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Upgrade your Ego.

21. bis 23.11.2008 - die bühne - Das Theater der TU
off die-buehne | post 20 Oct 2008, 18:14 | Themenlink
Upgrade your Ego.
die bühne - Das Theater der TU
vom 21. bis 23.11.2008
Was sind schon 60 Milliarden…
Nun hat er wieder einmal gezeigt, wozu er in der Lage ist: Jahrelang kochten die Spekulanten, Kreditinstitute und Rating Agenturen an einer Suppe, die zwar immer wieder als Allheilmittel angepriesen und 1A bewertet wurde, sich bei näherem Hinsehen aber als ungenießbar und qualitativ minderwertig – kurz, als subprime – entpuppte. Es ist Klischee, und doch: Viele Köche…

Nun, so scheint es, geht das Gespenst des Kapitalismus auch um in Europa, und der Deutsche bekommt das große Heulen und Zähneklappern. Nun, so scheint es, betrifft es uns, es geht uns an den Geldbeutel und vielleicht sogar an den Kragen. Der Kapitalismus ist plötzlich real – und bleibt uns trotzdem weiterhin fremd: Von draußen dringt er in unsere kleine, gemütliche Regionalität. Kapitalismus wird in New York gemacht, in Frankfurt, in Zürich. Nicht bei uns im Wohnzimmer … Doch das ist eine Fehleinschätzung der Lage.

Wir sind Kapitalisten.

Wir alle. Gewisse Dinge können wir uns nicht aussuchen: Elternhaus, genetischer Code, Nationalität, und ja, auch das Wirtschaftssystem nicht. Wir alle besitzen Privateigentum; wir konsumieren, konkurrieren, kommerzialisieren. Jeden Tag.

Wir sind Kapitalisten, doch die Zweifel wachsen:
Wenn der Markt mit seiner freien Hand, sozusagen mit links, alles regelt – was macht er denn mit der anderen?
tDer Börsencrash allerdings scheint den Deutschen nur in seiner Rolle als Steuerzahler zu beir wollen uns mit dem Lebensentwurf eines Individuums auseinandersetzen. Wie erfährt man Bildung (wie weit ist diese humanistisch, wie weit kapitalistisch), wodurch wird man geprägt? Welche Entscheidungen muss man im Leben treffen? Entscheidet man sich für mehr Zeit oder für mehr Geld? Gibt es noch Platz für humanistische Werte? Was ist mit der Familie und der Liebe? Wie weit beeinflusst und dort der Kapitalismus. Wir wollen bei der Auseinandersetzung mit diesen Fragen jedoch nicht wertend den Finger heben, sondern zum Nachdenken und kritischen Hinterfragen anregen, und zwar uns selbst sowie das Publikum.Das Konzept ist nicht neu: Die Open-Source-Bewegung, die den Quellcode der geschriebenen Software offenlegt und geistiges Eigentum nicht mit finanziellem Kapital gleichsetzt, hat uns das Betriebssystem Linux und den Internetbrowser Firefox beschert – und die Bewegung pflanzt sich fort. Was also wäre angebrachter, als auch im Theater, Open Source heißt offener Quellcode und meint Software, die jeder nach Belieben studieren, benutzen, kopieren und verändern darf. In einem erweiterten Sinn steht Open Source für eine Bewegung, die antritt, nach der Software nun auch Wissen und Kultur zu "befreien". Von Open Access bis Creative Commons, von Wikipedia bis Copyleft entwickeln ihre Befürworter neue Formen der Kooperation ohne ihre Arbeit durch Urheberrechte und Patente zu schützen.Die künstlerische Leitung einer neuen Theaterproduktion will versuchen, diese Idee auf das Theater anzuwenden: An der bühne - dem Theater der TU Dresden - entsteht bis November ein Theaterstück zum Thema Kapitalismus. Über eine Website, ein sogenanntes Wiki kann man in den Entstehungsprozess des Stückes eingreifen: Durch Ideen, Anregungen, Erlebnisse. Das Eingreifen wird möglich, weil Produktion als Stückentwicklung entsteht, einer Arbeitsweise die in der deutschen Theaterlandschaft noch vergleichsweise selten benutzt wird. Sie erlaubt sehr direkt aktuelle gesellschaftliche Tendenzen zu thematisieren. Stückentwicklung bedeutet, die Szenen entstehen während der Proben auf der Bühne. Sieben Schauspieler suchen unter der künstlerischen Leitung von Christian Schmidt nach persönlichen Zugängen zum Thema, szenischen Umsetzungen, einer Dramaturgie, suchen nach dem, was sie an dem Thema am meisten interessiert... Das Wiki ist ab sofort unter http://opensource.die-buehne.net/ freigeschaltet. Dort "gepostete" Ideen fließen sofort in die Probenarbeit ein. Besonders hilfreich sind persönliche Geschichten. - Das Entwicklungsteam hat dafür den Begriff "der kapitalistische Moment" geprägt. Übrigens: Das Stück hat schon einen Arbeitstitel. Der lautet: Upgrade your ego. Oder: Die Glücksritter im internationalen Vergleich und beim Kampf um die Aufmerksamkeit in den arctischen Gewässern. Der wird sich aber sicher noch ändern, meint das Theaterkollektiv.

Premiere: 21. November 2008
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