ist das, was du über den zivildienst schreibst auch nicht gerade eine werbung dafür. ich war beim bund und hab zumindest noch die hoffnung gehabt, dass die leute in krankenhäusern oder beim pflegedienst im gegensatz zu denen, die als hausmeister, winterdienst, küchenhilfen usw. gearbeitet haben, wenigstens was sinnvolles gemacht haben, aber anscheinend war auch da der anteil geringer als ich dachte. nicht dass andere arbeiten unwichtig wären, aber im sinne der fairness auf dem arbeits- und geschäftsmarkt finde ich es unmöglich zivis in stellen anzustellen, die nicht dem direkten sozialen wohle der allgemeinheit dienen!
Gratisprobe
23 Jan 2004, 19:22
hmm ... komisch ...
- das mit dem früh- oder spätdienst is kein argument ... das gibt's in vielen anderen arbeitsbereichen auch und da vierdienen auch leute ihr geld. möchten menschen mensche helfen und dabei noch geld verdienen, gehen auch diese einen komprosmis ein. so schlimm is das mit früh- und spätschicht auch nich. spass kann man auch bei wechselnden arbeitszeiten haben, also sehe da kein grund, weshalb leute den job nich machen wollen. man muss zudem eine gewisse bereitschaft und felxibilität aufbringen, um überhaupt arbeit zu finden ... da sollten die zeitl. schichten wohl eher hintergründig sein
- dass jemand grad' krankenpfleger wird weil andere es sind, hab ich nicht gesagt.
oder vielleicht hab ich mich noch nich genau genug ausgedrückt. ich meine es hat damit zu tun, dass der job interessanter wird, weil er wieder ein thema ist. werden stellen gesucht, sehen auch die unmotivierten und still träumenden, zukünftigen pfleger ihre chance ... der reiz des jobs wird größer und somit würden mehr menschen darüber nachdenken, evtl. sowas zu machen ... ich meine, es ist logisch das das interesse AUCH vom angebot abhängt. "ohne zu wissen, was möglich ist würde es wenig ideen geben." der idealismus für ein sache hängt nicht immer von einem selbst ab - es gibt viele faktoren, die einen bestärken etwas tun zu wollen oder einen ERMUTIGEN etwas zu tun .. z.b. eben das reichhaltige angebot der "sozialen dienstleistungsbreiche", wenn man eben die zivi abschaffen würde
- das mit den geldern und der realisierung der pflege in zukunft kann ich nich beurteilen, dazu hab ich keine fakten ... aber klar ist, wenn es in zukunft keine zivis gibt, wird ein ersatz gebraucht, insofern wird es NICHTS ziviähnliches geben !!
das arbeitsverhältnis zivi - nichtzivi gibt es dann nich mehr und der sold hört auf zu existieren (außer inner BW natürlich)
- ich hatte nie vor für den zivildienst werbung zu machen. hab' eher das gegenteil erhofft ... aber das müssten doch die texte oben sagen ... also so unverständlich hab ich mich dann auch wieder nich ausgedrückt.
- du hast recht ... zivis sollten da eingesetzt werden, wo sie dem gemeinschaftlichen wohl dienen ... das hab ich auch nich in frage gestellt ... ich beharre weiterhin auf der meinung, dass die wehrplicht abgeschafft werden sollte und dass es keinen sinn macht ein soziales pflichtjahr für jeden einzuführen ... ERPRESSUNG ist kein mittel!!
