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Ping Pong_SPEZIAL

Do., 17.04.2008 - Club Puschkin
off DD Dubster | post 18 Mar 2008, 17:44 | Themenlink
Ping Pong_SPEZIAL
Club Puschkin
am Donnerstag den 17.04.2008
PingPong Disko_SPEZIAL mit:

- Urlaub In Polen_LIVE
- Low.Key & No.Data (Dresden)

Am Anfang ist „Rauschen“. Eine knappe Minute lang geschieht, was man so von Urlaub in Polen durchaus kennt: Das Erforschen von Klanglandschaften, von Maschinen, die brizzeln, fauchen und – das ist so typisch für sie – geradezu zu atmen, ein Eigenleben zu entwickeln scheinen. Ein minimal verknappter, kurzer Übergang vom Alten ins Neue, vom Bekannten in ein musikalisches Land, das man so noch nicht gehört hat – nicht nur von Urlaub in Polen, sondern überhaupt.


Denn schon mit dem entsprechend programmatisch betitelten „Wanderlust“, dem ersten richtigen Song des Albums – und wir sagen bewusst ‚Song’ – steht selbst dem progressiven Hörerohr ein echter Parforceritt ins Haus. Ein Song mit hitzigem Stampfbeat, mit Gitarrenlicks, mit einer warmen Melodielinie und mit sich steigernden Gospel-Zitaten gegen Ende.

Gospel? Urlaub in Polen? Dieses geradezu wahnwitzige Kölner Duo, das man bisher dafür kannte, vollkommen spielerisch zwischen einem dekonstruierten Post- und Noiserock, wilden Punchlines, derben Hall-Schleifen und einem fast schon technoid anmutenden Verständnis von Songstruktur zu changieren? Ja! Denn es folgt: Eine Offenbarung der Möglichkeiten, ein Entdecken und Erfahren über das, was noch alles möglich ist im Kontext dieser äußerst speziellen Dynamik, die eine Band aus nur zwei Personen mit sich bringt.

Urlaub in Polen, diese vermutlich eigenwilligste deutsche Band der Gegenwart, hat den kontrollierten Spieltrieb entdeckt. Mit Versatzstücken und Dynamiken experimentieren, mit Melodien, Klängen, Rhythmen, Strukturen, Instrumenten und Klangerzeugern hantieren, ohne dabei den roten Faden, das große Ziel eines durchkomponierten Werks zu verlieren: Das ist die Geschichte hinter ihrem dritten Album „Health And Welfare“.

Für eine unbegrenzte Zeit mit Songskizzen ins Studio zu gehen und dran zu arbeiten, so hieß die Maxime – eine Erfahrung, die beide getrennt voneinander in ähnlicher Form und mit anderen Projekten nach „White Spot“ gemacht hatten: Philipp mit seiner anderen Inkarnation, den enorm konzeptionalisierten Von Spar, Georg als temporäres Mitglied von Ken, der Zweitband von Blackmail-Sänger Aydo Abay.

Mit Bertil Mark, einem äußerst umtriebigen Musiker/Engineer/Produzenten des deutschen Underground, fand man den geeigneten Partner; und mit dem M.A.R.S., der ‚Modernen Anstalt rigoroser Spacken’ und zugleich der von Thomas D. initiierten Künstler-Kommune in der Eifel, in welcher auch Bertil wohnt, gleich auch den geeigneten Ort. Dort erschufen sie diese Supersonic-Galaxie aus musiziertem Irrsinn, die sodann in eine höchst eigenwillige Auffassung von Popmusik transformiert wurde.

Entscheidend dabei war der Prozess des Entdeckens. Es gibt viele Überraschungen auf diesem Album; die vielleicht größte: Georg singt – und zwar einen Gesang, der nicht nur als weiterer Effekt dient, sondern als das tragende Song-Element, für welches er bekannt ist. Auch hier: Entdecke die Möglichkeiten. Der erste Song, den sie für das neue Album schrieben, basierte auf einem Vocoder-Lick, bei welchem man die Melodie des Gesangs mit den Tasten nachspielt. „Und beim Übersetzen dieses Licks in Georgs Gesang merkten wir plötzlich: Ach Gottchen, man kann da ja auch ne echte Melodielinie reinbauen. Ab dann haben wir sehr gezielt in vielen Songs auf richtige Melodielinien hingearbeitet“, so Philipp.

Und zum Aspekt der Überraschungen sagt er: „Ich freue mich immer, wenn man während der Arbeit auf Elemente stößt, die man selber als Musiker absolut nicht gewohnt war. Sich selber zu überraschen, ist ein sehr angenehmes Gefühl. Und jede Situation, wenn wir im Studio etwas rausgehauen haben, was unsere Musik so bisher noch nicht hergab, war ein purer Moment der Freude.“

Nun liegt diese Freude ganz auf unserer Seite. Weil wir die Reinkarnation einer Band miterleben dürfen, die immer schon sehr besonders war und das auch – trotz durchaus auffälliger Annäherungen an etwas ‚gewohntere’ Musikstrukturen – fürderhin bleibt.



Weil wir zwei pathologischen Klang-Individualisten dabei zuhören, wie sie aus der Nische des oftmals sehr Session-getriebenen Songaufbaus ausbrechen und etwas zu Ende denken in einer Weise, die Staunen macht. Und nach dieser bewusst verknappten und deutlich pointierteren Abfahrt endet das Album im Hidden Track wieder mit Rauschen. Einem Rauschen als versöhnliche Geste – wo hat’s das schon mal gegeben?

Einlass: 20 Uhr
Eintritt: 5 €
Spezial: Tischtennis und andere Freizeitferkeleien frei ab 20 Uhr und Bier ab 1,50 €!!!
Stile: QuerBeat und Artverwandtes
Eintritt: 5.00 €
Beginn: 22:00 Uhr
Location: Club Puschkin www.clubpuschkin.de
Adresse: Leipziger Str. 12, 01097 Dresden
ProfilPM
 
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