#001 Kino im Joghurtregal
Da ist es schon wieder passiert: Ich wollte nur schnell ein paar Dinge einkaufen und als ich im Kühlregal eine bestimmte Joghurtsorte erblicke, startet in mir ein Film aus der Vergangenheit, der mir Szenen aus unserem Alltag zeigt. Diesmal sehe ich uns beide beim Frühstück, wo wir uns um den letzten Löffel von eben diesen Joghurt balgen: Du hast mir tief in die Augen geschaut, den Löffel in Reichweite hingehalten und liebevoll gefragt: „Hast du mich lieb?“ Diese Frage hat mich damals total glücklich gemacht und selbst jetzt meine ich noch zu spüren, wie die Schmetterlinge in mir Polka tanzten. Melancholie erfüllt mich. Noch nie habe ich mich so vollkommen gefühlt, wie in deinen Armen. Nie zuvor waren meine Gefühle so tief und intensiv. Mit dir hatte ich die Gewissheit nach mehreren Irrfahrten auf dem richtigen Weg zu sein. Aber dieser Weg endete sehr schnell in einer Sackgasse. Für uns gab es kein Happy End, denn obwohl wir oft mit Zufriedenheit erfüllt waren und viele Momente voller Glück und Vertrautheit erlebt haben, hast du mich verlassen – wegen deiner großen Liebe. Ich war dein „Mann im Mond“: Als dir deine alte Welt zuviel geworden ist, kamst du auf meinen Planeten und hast mein Universum auf den Kopf gestellt. Leider war es nur eine Stippvisite und bevor ich dich richtig fassen konnte, warst du auch schon wieder auf dem Weg zurück. Ohne mich. Ich blieb zurück – traurig und fassungslos. Hab ich das alles nur geträumt? Sind die Erinnerungen nur Illusionen? Nein – sie sind Realität, der ich mich immer und immer wieder stellen musste. Nach der ganzen Zeit sind die Wunden verheilt – nur Narben zeugen noch von der Sache mit meinem Leben. Manchmal kitzeln sie – wenn das Kopfkino wieder beginnt und deine Stimme fragt: „Hast du mich lieb?“
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