haut rein leude - ich klemm mich jetzt hinter die bücher :frage:
Habe da gerade einen Artikel gefunden, der mich zugegebenermaszen ziemlich ueberrascht hat:
QUOTE (Lausitzer Rundschau vom 11.02.2004) |
Wenn die «Zivis» fehlen Eine RUNDSCHAU-Recherche in medizinischen und sozialen Einrichtungen Medizinische Einrichtungen und soziale Hilfsdienste haben sich seit vielen Jahren auf die Mithilfe von Zivildienstleistenden eingerichtet. Doch die preiswerten jungen Mitarbeiter könnte es in absehbarer Zeit schon nicht mehr geben, denn der Zivildienst wird zum Auslaufmodell, wenn auch die Wehrpflicht in Deutschland verschwindet. Das hätte Folgen auch für Gubener Sozialdienste. Rüdiger Löhle weiß ganz genau Bescheid. Er ist der Sprecher des Bundesamtes für den Zivildienst, das in Köln residiert. Und wenn man Löhle fragt, wie viele Stellen für Zivildienstleistende es in Guben an der Neiße gibt, dann genügt ihm ein kurzer Tastenschlag auf seiner Computerklaviatur. «18 Dienststellen mit insgesamt 55 Zivildienststellen gibt es in ihrer Stadt» , kann der Sprecher eine Anfrage aus Guben beantworten. Und wen’s interessiert, dem erzählt Rüdiger Löhle auch, welche Einrichtungen im Einzelnen wie viele «Zivi» -Stellen haben. Doch das, was der Mann aus der Kölner Behörde sagt, ist Theorie. Die Praxis sieht ein bisschen anders aus. Die Zivildienststellen scheinen nämlich nicht so gefragt zu sein, wie manch einer glaubt. Zu den Einrichtungen mit den meisten «Zivi» -Stellen in Guben gehört der Kreisverband des DRK. Sieben junge Männer könnten dort die Alternative zum Wehrdienst absolvieren. Doch aktuell sind gerade mal zwei der sieben Stellen besetzt. Trotzdem würde es der DRK-Kreisvorsitzende Hans-Joachim Hübscher bedauern, wenn es die «Zivis» nicht mehr gäbe. «Gerade bei der Seniorenbetreuung haben wir sehr gute Erfahrungen mit den Jungs gesammelt. Sie bringen Jugendlichkeit und Schwung mit und das gefällt auch den Senioren.» Doch der Einsatz von Zivildienstleistenden birgt auch Probleme. Anfang der 90er Jahre gab es beim Gubener DRK noch zwölf bis 15 «Zivis» . Damals waren viele von Ihnen im Rettungsdienst eingesetzt. Einige von Ihnen haben diese Tätigkeit später sogar zum Beruf gemacht. Doch Rettungseinsatz kommt inzwischen nicht mehr in Frage, weil mit der stetigen Verkürzung der Dienstzeit ein effizienter Einsatz nicht mehr möglich war. Schließlich mussten die jungen Männer zunächst umfangreiche medizinische Vorbereitungslehrgänge besuchen. Tatsache ist, dass die Abschaffung des Zivildienstes inzwischen kein ernsthaftes Problem für das DRK in Guben mehr wäre. Hans-Joachim Hübscher sieht mit der Einführung der Minijobs eine vergleichbare Alternative, um Angebote im Betreuungsbereich absichern zu können. Der Kostenunterschied ist aus seiner Sicht minimal. Ein bisschen zurückhaltender ist in dieser Frage Stefan Süß, der Rektor des Naemi-Wilke-Stifts. Das Krankenhaus hat mit all seinen angeschlossenen Einrichtungen insgesamt acht «Zivi» -Stellen, von denen auch sieben aktuell besetzt sind. Der Einsatzschwerpunkt dabei liegt dort im technischen Bereich. Aber auch im Operationssaal, der Küche und im Kindergarten sind «Zivis» im Einsatz. «Es ist nicht allein eine Frage der Kosten» , sagt Stefan Süß. «Die Zivildienstleistenden sind acht Stunden pro Tag verfügbar, und das ist notwendig bei unserer Arbeitsorganisation. Der Einsatz von Minijobs würde uns da wenig weiterhelfen.» Trotzdem ist auch das Stift auf Dauer keineswegs abhängig von den preiswerten «Zivis» . Ein mittelfristiges Ende für den Zivildienst bedeutet nach den Worten des Rektors keine «soziale Katastrophe» in den Einrichtungen, zumal man sich langfristig darauf einstellen könne. Im Rosa-Thälmann-Heim könnten theoretisch sechs «Zivis» ihren Dienst versehen. Doch dort ist aktuell gerade mal eine Stelle besetzt. «Alle würden am liebsten Auto fahren» , sagt Anita Obst, die Leiterin des Heimes. Doch gebraucht würden «Zivis» eben vor allem auch bei der Sozialbetreuung und der Hauswirtschaftspflege. Da gehe es darum, mit Senioren spazieren zu gehen oder für sie einzukaufen. Doch dafür gebe es zu wenige geeignete Bewerber. «Der Einsatz von Zivildienstleistenden ist auch in unserem Bereich eine willkommene Zusatzleistung für unsere Senioren. Die Kernarbeit der Pflege allerdings wäre auch beim Wegfall des Zivildienstes gesichert. Der Pflegeschlüssel schreibt die Anzahl hauptamtlicher Pflegekräfte genau vor, da gibt es keine ,Zivis’» , sagt Anita Obst. von Jan Siegel |
© by LR-OnlineIch bin mir nicht sicher, ob diese Quoten ueberall so niedrig sind, aber falls ja, braucht man weder eine Pflicht fuer ein soziales Jahr noch sonst einen Ersatz.
