Zitat(drölf @ 21 Jun 2006, 06:52)
du wirst lachen... ja ich hab schon globale menschen gesehn, die von ihrer firma mal hier hin, mal dahin geschickt werden... für mehrjährige projekte... mal in china am 3-schluchtenstaudamm, mal äthopien mal sonstwo... aber immer für zig jahre und dadurch fast nie zuhause
und wenn sie doch in D-land sind, dann in ner anderen stadt im büro, statt 'zuhause'
ein land ein einheitlicher kulturraum? ist das so? wenn das so ist, was von deutschland war dann ein land? gabs ja auch mal in über 30 kleinstaaten gespalten, die sicher den selben anspruch erhoben haben
einheitlicher sprachraum?

da seien schweiz und südafrika genannt mit zig amtssprachen und leuten, die sich untereinander nicht verstehen... extremer: indien mit hunderten völkern
was haben die gemeinsam?
naja keine zeit grade... mehr später
cya

Nun, es mag einige Ausnahmen geben, ich selbst gehöre zu den Menschen, die nichts dagegen haben, mal zum arbeiten in ein anderes Land zu gehen. Doch musste ich halt feststellen, dass man sich im Ausland sehr nach der Kultur und der Sprache sehnt, in der man aufgewachsen ist. Kultur hier in diesem Sinne eigentlich alles, was man kennt, vom Essen bis hin zu Traditionen, wie man feiert (auch wir Deutschen haben da eine Menge, es fällt den meisten nur nicht auf). Und Sprache einfach, weil man in einer anderen Sprache, so schön sie auch sein mag, nicht das Niveau des absolut freien Sprechen erreicht und es immer wieder angenehm findet, sich mit Deutschen auszutauschen (auch hier bezweifel ich nicht, dass es möglich ist, allerdings mit viel Arbeit, Eingliederungsgedanken und Zeit). Als weiches Kriterium zur Definition einer Gruppe könnte man noch das Klima anführen, das einen bedeutenden Einfluss auf die Kultur ausübt.
Auch früher war Deutschland, bzw. die Einzelstaaten einheitliche Kulturräume. Diese dehnen sich in heutiger Zeit mit der Mobilität aus. So hat sich auch in den ganzen Einzelstaaten Deutschlands eine gleiche/ähnliche Sprache breitgemacht (Sprache ist eine Untermenge der Kultur). Das reicht bis zu den Grenzen Deutschlands. Leicht zu verstehen bei Franzosen, Belgiern, Polen, etc. Schwerer zu verstehen bei Österreichern und Schweitzern. Gut, deren Hochsprachen verstehen wir, schaut man sich aber an, was der Mensch auf der Strasse spricht, so ist eindeutig zu verstehen, warum diese beiden Länder nicht so recht zu Deutschland gehören.
Schweitz möchte ich mal außen vor lassen, dort mag es zwar zig Sprachen geben, doch gibt es eine landesweite Hochsprache (wie in Deutschland auch), die es allen ermöglicht mit allen zu sprechen. Afrika eher ein Kontinent statt ein Land. Näher hingeblickt besitzt wohl jede Sprache dort unten ein passendes Land, teilweise, sicher geschuldet der Immobilität der Bewohner besitzen unterschiedliche Dörfer unterschiedliche Sprachen.
Echte Ideen wären Indien oder China. Aber auch hier können wir feststellen, dass sich die Sprachräume hauptsächlich aus der Immobilität heraus ergeben, die Landesgrenzen aber früher durch mobile Menschen festgelegt wurden. Eventuell (im Falle von Indien) könnten die Grenzen auch durch die Grenzen anderer Gruppen kommen, die sich einfach von Indien abgegrenzt haben.
Dieses Gruppenbilden ist aber in heutiger Zeit noch nicht abgeschlossen, bzw. ist ein dynamischer Prozess. Gruppen werden auch wieder aufgelöst (Beispiel Jugoslavien, Israel, Russland). Dort geht das ganze mit einem gewaltsamen Konflikt einher, der Sprache/Kultur gegen die territoriale Zugehörigkeit stellt. Manchmal sogar die Ideen eines Einzelnen gegen die Eigenschaften der natürlichen Gruppenbildung. Viele Menschen in Jugoslavien und Israel/Palästina können einfach nicht verstehen, warum hier für territoriale Grenzen gekämpft wird, wo sich doch Menschen und Kultur soweit schon vermischt haben, um eine zusammengehörige Gruppe zu sein.
Es werden aber auch neue Gruppen gebildet. Die Gruppe der Jeanstrager und GilMoreGirlsSchauer z.B. Es ist fantastisch, zu sehen, wie ähnlich man sich ist, geht man in ein fremdes Land. Zumindest wird man dann vom optischen nicht mehr aus der dortigen Gruppe ausgeschlossen (außer eventuell über körperliche Merkmale wie Augenöffnung oder Hautfarbe). Aber von der Kleidung sind wir größtenteils schon alle gleich. Und natürlich eine der größten Gruppen, die sich bildet, ist Europa. Hier kann man wunderbar die Einheit des Territoriums mit der Sprache beobachten. Europa, geboren aus dem verlangen einen einheitlichen Wirtschaftsraum zu haben. Und dieser funktioniert sehr gut, wie einem jeder bestätigen kann, der in einem passenden Sektor arbeitet. Wir haben sogar schon Vorteile für die ansässigen Menschen gefunden, denn mittlerweile (hat schon länger gedauert als die Wirtschaftseinheit) können wir überall in Europa leben und arbeiten. Doch ach, irgendwie gibt es weder in Frankreich 3 Millionen Deutsche, die dies ausnutzen, noch umgekehrt. Auch sonst tut sich der gemeine Mensch mit der europäischen Einheit ein bisschen schwer. Man versteht sich einfach nicht. Der Einfluss der früheren Gruppen (also die Länder) ist noch zu groß. Und man versäumt es glorreich, identitätstiftende Merkmale aufzubauen. Weder wird in allen Ländern zügig die einheitliche Amtssprache Englisch gelehrt, noch schafft man es, die territoriale Einheit mit einer von den Bürgern akzeptierten Verfassung zu festigen. Ja man lässt es sogar zu, dass Mitglieder sich aus dem Kreis der Gruppe ausgliedern, indem einige Staaten noch nicht mal den Euro haben. Erst wenn diese 3 Punkte gut umgesetzt sind, werden die Menschen in Europa beginnen sich als Europäer zu fühlen. Reisefreiheit alleine bringt es einfach nicht.