Das ändert nichts daran, dass die Prager Straße vor dem Umbau um einiges hübscher war, als das, was man jetzt fabriziert hat. 1. Es sind restlos alle Blumen verschwunden. EInzig und allein geblieben sind 2 kümmerliche Baumreihen, die schön brav eingemauert sind. 2. Die ausgedehnten Springbrunnenanlagen vom Bahnhofsvorplatz bis zum Kinovorplatz sind ebenso verschwunden und wurden durch 3 popelige Wasserschläuche ersetzt. 3. Die verlegten Platten ändern das Design von braun-grau auf grau 4. Die gebauten Häuser zwischen Bahnhof und der komischen Statue sind zwar alle topmodern, passen sich aber nahtlos der noch bestehenden Platte an. Von einer Abkehr der Plattenbauweise auf der Prager Straße kann man leider nicht sprechen. Das einzige Problem ist, dass man den Häuserbaustil leider nicht mit der angestrebten Flächenversiegelung und Platzbildung vereinbaren kann. Platte braucht Platz. 5. Die Häuser zwischen Wöhrlplaza und Karstadt (beide inbegriffen) wurden ohne Ansehen eines Entwicklungsplanes hingeklatscht, sondern nur mit der Idee "wir brauchen jetzt ein Kaufhaus, weil wir jetzt im Westen sind". Zumindest machen sie architektonisch und von ihrer Lage her genau diesen Eindruck.
Um auf den Postplatz einzugehen. Dort wurden zum Glück keine neuen Straßen geschaffen. Der vollständige Bebauungsplan sieht vor, den ganzen Platz langfristig aus den Autowegen auszugliedern und den Verkehr dort zu beruhigen. Noch bietet er Platz um aus dem zur Zeit noch etwas schroff wirkenden Ansatz der neuen Haltestelle mit dem geplanten Wallgraben und der nun zur verfügungstehenden Fläche mitten auf dem Platz eine tolle Raumwirkung zu schaffen, die Freude beim Umsteigen bereitet.
Um den Bogen wieder zum Neumarkt zurückzuschliessen. Auf der einen Seite setzt die Stadt Dresden brachialgewaltige moderne Architektur ein, auf der anderen Seite stutzt man sich auf Zustände von vor 100 Jahren zurück. Ich möchte nicht sagen, dass ich eine von beiden Architekturen schlecht finde, doch wirkt die Stadt Dresden, als ob sie sich nicht entscheiden könnte. Eine Annäherung beider Architekturen findet nicht statt. Falsch. Im Hinblick auf die Flächengestaltung wird dies in einer sehr eigenwilligen Art durchgeführt. Das Credo lautet "Plätze zum Entdecken". Deswegen versucht man Straßen zu verengen und nur noch kleine Freiräume zu lassen. Doch leider vergessen die Stadtplaner, dass historisch gewachsene Plätze, die wirklich zum Entdecken einladen, auch ein wichtiges Detail besitzen. Es gibt dort etwas zum Entdecken. Das mag auf den Neumarkt noch zukommen, da hier die alten Fasaden rekonstruiert wurden. Fasaden, mit spielerischen Elementen. Fasaden an denen der Blick entlangschweifen und festhängen kann. Aber mit moderner Architektur, gerade wie sie auf der Prager Straße, aber auch umliegend des Altmarktes praktiziert wird, funktioniert dies nicht. Die architektonischen Überbleibsel, die wir uns aus der "bösen" DDR Geschichte noch leisten haben ein völlig anderes Raumkonzept. Sie sind für die große Breite ausgelegt. Diesen fügen wir glatte moderne Fasaden hinzu, an denen man nur heruntergleiten kann. Ohne Chance sich irgendwo festzuhalten. Diese verinnerlichen gleichsam das selbe Raumkonzept, wie es auch die sozialistischen Bauten hatten, doch wird ihnen das Raumkonzept aus der Jugendstil- und klassischen Epoche übergestülpt. Die Häuser drängeln sich aneinander, ohne dem Menschen Freiraum zu gewähren. So erzeugt man Schluchten, die eine eigene Sogwirkung entwicklen. Entweder versucht man schnell hinauszukommen oder tritt die Flucht in die Häuser an. Zum Verweilen laden diese Straßen, trotz der "prächtigen" Schaufensterauslagen aber nicht ein.
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