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>Staatsministerin zum Anfassen Frau Stange im CD

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post 04 Mar 2009, 08:29
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Staatsministerin zum Anfassen – Frau Stange im CD

Am Montag dem 02.03.2009 lud die Hochschulgruppe der JuSos alle Interessierten zu einer Podiumsdikussion mit der sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Frau Dr. Eva-Maria Stange (SPD) ein. Als Thema stand die Situation der Studentinnen und Studenten in Sachsen auf der Tagesordnung, und so verwunderte es nicht, dass sich die Räumlichkeiten des Studentenclub Countdown bereits kurz vor Beginn gut gefüllt hatten. Moderiert wurde die Diskussion vom SPD-Stadtratskandidaten Axel Bergmann, der sich am 07.Juni 2009 zur Wahl stellt.

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Nach einer kurzen Begrüßung der Vorsitzenden der Jusos Hochschulgruppe Dresden Anette Möbius wurden die interessierten Besucher, es waren nicht nur Studenten anwesend, einleitend über das Leben der Ministerin unterrichtet. Ihre bisherige Karriere passt zu ihrem jetzigen Amt. So wurde sie 1957 in Mainz geboren, zog aber bereits ein Jahr später mit ihren Eltern in die DDR. An der Dresdner pädagogischen Hochschule studierte sie Mathematik und Physik. Sie lehrte sowohl an der pädagogischen Hochschule, so wie an einem Dresdner Gymnasium und war von 1997-2005 Bundesvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Seit 2006 ist sie nun Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst. Eine Information lies den einen oder anderen im Publikum schmunzeln, denn es war zu erfahren, dass Frau Stange ihren Mann im Studentenclub Bärenzwinger kennen lernte.

Einleitend schätzte Frau Stange die Lage der sächsischen Hochschulllandschaft als so sicher ein, dass auch ein Rückgang der Abiturienten um 45% bis 2010 im Freistaat Sachsen keine negativen Auswirkungen auf diese haben werden. Dies liegt ihrer Meinung nach vor allem an der Attraktivität der Städte und dem breiten Studienangebot. Zu Gute kommt Sachsen dabei der so genannte „Studentenberg“ in den alten Bundesländern. Durch die Umstellung des Schulsystems auf 12 Jahre werden in den nächsten Jahren viele Doppeljahrgänge ihre Schullaufbahn abschließen. Dieses Zusätzliche Angebot könne auch von sächsischen Hochschulen genutzt werden. Jedoch müsse man an der Werbung arbeiten, da ein Großteil dieser Abiturienten noch nicht im „Osten“ war und manchmal nicht genau weiß, was ihn hier erwartet. Frau Stange wies darauf hin, dass auch die Dichte der Forschungsinstitute in Dresden so groß sei, wie sonst nur noch im Raum München und Berlin, was die Stadt nicht weniger attraktiv mache.
Wie zu erwarten, wurde schon in der Einleitung darauf hingewiesen, dass in Sachsen alle Studiengänge, auch die Masterstudiengänge, gebührenfrei bleiben. Grund für diese Entscheidung war zum einen der hohe Satz an BaföG-Empfängern, der in Sachsen mit 40% so hoch liegt wie sonst nirgendwo in der Bundesrepublik, zum anderen eine Umfrage unter Abiturienten, von denen 30% nicht studieren würden, wenn es Gebühren gäbe.

Blühende Landschaften für die GeiWis?

Diese sehr positive Einschätzung, die sich vor allem auf den technischen Bereich bezog, zog sofort eine logische Frage nach sich. Ist die Situationen denn bei allen Studiengängen so super? Explizit wurde nach der Situation der Geisteswissenschaften an der Technischen Universität Dresden gefragt. Und ob denn geplant sei diese nach Leipzig „abzuschieben“.
Frau Stange beteuerte, dass die Ingenieure in ihrer Einleitung nur ein Beispiel waren. Mit dem Satz: „Es wäre fatal, wenn sich die TU-Dresden von den Geisteswissenschaften trennt!“ stellte sie sich eindeutig hinter die „GeiWis“. Diese seien ein wichtiger Bereich und die TU wäre „amputiert“ ohne sie. Sie benutzte gar den Ausdruck „Volluniversität“ im Bezug auf Dresden, gab aber zu, dass die „Bücherwissenschaften“ traditionell unter einem schlechteren Betreuungsverhältnis leiden. Dazu kommt der Stellenabbau, der der demographischen Entwicklung vorweggenommen sei und ohne hin seit zwei Jahren ausgesetzt ist. Ein Problem sei der „Curriculum Normwert“. Ist dieses Verhältnis nicht nachweislich erfüllt, kann man sich bis zur Kapazitätsgrenze in die Studiengänge hinein klagen. Das Problem kennen vor allem Mediziner.
Auf die Frage, ob durch die seit dem neuen Hochschulgesetz gestiegene Autonomie der Hochschulen nicht zum Abschaffen einiger Studiengänge führe, erwiderte Frau Stange, dass das HSG dahin gehend nichts festlegt. Dies geschieht in so genannten Hochschulvereinbarungen. In diesen ist festgeschrieben, dass das breite Angebot auch an "Orchideenfächern" beibehalten wird.

Erweiterter Senat durchgesetzt. Offenlegung der Evaluationen in Zukunft Pflicht.

