Johanna

Die Zelle ist kaltes Weiß, die Stimmung beklemmend, die Zeit rinnt durch die Finger und bleibt an den kahlen Betonwänden kleben. Die Wahrnehmung wird unscharf und die Wahrheit verliert sich zwischen den Fangfragen und Finten der Inquisition. Und mittendrin Johanna, ein gerade neunzehnjähriges Mädchen aus der tiefsten Provinz.

Johanna: Eine Beseelte, die für die Freiheit ihres Volkes kämpft und die fremde Besatzung derart in Angst und Schrecken versetzt, dass ihr unter fadenscheinigen Begründungen kurzerhand der Prozess gemacht wird. Eine Visionärin, eine Heldin! Leider nicht.

Johanna: Eine Wahnsinnige, die sich einer rechtmäßigen Regierung widersetzt. Sie schürt einen Bürgerkrieg, erhebt sich über Konventionen und Gesetze und rechtfertigt dies durch göttliche Eingebung – wobei Gottes (erstaunlich weltliche) Interessen sich ganz zufällig mit ihren decken. Religiöser Fanatismus also, Terrorismus nennt man das heute. Und schon stehen wir auf der anderen, der ‘richtigen’ Seite des aktuellen politischen Diskurses…

Freiheitskämpferin oder Terroristin, Feministin, Fundamentalistin, Verrückte oder Heilige. Wer weiß das schon.

Unter der Regie von Jan Schrewe (auch: `Coriolanus´, 2008) und mit einem Text von Hannah Stoffer erzählt das siebenköpfige Ensemble die letzten Tage der Jungfrau von Orleans.

Vielleicht sollten wir uns einmal wieder die Frage stellen, wofür es sich zu sterben lohnt.