yocheckit
11 Feb 2004, 23:53
wenn man zwischen den zeilen liest dann braucht man zivis schon.. ich mein, ich kenne ja auch leute die sowas gemacht haben und davon haben auch ein paar echte soziale kompetenz! im pflegeheim ist es für die senioren am schönsten, wenn da ein junger mensch kommt und sich die geschichten anhört.. die leute haben doch sonst nix und ich bezweifle, dass ein hautpberuflich angestellter lust dazu hat sich dort von jedem vollquatschen zu lassen.
andererseits bestätigt das auch wieder meinen eindruck vom zivildienst, denn ich hab höchsten respekt vor leuten die in behinderteneinrichtungen arbeiten, in krankenhäusern bettpfannen leeren o.ä., aber ich hab wie bereits erwähnt kein verständnis dafür, wie man als zivi hausmeistergehilfe an der schule werden kann und solche sachen! zum glück zeigt die quelle, dass man auf sowas längerfristig auch verzichten kann und das muss nicht unbedingt teurer oder schlechter werden!
Gratisprobe
12 Feb 2004, 19:48
@yochekit .. jepp da sprichst was, was sehr wichtig is. also meine erfahrungen mit alten menschen waren in der regel sehr gut. die waren so aufgeschlossen und haben sich immer gefreut uns zu sehen, wenn das in zukunft nicht mehr wäre, würde den senioren einiges an lebensqualität einbüßen ... zum beispiel standen auf unseren "essenaufräderausteilzetteln" bemerkungen zum verhalten der kunden ... eins war dabei echt n trauriger anblick --> unter dem namen einer frau stand "in gespräch verwickeln, weil sie niemanden mehr hat, mit dem sie reden kann" ... also das sagt eigentlich alles .. zumal glaub ich junge menschen in solchen sachen einfach besser reinpassen, als 30-40 jährige, die schon lebens- bzw. berufserfahrung haben, denen das wahrschneinlich langweilen würde ... ich fands auch ehrlich gesagt interessant, mit einigen kunden zu plauschen ... naja is aber eben nur ein kleiner sektor, der sicher ersetztbar is ...
Binhpac
15 Feb 2004, 04:25
Bevor wir hier offtopic gehen, möchte ich nochmal genau differenzieren:
- Es geht hier nicht um die Frage, ob Zivildienst Sinn macht!
- Es geht hier auch nicht um die Frage, ob junge Menschen Sozialdienst verrichten sollen!
- Sondern es geht hier um die Frage, ob der Sozialsdienst als Pflichtjahr eingesetzt werden soll!
Keiner von uns ist dagegen, dass junge Menschen Sozialdienst verrichten sollen. Nein, im Gegenteil. Ich bin nur dagegen, dass man den zukünftigen Generationen noch mehr Lasten, die schon durch unsere Demographie verursacht wird, zumuten kann und dass man junge Menschen dazu zwingt Sozialdienst zu verrichten.
Der Staat muss sich damit verabschieden ein Pflichtjahr als staatliches Mittel einzusetzen.
1. Es gibt kaum ein vergleichbares staatliches Mittel, dass so stark in das Leben der Menschen eingreift. Löcher in der Staatskasse sind keine Rechtfertigkeit für einen Eingriff dieser Art.
2. Es ist überhaupt nicht notwendig, so ein hartes Mittel einzusetzen, um die derzeitigen Löcher zu stopfen. Normalerweise greift man als Mittel auf die Steuerpolitik zurück. Nur weil es das Pflichtjahr für den Bundeswehrdienst gibt, ist es noch lange keine Rechtfertigkeit dieses Mittel weiterhin einzusetzen.
Das Pflichtjahr wird so oder so nicht funktionieren. Was passiert mit den jungen Menschen die zu faul sind, sich eine Stelle zu suchen? Was passiert mit den Leuten, die in ihrer Kommune keine Stelle finden? Was passiert mit den Leuten, die einfach nicht kompetent genug sind ihren Job auszuführen? Werden diese wie Fahnenflüchtige behandelt und eingesperrt?
Das soziale Pflichtjahr wird nicht kommen. Ein Schnellschuss der Politiker, aber das ist auch okay, denn kreative Ideen sind immerhin besser als gar keine Ideen.