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Die schönsten Gedichte

Meine Liebsten
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post 08 Jul 2005, 10:27
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Zuckerpüppi
*******

Punkte: 1157
seit: 08.06.2004

Zitat
Ade, Paris, du teure Stadt
Wir müssen heute scheiden
Ich lasse dich im Überfluß
Von Wonne und von Freuden.
Das deutsche Herz in meiner Brust
Ist plötzlich krank geworden,
Der einzige Arzt, der es heilen kann,
Der wohnt daheim im Norden.

Er wird es heilen in kurzer Frist,
Man rühmt seine großen Kuren;
Doch ich gestehe, mich schaudert schon
Vor seinen derben Mixturen.

Ade, du heitres Franzosenvolk,
Ihr meine lustigen Brüder,
Gar närrisch Sehnsucht treibt mich fort,
Doch komm ich in Kurzem wieder.

Denkt Euch, mit Schmerzen sehne ich mich,
Nach Torfgeruch, nach den lieben
Heidschnucken der Lüneburger Heid,
Nach Sauerkraut und Rüben.

Ich sehne mich nach Tabaksqualm,
Hofräten und Nachtwächtern,
Nach Plattdeutsch, Schwarzbrot, Grobheit sogar,
Nach blonden Predigerstöchtern.

Auch nach der Mutter sehne ich mich,
Ich will es offen gestehen,
Seit dreizehn Jahren hab ich nicht
Die alte Frau gesehen.

Ade, mein Weib, mein schönes Weib,
Du kannst meine Qual nicht fassen,
Ich drücke dich so fest an mein Herz,
Und muß dich doch verlassen.

Die lechzende Qual, sie treibt mich fort
Von meinem süßesten Glücke-
Muß wieder atmen deutsche Luft,
Damit ich nicht ersticke.

Die Qual, die Angst, der Ungestüm,
Das steigert sich bis zum Krampfe.
Es zittert mein Fuß vor Ungeduld,
Daß er deutschen Boden stampfe.

Vor Ende des Jahres bin ich zurück
Aus Deutschland, und ich denke
Auch ganz genesen, ich kaufe dir dann
Die schönsten Neujahrsgeschenke.


Quelle: heinrich-heine.net


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"Gute Nacht, Ihr Prinzen von Maine, Könige Neuenglands!"
"When the rich wage war its the poor who die."
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post 22 Jul 2005, 13:15
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3. Schein
***

Punkte: 337
seit: 17.06.2005

warum hat ers denn gestrichen?


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"S'ils n'ont plus de pain, qu'ils mangent de la brioche."
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post 22 Jul 2005, 13:42
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Zwangsoptimist
****

Punkte: 400
seit: 06.01.2005

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

ist für mich der inbegriff der melancholie und ich kram es in jedem herbst auf das neue raus. da aber noch sommer ist, tu ich es ganz schnell wieder in die kiste rein wink.gif


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Gewissen ist der Teil des Körpers, der sich schlecht fühlt, während sich alle anderen Teile gut fühlen.
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post 02 Sep 2005, 00:55
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i wish i could fly away
********

Punkte: 1983
seit: 20.11.2003

freitod
es klingt viel schöner als dieses andere wort.
es hört sich viel mehr nach freiheit an.
es klingt viel mehr nach erlösung als nach einem ende von allem.
es hört sich leicht an, wenn man einfach nur einen schnitt oder einen sprung wagen muss.
es wird die anderen dazu bringen, dass sie sich endlich für dein gefühlsleben interessieren.
es klingt so überhaupt nicht danach, dass du der seeliche mülleimer bist.
es klingt danach als ob dir die engel dabei helfen.
aber leider klingt es auch nach selbstmord.
und ich will nicht morden, nur einfach frei sein.


