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- Der Sammelthread für eure Kurzgeschichten -
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10 Jun 2006, 19:49
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1. Schein
Punkte: 42
seit: 10.06.2006
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Von Hamburg nach Dresden oder von immer anders bis doch oft gleich Ein Mittwoch, mittendrin im Jahr. Hamburger Bahnhof, Gleis acht, Abschnitt E. Genau vor mir wird der Wagon mit dem Fahrradabteil halten. Beide Füße stehen ordentlich plaziert auf einer Bodenkachel. Grau, quadratisch, genauso schmutzig wie die Schuhe in denen sie stecken. Das Fahrrad neben mir. Vorderrad auf dem Quadrat zur Rechten, Hinterrad drei weiter hinten - nicht ganz so erbärmlich, da blau und nur halbquadratisch. Der Blick klebt seit Minuten an den drei übergroßen H und M Plakaten. Hängend von der Decke, stehen Model und Model auf dem Dach, des ICEs auf Gleis eins; vierzig Meter entfernt, vielleicht auch ein wenig mehr. Nur Gottzilla ist größer. Der Zug nimmt mir pünktlich den Anblick der jungen Schönheit. Kinder, Frauen, Männer und Vierbeiner steigen aus. Koffer, Kinderwagen und Handtaschen werden ausgestiegen. Gleis acht ist doppelt so voll, fünf Minuten später wieder nur halb so leer. Es ist kurz nach halb zwei. In vier Stunden stehen beide Füße auf einer anderen Bodenkachel. Hauptbahnhof Dresden. Fünfhundert Kilometer entfernt. Ehemalige DDR. Die Suche nach einem Platz. Kurz, nur wenig Reservierungen. Rasch fündig geworden. Großraumabteil. Fensterplatz. Der Nebenplatz frei, mit Wasserflasche, Buch und Jacke belegt. Soll sagen: will alleine bleiben, will nicht jedes mal um Platz bitten, wenn meine Blase zu platzen droht. Und so oder so ist die Imzugnähe immer zu nah. Ein Tennisplatz zwischen den Sitzen wäre wünschenswert. Aber egal, es gibt Schlimmeres. Der Horror; kein Großraumabteil, sechs Sitze, Abteil, zwei mal drei und fünf mal : kann ich durch, meine Blase platzt gleich. Noch mehr Horror; Abteil, Raucher und an der Tür das Schild: Rauch enthält Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd und Blausäure. Aber wieder egal, der Zug rollt schon seit einiger Zeit. Die Stadt mit den meisten Millionären liegt hinter uns. Weichen, Brücken, immer das selbe Geräusch - ratt, ratt - ratt, ratt - und immer im selben Winkel durch die Getreidelandschaft von Mecklenburg Vorpommern. Die Augenlieder ratten mit jedem zwölften ratt der Räder. Der Blick aus dem Fenster. Zwei Kanäle. ARD und ZDF. Das Bild hinter der Scheibe und das Spiegelbild auf der Scheibe. Das Zweite auch immer wieder gleich. Ludwigslust, Wittenberge, Berlin-Spandau, Schlaf. Die Aufgabe des Schaffners: Ich knipse nicht nur den Fahrschein, ich hole sie auch aus dem Schlaf. Immer dasselbe. Das Daumenkino findet den Fahrschein im Buch, das mühselige Hervorholen der Bahncard und danach lange kein Schlaf mehr. Etwas später ein Dejavu. Schlaf. Personalwechsel. Daumenkino. Bahncard. Etwas ist anders: Berlin-Hauptbahnhof, Berlin-Südkreuz .. alle im selben Bott fahren wir durch Sachen – sachs, sachs – sachs, sachs .. Dresden Hauptbahnhof. Der Ausstieg. Baustelle. Keine Bodenkacheln unter den Füßen. Eine Zugfahrt. Jedes mal anders. Dieser Beitrag wurde von zorronte: 10 Jun 2006, 20:53 bearbeitet
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11 Jun 2006, 17:53
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2. Schein
Punkte: 109
seit: 12.10.2005
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Zugfahren ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Und wenn die Passagiere griesgrämig sind, suche ich mir eben neue Freunde im Abteil. Dabei findet sich immer etwas das lächelt, ich muß nur ganz fest daran glauben.
