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Kreidler

Sa., 12.12.2009 - Scheune
off scheunedresden | post 19 Nov 2009, 12:31 | Themenlink
Kreidler
Scheune
am Samstag den 12.12.2009
Der Kitzel an jeder Phantasie ist die Angst, dass sie in Erfüllung gehen könnte, und es dann gefährlich wird. Mein heimlicher Wunsch lautete, dass das neue Kreidler Album das Harmoniebeseelte der Eve Future Alben mit der Direktheit von Kreidler live auf der Bühne zusammendenkt. Als Bild, als Abstraktion, bar jeder Idee, wie das sich anhören mag.
Mosaik 2014 – so soll es klingen. Arrangements, die sich richtig anfühlen – ohne dass ich sie nachzeichnen könnte, weil alle Linien doch zu sehr ineinander verwoben sind, weil das Album zur Hauptsache in einer Woche live aufgenommen wurde. Diese Platte hat von allem mehr. Mehr Rhythmus, Schlagzeug, Perkussion. Mehr Keyboards; besser noch: Synthesizer – Sounds, die sofort da sind, sich nicht abweisen lassen, etwas von einem wollen, und doch ein großes Geheimnis bewahren. Mehr seltsame loops, mehr Elektronikgewitter. Aber alles der einen Idee untergeordnet: die beste Kreidler Platte aller Kreidler Platten zu werden. In einer Direktheit zum Punktkommen und doch Freiräume lassen. Sehnsüchte, Trost und Erfüllung: Große Gefühle eben.
Mosaik 2014 – die Platte, die man auflegt, bevor man ausgeht; die Platte, die dich euphorisch werden lässt; Vorfreude auf das, was gleich folgen wird. Dann, im Club, die Überraschung, der Diskjockey spielt Impressions d'Afrique, dieser Pfiff ist neu, welch ein Tanz, ein Trommelfeuer, in Schweiss gebadet. Um 5 Uhr früh im Taxi, dreh mal bitte etwas lauter, das Stück kenne ich doch, das ist Mosaik, die Melancholie nach der Party, der leichte Rausch, Erinnerung an Blicke und Berührungen auf der Tanzfläche, wie zufällig. Das Klappern begleitet mich im Treppenhaus noch bis an die Haustüre. Die Nacht ist etwas unruhig. Luminous Procuress. Eine Seance. Tableaus werden vorbeigetragen. Es ist nicht wirklich bedrohlich, jedenfalls aber beunruhigend. WAS SPIELT DA MIT MIR? Les lettres du blanc... [...sur les bandes du vieux b/pillard]. Doom Boys, das Böse, aber nicht das Öffentliche, das Offensichtliche – das ist keine Michael Moore Platte. Es geht um das Schwellen, das Untergründige, das Verbotene, das, wovon wir nicht wissen, nur ahnen und um die Erotik. Borroughs, Brus, Crowley, Cronenberg – vielleicht können wir uns hier bei Angst auf Kenneth Anger einigen und bei Liebe auf Lovecraft. European Grey und Marauder die Art von Disco, die einen ganzen Kontinent swingen ließ, von Norditalien über Marseille bis in die Bundesrepublik, eine weitere Idee von Europa, eine, die David Lynch so gerne seinem amerikanischen Publikum vorgestellt hätte. Zero, das Set, die Schwerkraft, die Toleranz. Griffith, von Sternberg, Morrow. Welche Kulturnation war es gleich, die die Algebra begründete? Und muss ich André Breton nicht endlich erwähnen? Aufwachen – Brass Cannon, die Blechbläsergrube, der Wecker schlägt, die Fanfare bläst. The Chase. Eine Jagd durch die Straßen von San Francisco, nicht zufällig als SF abgekürzt: Heinlein legt den Funken, Dystopia – es sind so viele der Unabhängigkeitstage, von was sollen wir lassen, wo sollen wir anfangen; und, wenn wir schon einmal hier sind, etwas südlicher, High Wichita, Yachtrock ist es nicht, Los Angeles vielleicht schon, ich steige in den Aufzug von Venusia zur Mercury Station.
Mosaik 2014 – Musik, die das 21. Jahrhundert außen vorlässt, Musik, die schnörkellos vom 20. zum 22. Jahrhundert hinübergleitet. Musik im Hier und Jetzt. Und für Morgen.

www.myspace.com/kreidlerde
www.ikreidler.de
www.scheune.org
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Beginn: 22:00 Uhr
Location: Scheune www.scheune.org
Adresse: Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden
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