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Nicht durch unsere Entdeckungen, sondern durch unsere Ahnungslosigkeit bewegen wir uns sicher durch das Leben.
Jean Giraudoux
How come even in my fantasies everyone's a jerk?
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post 02 Sep 2005, 07:33
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3. Schein
***

Punkte: 205
seit: 15.02.2005

allein

es führen über die erde
straßen und wege viel,
aber alle haben
dasselbe ziel.

du kannst reiten und fahren
zu zwein und zu drein,
den letzten schritt mußt du
gehen allein.


drum ist kein wissen
noch können so gut,
als daß man alles schwere
alleine tut.

hermann hesse


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man muß lernen, den anderen manchmal untreu zu sein, um es sich selbst gegenüber nicht zu sein benoîte groult
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post 02 Sep 2005, 08:53
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3. Schein
***

Punkte: 168
seit: 14.06.2005

Matthias Claudius

Der Mensch


Empfangen und genähret
vom Weibe wunderbar,
kommt er und sieht und höret
und nimmt des Trugs nicht wahr;

gelüstet und begehret,
und bringt sein Tränlein dar;

verachtet und verehret,
hat Freude und Gefahr;

glaubt, zweifelt, wähnt und lehret,
hält nichts und alles wahr;

erbauet und zerstöret
und quält sich immerdar;

schläft, wachet, wächst und zehret,
trägt braun und graues Haar.

Und alles dieses währet,
wenn's hoch kommt, achtzig Jahr.

Dann legt er sich zu seinen Vätern nieder,
und er kömmt nimmer wieder.
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post 02 Sep 2005, 13:23
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3. Schein
***

Punkte: 205
seit: 15.02.2005

meine liebe

sie schweigt und denkt mit trauervollen
gedanken ihrer fernen toten.
ich habe sie vielen angeboten,
es hat sie keiner haben wollen.

ich trug sie feil auf allen gassen
es wollte sie keiner - sie kann nicht lachen!
was soll ich mit meiner liebe machen?
ich will sie meinen toten lassen.

h.hesse

Dieser Beitrag wurde von aspasia: 02 Sep 2005, 13:31 bearbeitet
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post 02 Sep 2005, 13:26
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old 's cool!
*********

Punkte: 9493
seit: 12.07.2003

mein herz ist tot
ich lebe!


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Kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt. * Irgendeiner hatte ihm eine * dunkelhellila Aster * zwischen die Zähne geklemmt. * Als ich von der Brust aus * unter der Haut * mit einem langen Messer * Zunge und Gaumen herausschnitt, * muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt * in das nebenliegende Gehirn. * Ich packte sie ihm in die Brusthöhle * zwischen die Holzwolle, * als man zunähte. * Trinke dich satt in deiner Vase! * Ruhe sanft, * kleine Aster!
-Gottfried Benn (1912)-
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post 05 Sep 2005, 07:15
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3. Schein
***

Punkte: 205
seit: 15.02.2005

der reingewaschene

ich kannte einen
dem hätte ich gern verziehen
daß seine hände
nicht rein waren
aber er
bestand darauf
sich öffentlich reinzuwaschen
von kopf bis fuß
und dann mit dem mühsam rosig
gebürsteten finger
zu zeigen auf andere

da konnte ich
nichts mehr sehen
als die von lauter waschen
rissig und spröde gewordenen stellen
an ihm

e. fried
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post 12 Sep 2005, 18:24
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3. Schein
***

Punkte: 205
seit: 15.02.2005

ich liebe kitsch aus einem alten gedichtband 1895 von frida schanz
titel: mädchengedanken

wenn ich das könnte,
daß ich ihn froh einer anderen gönnte,
daß ich um seiner seligkeit willen
wüßte das schluchzen der seele zu stillen,
daß ich den himmel ihm lächelnd gönnte-
wenn ich das könnte!

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post 06 Oct 2005, 00:16
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i wish i could fly away
********

Punkte: 1983
seit: 20.11.2003

Ich will

Ich will, dass du
mir zuhörst, ohne über mich zu urteilen.

Ich will, dass du
deine Meinung sagst, ohne mir Ratschläge zu erteilen.

Ich will, dass du
mir vertraust, ohne etwas zu erwarten.

Ich will, dass du
mir hilfst, ohne für mich zu entscheiden.