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13 Jun 2006, 22:03
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1. Schein
Punkte: 42
seit: 10.06.2006
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Gottesköchin in der Küche
Ich trockne mir die Hände ab und lege das Handtuch über den Stuhl. Auf dem Tisch steht noch das Frühstück; gehabt vor neun Stunden in der Vergangenheit. Ich nehme das noch liegende halbe Brötchen; die Marmelade mit weniger Glanz als in der Früh. Nur noch drei Ecken. Sie hatte abgebissen; in Eile. Jetzt steht sie neben mir; kocht. In Ruhe. Ich lege das Brötchen eilig in Ruhe auf den Teller zurück. Sie steht mit dem Rücken zu mir, an der Arbeitsplatte neben der Spüle, schneidet etwas Grünes und weiß dass ich da bin. Ich greife mir ein Band von ihrer auf dem Rücken zugebundenen Schürze. Ziehe nicht; rolle es mit Zeigefinger und Daumen. Sie trägt diese Schürze gern; gern zum kochen. Ich liebe es wenn sie kocht, trete näher an sie, lege meine Hände auf ihren Bauch, schaue ihr über die Schulter und frage: „Was gibt’s?“ „Überraschung.“ sagt sie. Ich rieche .. dann ihr Haar. „Dein Fahrrad ist wieder ganz.“ sage ich. Ihr Kopf dreht sich; ein Kuss auf meine Wange; er dreht sich zurück, und wieder zurück. „Du hast Schmiere am Kinn.“ lacht sie. Lacht das Grünzeug. Lacht die Zucchini. Meine Hände streicheln ihren Bauch. Ich fühle; ich warte, ich will was spüren. „Hat er schon getreten?“ fragt meine Neugier. Sie freut sich. „Du Spinner, wir sind doch erst im zweiten Monat. Und überhaupt, vielleicht wird es ja eine sie.“ sagt sie. „Vielleicht wird es ja auch ein Dativ, den können wir dann spazieren fahren.“ Ein Lächeln. Ich löse mich von ihr, schiebe die Teller auf dem Tisch beiseite und lehne mich mit meinen Sitzbacken an die Tischkante. „Wie lange willst Du den Aktkurs an der Uni noch geben. Also, ich meine .. naja, wenn dein Bauch nachher immer größer wird; läßt Du dich dann auch noch malen?“ frage ich. „Nein, ich werde nur noch nächste Woche in der Mitte sitzten. Habe mich schon abgemeldet. Ein Ersatz wurde auch schon gefunden.“ sagt sie. Ich bin beruhigt. „Hat es Dich schon mal angemacht?“ frage ich. Sie hat es nicht gehört. Sie hat es gehört. Ihr Arm bewegt sich weiter, die Zucchini wird kürzer, die Hälften mehr. Ich sage nichts. Keine Ewigkeit. Sie dreht sich um, verschränkt die Arme und ihre Beine bilden das vorvorletzte Ende des Alphabets; die Arbeitsplatte gibt ihr Halt. Sie trägt ein Lächeln im Gesicht, eins von diesen nun rate mal Lächeln, eins von diesen ich weiß, was du nicht weißt Lächeln. Ich kneife die Augen zusammen, so als hätte ich eine Zigarette im Mund und wolle nicht, dass mir Rauch in die Augen kommt. Sie steht einfach nur da. Ist schön. Lächelt. Grinst. Kinderschokolade, mit Schürze und Schleife im Haar. „Du Arschloch.“ sage ich und sie versteht es nicht falsch. „Manchmal .. Ja“ sagt sie. Das Ja mit unheimlich viel Charme. In dieses Ja hatte ich mich vor drei Jahren verliebt. „Wie oft denkst Du an mich, wenn Du Dir einen runterholst?“ fragt sie, sagt sie, spielt sie. Der Wasserhahn tropft. Dreimal. „Manchmal .. manchmal schon.“ meine ich und fange ebenfalls zu grinsen an. Ich beuge mich vor, ergreife die Tasche ihrer Schürze und ziehe. Kein Widerstand, sie kippt an mich, gibt mir einen Kuss, gibt mir noch Einen. So stehen wir da, ein Twix, dicht zusammen, anlächelnd, Stirn an Stirn. Mein Grinsen breiter. Sie legt ihre Hände auf meine Wangen, ihre Stirn löst sich von meiner. Sie schaut. „ Ich dachte Du magst es, wenn ich geil bin.“ „ .. ja, aber ..“ mehr fällt mir nicht ein. Ich packe ihre Hüfte, drehe sie um und schiebe sie zu unsrer Zucchini. Kein Widerstand, alles wie auf der Bühne, wie geprobt. Ein Biss in die Schulter, ihre Wange wölbt sich; ein Reflex. „In zwanzig Minuten gibt’s Essen.“ sagt sie und gibt mir einen Ruck. „I love you.“ aus meinem Mund. „Du Kasper.“ ihre Quittung. Ich gehe ins Bad und wasche mir die Schmiere aus dem Gesicht. Zwei Stunden später schaukeln wir auf dem Kinderspielplatz im Hof. Es ist dunkel; schon spät. Wir haben die Erlaubnis.
