Zitat(Polygon @ 05 Mar 2011, 21:48)
Sorry, wer mathematische Unendlichkeit (also ein theoretisches Konstrukt was auf Axiomen basiert) mit der eventuellen Unendlichkeit des Universums verknüpft hat sich in meinen Augen schon disqualifiziert.

Die Mathematik ist Teil unseres Modells vom Universum. Sie wurde vom Menschen erfunden. Nur weil wir sagen, dass jede Zahl einen Nachfolger hat, muss es nicht fuer das Universum gelten.
Z.B.: Stephen Hawking beschreibt den Grund des Auseinanderdriftens der Sterne (in der Unendlichkeit) bspw. so: Wir kollabieren einfach die dritte Dimension in die zweite Dimension (damit wir uns das Folgende vorstellen koennen). In unserer neuen Scheibenwelt gibts kein oben oder unten, nur vorne, hinten, links und rechts. Nun legt man diese zweidimensionale Flaeche auf einen Luftballon. Egal wo wir uns auf dem Ballon befinden, alle Sterne bewegen sich von uns weg, wenn sich der Luftballon ausdehnt. Ist die Flaeche des Ballons unendlich? Nein. Gibts ein dahinter? Nein. Was passiert denn dann, wenn wir uns auf der Oberflaeche dieses Ballons immer in eine Richtung weiterbewegen? Wir kommen wieder da an wo wir angefangen haben.
Nur weil wir Mathematik mit unendlichen Axiomen definieren muss sie unser Universum nicht IMMER akkurat beschreiben.
Zitat(Polygon @ 05 Mar 2011, 21:48)
Es ist nämlich garnicht so einfach zu sagen "Unendlich is käse" ohne an den Axiomen der Mathematik zu rütteln (denn Unendlich ergibt sich bei nat. Zahlen beispielsweise aus der Aussage, dass jedes Element einen Nachfolger hat der nicht null ist) und damit letztere insgesamt in Frage zu stellen.

Der deutsche Mathematiker Hilbert hat uebrigens 1920 ein unheimlich grosses Program ins Leben gerufen, dass die gesamte Mathematik auf seine Konsistenz ueberpruefen sollte:
Das Hilbertprogramm.
Kurt Goedel hat daraufhin etwas unheimlich wichtiges bewiesen, das komischerweise kaum Wellen geschlagen hat, wie man haette erwartet sollen:
Gödelscher Unvollständigkeitssatz"Jedes hinreichend mächtige formale System ist entweder widersprüchlich oder unvollständig."Das heisst, unsere Mathematik kann entweder nicht alle Vorgaenge beschreiben (d.h. unvollstaendig) oder es gibt Situationen in denen unsere Mathematik zu gleichen Sache verschiedene (damit falsche) Aussagen treffen kann (widerspruechlich).
Jaaa!!! An den existierenden Axiomen wurde schon geruettelt und in Frage gestellt.
Uebrigens war das noch in einer Zeit in der sich Mathematiker mit philosophischen Fragen auseinandergesetzt haben.
Dieser Beitrag wurde von Martschi: 06 Mar 2011, 07:24 bearbeitet