Ich will, dass du
für mich sorgst, ohne mich zu erdrücken.

Ich will, dass du
mich siehst, ohne dich in mir zu sehen.

Ich will, dass du
mich umarmst, ohne mir den Atem zu rauben.

Ich will, dass du
mir Mut machst, ohne mich zu bedrängen.

Ich will, dass du
mich hältst, ohne mich festzuhalten.

Ich will, dass du
mich beschützt, aufrichtig.

Ich will, dass du
dich näherst, doch nicht als Eindringling.

Ich will, dass du
all das kennst, was dir an mir missfällt,
dass du es akzeptierst, versuch es nicht zu ändern.

Ich will, dass du weisst...
dass du heute auf mich zählen kannst...
Bedingungslos.

Jorge Bucay
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post 09 Oct 2005, 14:17
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~~~27~~~
*********

Punkte: 4329
seit: 30.08.2005

Unerreichbar.
Gefangen in einer unbekannten Welt.
Die Tür versperrt.
Den Schlüssel verloren.
Die Hoffnung ihn zu finden, aufgegeben.
Was bleibt ist die Einsamkeit.
Und Dunkelheit, die alles Licht verschlingt.
Wird einmal jemand den Weg entdecken?
Der so gut ist versteckt?
Wird ihn zu Ende gehen?
Und den Kampf aufnehmen, der schon lange scheint entschieden!
Vielleicht wird einmal jemand das Unmögliche möglich machen und dich befreien.


Dieser Beitrag wurde von Julschn: 09 Oct 2005, 14:17 bearbeitet


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bild kann nicht angezeigt werden
Eines Tages Du wirst ihn vergessen Du trittst aus dem Schatten und siehst Dich verlassen es war'n keine Geister. Du schließt Deine Augen um Dich zu beschützen Dir schwinden die Sinne ein Zerfall, kein Verschwinden Du stürzst und versteinerst und sinkst ohne Frage durch schlaflose Nächte in grundlose Tage niemand versteht Dich nichts mehr wird kommen Deine innere Stimme niemand hat sie vernommen sie wollte nicht klingen Du suchst Dich zu finden in den Stimmen der ander'n.
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post 08 Nov 2005, 14:56
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3. Schein
***

Punkte: 292
seit: 13.10.2005

Im Garten

Die hohen Himbeerwände
Trennten dich und mich,
Doch im Laubwerk unsre Hände
Fanden von selber sich.
Die Hecke konnt` es nicht wehren,
Wie hoch sie immer stund.
Ich reichte dir die Beeren
Und du reichtest mir deinen Mund.

Ach, schrittest du durch den Garten
Noch einmal im raschen Gang,
Wie gerne wollt` ich warten,
Warten stundenlang.

(Theodor Fontane)


Das Ideal

Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn -
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.
Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:

Neun Zimmer - nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve -
(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) -
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.

Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad - alles lenkste
natürlich selber - das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.

Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche - erstes Essen -
alte Weine aus schönem Pokal -
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.

Ja, das möchste!

Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten -
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.

Etwas ist immer.
Tröste dich.

Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat:
das ist selten.

(Kurt Tucholsky, 1927)


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post 08 Nov 2005, 14:57
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3. Schein
***

Punkte: 292
seit: 13.10.2005



Ich liebe dich, weil ich dich lieben muß...

Ich liebe dich, weil ich dich lieben muß;
Ich liebe dich, weil ich nicht anders kann;
Ich liebe dich nach einem Himmelsschluß;
Ich liebe dich durch einen Zauberbann.

Dich liebe ich, wie die Rose ihren Strauch;
Dich liebe ich, wie die Sonne ihren Schein;
Dich liebe ich, weil du bist mein Lebenshauch;
Dich liebe ich, weil dich lieben ist mein Sein.

(Friedrich Rückert)
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post 08 Nov 2005, 15:39

2. Schein
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Punkte: 75
seit: 03.11.2005

...

Dieser Beitrag wurde von Zaphod: 25 Jun 2007, 23:08 bearbeitet
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