Dieser Beitrag wurde von zorronte: 14 Jun 2006, 05:53 bearbeitet
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17 Jun 2006, 21:23
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1. Schein
Punkte: 42
seit: 10.06.2006
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Es ist schön Es ist genau ein Jahr vergangen; nicht genau auf die Minute, aber genau auf den Tag. Damals stand ich auch an dieser Kreuzung, im Laternen- und Schaubudenlicht umgeben von einer Menschenmenge, der selben Lautstärke, meine Schuhe ein wenig mehr abgetragen und das Gefühl im Bauch: ein anderes. Martin-Luther Straße Ecke Böhmische. Es ist Bunte Republik Neustadt und in den Straßen ist die Meute los. Vor dreihundertfünfundsechzig Tagen war ich das erste Mal in Dresden, war beeindruckt, fand alles nett; tagsüber auf der Suche nach einer Wohngemeinschaft und in den Abendstunden mit den neuen Mitbewohnern in den Straßen der Neustadt unterwegs. Sie mochten mich; haben mich gleich behalten und überhaupt wohnen wir noch immer zusammen. Ich stehe sowie träume. Mein Gefühl ist sentimental, berührt, schön, beneidenswert, erfreut, woanders. Jemand zieht an meinem Ärmel; ein leiser Laut des Erschreckens; für einen kurzen Moment hatte ich vergessen weshalb ich dort war. Ein Freund eines Freundes meines Mitbewohners zog; zog mich zurück auf die Martin-Luther Straße. Das war gestern Abend.
Seit zehn Minuten bin ich wach, liege auf dem Bauch, habe beide Hände unter dem Kinn verschränkt und schaue in Gras. Es ist frisch, die Kleidung ein wenig feucht. Ich liege unbequem in der Mitte von noch zwei Schlafenden. Wie früh es ist kann ich nicht sagen; es war schon früh als wir uns schlafen legten; schon hell als wir in den Elbwiesen lagen. Ein Jahr ist vergangen – nichts besonderes; es vergeht Jahr für Jahr ein Jahr, doch ist mir gestern Abend das erste mal bewusst geworden, was da Jahr für Jahr vergeht: Schönes. Zum Glück bin ich noch jung, noch nicht mal dreizig und habe den Drang Hundert zu werden, dass bedeutet noch mindestens siebzig mal Schönes. Siebzig mal in den Elbwiesen aufwachen; siebzig mal Streit, wer denn jetzt die Brötchen holt – am Sonntag; das Frühstück – selten allein; die Freunde der Mitbewohner – alle nett; die vielen Abende – manchmal ein Kater danach; jeder Tanz – John Travolta und Uma Thurman; ein Zelt aus Decken gebaut – zu zweit findet man Schutz vor Regen; Frühling; Gespräche – man erfährt so vieles; Sommer; das andere Geschlecht – so wunderbar reizvoll; das Mundwerk zu frech – trotzdem Glück gehabt; Marvin Gaye – What's Going On; Herbst; ein Witz – warum gehen Käfer nicht in die Kirche; die Antwort – sie sind Insekten; ein paar Zeilen – Du liest sie gerade; Winter, und siebzig mal die Augen wieder zu machen.Dieser Beitrag wurde von zorronte: 17 Jun 2006, 21:26 bearbeitet
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18 Jun 2006, 17:56
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4. Schein
Punkte: 352
seit: 06.02.2005
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fein - da schlummert Potential... mehr davon!!!!!!