Die Fragerunde um die Mitbestimmung der Studenten an der Universität ging schnell in die Richtung der Qualitätssicherung der Lehre über. Wie allen bekannt sein dürfte, sieht das neue HSG kein Konzil mehr vor. Frau Stange beteuerte, dass dieser Beschluss bereits vor 2006 gefasst wurde und im Prinzip schon fest stand. Auf drängen der SPD sei jedoch der erweiterte Senat in das HSG aufgenommen wurden, der eine breite Abstimmung über Rektoren und die Grundordnung der Hochschulen ermöglichen soll. Der Senat wird in Zukunft aus allen Gruppen heraus demokratisch gewählt und die Größe des erweiterten Senats kann von der Hochschule selbst festgelegt werden, eine Obergrenze ist nicht vorgesehen.
Und auch die Qualitätssicherung der Lehre sei verbessert worden. So müssen in Zukunft die Ergebnisse der Evaluationsbögen im Fakultätsrat offen gelegt und diskutiert werden. Über ein Qualitätsmanagementsystem soll die Systematik der Auswertung verbessert werden und durch das neue HSG kommen die Fakultäten nicht an einer Offenlegung der Ergebnisse vorbei. Dieses ist dann ein Aspekt einer leistungsbezogenen Gehaltskomponente.

Wahlversprechen.

Auf die Frage, warum man als Student denn die SPD im Sommer wählen sollte, wusste Frau Stange angesichts des anstehenden Wahlkampfes natürlich vortreffliche Antworten. Neben der Studiengebührenfreiheit will sie ein Stipendiensystem insbesondere für junge Frauen einrichten, da diese Gruppe unter den Abiturienten nur zögerlich eine Entscheidung zugunsten eines Studiums trifft. Die durch den Rückgang der Abiturientenzahlen frei werdenden Kapazitäten sollen nicht abgebaut werden, sondern einer besseren Qualität der Lehre zu Gute kommen, da sie ein besseres Betreuungsverhältnis ermöglichen. Auch die Nachwuchsförderung und Forschung will man verbessern.

Der jedermann-Master

Wie bereits eingangs erwähnt, bleibt auch ein Masterstudium gebührenfrei. Laut Frau Stange waren einige Universitäten schon fast verblüfft, als sie erfuhren, dass dies auch auf nicht konsekutive Masterstudiengänge zutrifft. Das ermöglicht es den Studenten erst einmal Arbeiten zu gehen, bevor sie sich für ein Masterstudium entscheiden. Auch gibt es keine Quoten, wie viele Bachelor am Ende Master werden dürfen. In wie weit seitens der Universitäten solch eine Quote eingeführt wird, in dem man gewisse Bachelor-Notendurchschnitte voraussetzt fragen wir uns aber schon.
Ganz nebenbei gibt Frau Stange zu, dass es möglich ist, dass die zeitlichen Anforderungen die ein Studium heute stellt gestiegen sind. Vor allem durch die Strukturierung im geisteswissenschaftlichen Bereich sei Flexibilität verloren gegangen.

Bald ein Sachsenticket?

Während der Studentenrat gerade mal wieder mit dem VVO verhandelt, ob man uns schon wieder 10% mehr Kosten für ein Semesterticket abnehmen kann, hat die Frau Ministerin Verhandlungen für ein landesweites Semesterticket angekündigt. Sie sei sich aber durchaus der Balance zwischen Sinn und Kostendruck bewusst. Sie hält das Semesterticket aber für wichtig und denkt, es wäre ein großer Imageverlust für die Stadt Dresden. Nach diesem Statement erfahren wir noch, dass der Moderator früher VVO-Pressesprecher war. Er erklärt uns, dass die Verkehrsbetriebe im Falle des Sachsentickets höhere Ausgleiche verlangen werden und fragte gleich mal bei Frau Stange nach staatlichen Zuschüssen nach.

Stange spricht sich nachdrücklich für die Förderung der Studentenclubs aus.

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Manch Einer wird mitbekommen haben, dass es nicht immer einfach ist, einen Studentenclub am Laufen zu halten. Ein – offensichtlich – Clubmitglied ergriff kurz vor Ende der Diskussion das Wort und schilderte eine Situation, die in Clubkreisen derzeit für einiges Kopfzerbrechen sorgt. Und zwar leiden die Studentenclubs unter der Sanierung der Wohnheime. So steht bereits ein Club vor einem ernsten Zukunftsproblem, da man ihn nach einer möglichen Sanierung des entsprechenden Wohnheims nicht mehr vorsieht. Für Gespräche steht die zuständige Abteilung des Studentenwerkes kaum zur Verfügung. Wie steht unsere Ministerin zu den Clubs?
Laut Frau Stange ist Dresden mit seinen vielen Clubs einmalig. Die Clubs bieten den Studenten etwas, was keine Disko kann. Sie gehören zur studentischen Kultur. Wörtlich sagte Frau Stange: „Das Studentenwerk ist gut beraten, die Clubs zu unterstützen!“ Denn sie sind „sinnvoll und notwendig.“ Auf die Frage, ob sie sich deutlich für den Erhalt der Dresdner Studentenclubs ausspreche, antwortete sie ohne zu zögern mit ja. Außerdem lädt die Ministerin die Vertreter der Dresdner Studentenclubs zusammen mit Vertretern des Studentenwerkes zu einem Gespräch ein. Sie möchte in diesem Gespräch erfahren, wo es klemmt und was man unternehmen kann, damit die Clubs erhalten werden und sich verbessern können. Der Applaus zum Abschluss der Podiumsdiskussion verwunderte wenig, bei dem was versprochen wurde. Hoffen wir, dass es sich bei der sehr interessanten Veranstaltung nicht nur um einen Wahlkampftermin handelt, sondern wir Studenten in Zukunft wirkliche Verbesserungen auf allen Linien bemerken.
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Subkulturaner   Staatsministerin zum Anfassen   04 Mar 2009, 08:29
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