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Lucinda Williams

Mo., 27.06.2016 - Alter Schlachthof
off abbrecher | post 10 May 2016, 13:09 | Themenlink
Lucinda Williams
Alter Schlachthof
am Montag den 27.06.2016
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An intimate duo evening with Lucinda Williams, featuring Stuart Mathis (Wallflowers)

Die Wege des Erfolgs sind meist unergründlich. So viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, die nichts mit der eigentlichen Qualität eines Musikers zu tun haben. Die amerikanische Folk- und Country-Musikerin Lucinda Williams kann viele Lieder davon singen. Fast 20 Jahre musste sie auf die Akzeptanz der Öffentlichkeit warten, bis ihr der Erfolg beschieden war, den sie verdient hat. Mittlerweile zählt sie dafür zu den tragenden Persönlichkeiten der zeitgenössischen amerikanischen Country-, Folk- und Americana-Szene, erhielt mehrere Grammys für ihre Arbeit und wurde vom TIME-Magazine ausgezeichnet als „Amerikas beste zeitgenössische Songwriterin“. Wie außergewöhnlich intensiv ihre Musik ist, kann der Fan auf ihrer anstehenden Deutschland-Tournee erleben: Williams lädt bei diesen Konzerten ein zu einem intimen Song-Abend, bei denen sie begleitet wird von ihrem Langzeit-Kollaborateur, dem The Wallflowers-Gitarristen Stuart Mathis.
In der Rückschau ist es so erstaunlich wie unverständlich, warum Lucinda Williams mit ihrem enorm aufrichtigen, stets höchst gefühlvoll und akribisch aufgenommenem Werk über eine derart lange Zeit eher eine Randnotiz in der Musikszene war. Denn schon lange, bevor sie endlich den kommerziellen Erfolg erlangte, der ihr zusteht, gab es zahllose Indizien für ihre künstlerische Qualität. So gewann sie etwa 1994 ihren ersten Grammy für den besten Country-Song, aber nicht als Interpretin, sondern als Komponistin – ausgezeichnet wurde die Coverversion der Kollegin Mary Chapin Carpenter. Eine andere Kollegin, Emmylou Harris, sagte über Williams: „Sie ist ein Beispiel für das Beste, was Countrymusik zumindest behauptet zu sein. Aber aus irgendeinem Grund wird sie nicht wahrgenommen. Ich habe das starke Gefühl, dass der Countrymusik dadurch etwas entgeht.“ Nun, alle diese Versäumnisse sind inzwischen glücklicherweise Geschichte, und Williams ist als das akzeptiert und anerkannt, was sie ist: eine der begnadetsten Songwriterinnen und Stimmen der traditionellen amerikanischen Musik zwischen Country, Folk, Americana und Rockmusik.

Viele ihrer Songs erzählen vom Reisen und Unterwegssein, vom Einatmen fremder Kulturen und dem Zurückgeworfensein auf sich selber in der Fremde. Das kommt nicht von ungefähr, denn die 1953 in Louisiana geborene Tochter eines Literaturprofessors war es von Kindertagen an gewohnt, viel umzuziehen und sich in neuen Umfeldern zu behaupten. Sie lebte mit ihrer Familie in zahlreichen Städten der USA, zeitweise auch in Mexiko und Chile; ihr treuester Begleiter ab ihrem 12. Lebensjahr war dabei ihre Gitarre, der sie in Form erster Songs auch ihr Innenleben anvertraute. Eine Beziehung, die sich in gewisser Weise bis heute nicht verändert hat, wenn man Lucinda Williams auf der Bühne erlebt: Nur selten bilden Musiker und Instrument eine solche geradezu physisch erfahrbare Einheit.

Mit Anfang 20 begann Williams, live aufzutreten. Damals lebte sie in Jackson/Mississippi, wo auch das traditionsreiche Folk-Label Smithsonian/Folkways ansässig ist. Man kam zusammen und veröffentlichte 1978 und 1980 gemeinsam ihre ersten beiden Alben. Auf dem Papier hätte diese Verbindung perfekt funktionieren müssen: eine Traditionsfirma veröffentlicht Musik einer jungen Künstlerin, die mit beiden Beinen in ebendieser Tradition steht. Tatsächlich aber wurden beide Alben so gut wie überhaupt nicht wahrgenommen. Die ganzen Achtziger hindurch ging es ähnlich weiter: Sie veröffentlichte hervorragende Alben, erhielt dafür gelegentlich auch eine begeisterte Rezension eines Kritikers – aber spielte weiterhin in Kneipen und kleinen Clubs für ein Taschengeld. Für die Künstlerin selber brachte diese anhaltende Situation zwei Begleiterscheinungen mit sich: zum einen wurden ihre Songs in dieser Phase immer melancholischer – das 1992er-Album „Sweet Old World“ etwa gilt als eine der traurigsten Platten in der Country-Geschichte. Zum zweiten wurde Williams im Studio immer perfektionistischer, um auch die kleinste Gefahr eines möglichen Makels an ihren Aufnahmen auszuschließen. So benötigte sie für den Nachfolger von „Sweet Old World“, das wunderbare „Car Wheels On A Gravel Road“, sechs Jahre Arbeitszeit.

Immerhin: Mit diesem Album stieg ihr Stern in der Öffentlichkeit. Es war ihr erstes Album, das in die Top 100 der US-Billboard Charts stieg, zudem brachte es ihr ihren zweiten Grammy ein. Seither hat sich das Blatt endlich gewendet: Die Welt hat anerkannt, dass die amerikanische Musik ohne Lucinda Williams deutlich ärmer wäre, jedes neue Album findet seinen Platz in den Charts – und dies mittlerweile auch in Europa. Ihr aktuelles Album „The Ghosts of Highway 20“, eine Themenplatte über besondere Stationen des Highway 20 durch die amerikanischen Südstaaten, ist dabei sogar ihr international bislang erfolgreichstes. Lucinda Williams ist angekommen. Und kann sich nun voll und ganz auf die metaphysische Zwiesprache ihres Gesangs und ihrer Gitarre fokussieren.
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Antworten(1 - 1)
abbrecher off post 10 May 2016, 13:16 | Antwort#2
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