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.oO Ich bin nur für das verantwortlich was ich sage, nicht was du verstehst. Oo.
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19 Jun 2006, 03:05
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Ivan
Punkte: 3352
seit: 01.04.2006
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Zitat(sQeedy @ 22 May 2006, 21:48) Regen
Wieder einmal. Ich stehe an der Haltestelle. Sie ist vollkommen überfüllt. Menschen die warten. Warten auf den Bus. Dicht aneinander gedrängt, suchen sie ängstlich und angeekelt Schutz vor den Tropfen, die strömend vom Himmel herabfallen. Ich habe immer einen Regenschirm dabei. Nunja meist. Heute hat es sich wieder einmal gelohnt. Ich stehe im Freien, muss mich nicht zwischen die Menschen quetschen um vielleicht doch noch einen winzigen trockenen Platz zu erhaschen. Der Regen trommelt monoton auf das schützende Dach aus Stoff über mir. Ich versinke allmählich in einen Dämmerzustand. Meine Gedanken schweifen ab. Aus den Augenwinkeln nehme ich einen Schatten wahr, wie er sich aus der Regenwand leicht tänzelnd auf mich zubewegt. Ein Mensch. Ein junges Mädchen. Wo will sie hin? Ehe ich es realisieren kann steht sie neben mir und erhascht kokett den freien Partnerplatz unterm Regenschirm. Ich kenne sie nicht, schaue sie nur an und mache ein dummes Gesicht. Aber sie lächelt. Lächelt mich an als ob die Sonne strahlend scheinen würde. Dann lehnt sie sich an mich. Wie automatisch und immernoch verwirrt lege ich meinen Arm um sie. So stehen wir im Regen. Eine kleine Welt für sich. Hoffentlich hat der Bus Verspätung. Ich schrecke auf. Meine Gedanken kommen zurück. Ich schaue neben mich. Der Platz ist lehr. Schade. Manche Träume sind wohl doch zu schön um wahr zu sein. Wowwwww, Squeedy, du alter Romantiker, sehr schöne Geschichte, gefällt mir.
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T for Vendetta.
On his way to return to innocence.
"Man, was die uns erzählt hat, kam aus einem Buch, das muss einer geschrieben haben, der keine Ahnung von dem hatte, worüber er sich ausließ."
"Miles, hörst Du den Vogel da draußen? Das ist 'ne Spottdrossel. Sie hat keine eigene Stimme, sie macht nur die Stimmen der anderen nach und das willst du nicht. Wenn du dein eigener Herr sein willst, musst du deine eigene Stimme finden. Darum geht's. Sei also nur du selbst."
An Rezepten für Apfelkuchen mangelt es wahrhaftig nicht auf der Welt
Tenac auf der Suche nach seinem Meister ious D
look into my eyes and its easy to see one and one make two, two and one make three, it was destiny
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19 Jun 2006, 21:54
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Vordiplom
Punkte: 638
seit: 29.04.2006
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Studenten und Parties
Ich war mal wieder auf einer diesen unzähligen Parties. Eine von diesen offenen Studenten Feten. Eigentlich war es eine Geburtstags- und Wohungseinweihungsfeier, aber die eingeladenen Gäste hatte jeweils noch so viele Leute mitgenommen, dass es ein wenig ausgeartet war. Es war eng und man hatte weder genügend Stühle, noch war überhaupt ausreichend Platz zum Hinsetzen.
Da Ich mit ein paar Freunden dort war , die mich überredet hatten mitzukommen, kannte ich niemanden sonst. Die meiste Zeit stand ich also in der Ecke und starrte vor mich hin. Ich bin nicht gerade ein kommunikativer Mensch. Ehrlich gesagt, kann ich solche Parties nicht ausstehen. Zuviele Menschen, zuviele Idioten. Wie dieser Kerl, der sich, umgeben von ein kleineren gemischten Gruppe, gerade über die konservative Regierung ausließ. Sein Kopf war kugelrund, wie ein Fussball, den ich jetzt gerne getreten hätte. Mit seiner Brille und seiner seltsam geformten Nase, sah er aus wie ein Maulwurf. Wild gestikulierend schimpfte er darüber, wie engstirnig und dickköpfig die Regierungspartei die Wirtschaft kaputt mache, nur um im nächsten Satz den Niedergang der Tradition und der Kultur zu beklagen. Was für ein Trottel! Je länger ich ihm zuhörte, des größer wurde mein Drang ihm ins Gesicht zu schlagen. In Gedanken malte ich mir aus, wie ich zu ihm rüberging und ihm einfach mit der Faust eine reinhaute. Man dann wäre hier wenigstens ein wenig Action! Ich hielt mich zurück und versuchte meine Aggression in Cocktails zu ertränken. Ich kippte mir einen Touchdown nach dem anderen rein, doch das Ertränken klappte nicht. Emotionen sind gute Schwimmer. Also ging ich zum bestimmten 20. Mal auf den Balkon um zu Rauchen, denn da es eine Frauen Wohnung war, war Rauchen nur dort erlaubt. Obwohl es schon Ende Mai war, war es ziemlich kalt. Ein starker Wind ließ die gefühlte Temperatur um weitere 5 Grad sinken. Nur gut, dass ich schon einiges intus hatte, so konnte mir die Kälte nicht allzuviel anhaben. Ich war nicht allein auf dem Balkon. Am Boden hockten noch ein Mädchen und ein Junge. Es war zu dunkel um ihre Gesichter zu erkennen und es war mir auch egal. Ich lehnte mich auf das hölzerne Geländer und blickte auf die Lichter der Stadt hinaus. Die kühle Luft tat meinem heißen Kopf ziemlich gut und ich atmete tief den harten Rauch meiner Zigarette ein. Ich wollte mir gerade die zweite anzünden, als das Mädchen plötzlich neben mir stand. Ich hatte wohl gar nicht gemerkt, dass der Typ gegangen war. Sie sagte nichts, schaute auch nur mit offenem Augen in die Ferne. Ich betrachtete sie genauer. Sie war nicht besonders groß, ungefähr einen Kopf kleiner als ich, aber hatte ordentliche Brüste. Sie war blond und hatte ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Sie blickte mich an und ich schaute ihn ein freundliches Gesicht. Mit ihren grünen, großen Augen und ihrer kleinen Stupsnase war sie recht hübsch. Da ich nichts sagte, drehte ihren Kopf wieder Richtung Stadt und ich tat es ihr gleich. Minutenlang sagten wir gar nichts. „Einer schöner Anblick, nicht wahr? Diese Lichter, diese Nachtschwärmerei“, sagte sie. Ich neigte leicht den Kopf und meinte: „Ich weiss nicht. Es wirkt irgendwie so unruhig.“ „Ich hab dich noch nie gesehen, wie kommt’s dass du auf der Party bist?“, fragte sie und schaute weiterhin auf die blinkenden Lichter der City. „Bin mit ein paar Freunden hier, die wohl mit der Gastgeberin studieren.“ „Heisst das, du kennst Veronika gar nicht?“ „Nein.“ „Naja egal. Wie findest du die Fete so?“ „Keine Ahnung, ich bin nicht so der Partymensch. Mir sind weniger Leute lieber.“ „Ach so. Also ich bin gern unter vielen Menschen. Es ist interessant, neue Gesichter kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und so.“ „Ich finde, dieses oberflächliche Gequatsche langweilig und nervtötend.“ Jetzt schaute sie mich wieder an und zog dabei kritisch eine Augenbraue hoch. „Warum bist du dann überhaupt hier? Und warum gehst du nicht wieder?“ fragte sie unverblühmt. „Ich weiss nicht...es gibt zu trinken...ich hab mich eben breitschlagen lassen...und ausserdem rede ich ja jetzt mit dir.“ „Mir ist kalt“, sagte sie daraufhin nur und rückte ein Stück näher an mich heran. Ich drehte mich zur ihr und bemerkte, dass sie nur ein T-Shirt anhatte. Ich nahm sie an den Schultern und zog sie vorsichtig an mich. Sie wehrte sich nicht. Ich senkte meinen Kopf und küsste sie. Sie wehrte sich nicht. Wir küssten uns lange, dann blickte sie mir in die Augen und meinte: „Ina, ich heisse Ina.“
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