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> Aufklären oder unterhalten? Welche Aufgabe hat eine Tageszeitung?

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post 19 Aug 2006, 15:59
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1. Schein
*

Punkte: 23
seit: 19.08.2006

"Die Aufgabe, die ich zu erfüllen trachte, ist, durch die Macht des geschriebenen Worts euch hören, euch fühlen und, dies vor allem, euch sehen zu machen. Das, und nichts weiter, und darin liegt alles. Wenn es mir gelingt, dann findet ihr dort je nach Bedürfnis und Verdienst: Ermutigung, Trost, Furcht und Bezauberung, kurz alles, was ihr wollt, und vielleicht auch jenen flüchtigen Anblick der Wahrheit nach dem zu fragen ihr vergessen habt." (Joseph Conrad)

Dies ist, wie ich finde, ein sehr treffendes Zitat, welches die Aufgabe von Literatur und Presse verdeutlicht.
Wie passen da die Veröffentlichungen einer großen deutschen Zeitung hinein, die es 7 Tage die Woche versteht, ihre Leser mit "Enthüllungen", "Promi - Tratsch" und "Sensationsmeldungen" zu überhäufen. Dem von der Informationsflut geblendeten Leser wird so das Gefühl vermittelt, er sei ausreichend, umfangreich und neutral über alle wichtigen Themen im Lande und in aller Welt informiert.
Ist das tatsächlich so? Wird denn auch berichtet, was nicht zur Aufrechterhaltung der schillernden Maske des Kapitalismus dient? Werden denn nicht die Verbrechen einer religiöser Organisationen totgeschwiegen, weil sich ja das lächelne Gesicht des Papstes viel besser vermarkten läßt?

Oder ist es gar nicht die Aufgabe einer solchen Zeitung, für Aufklärung zu sorgen? Hat sie sich nicht viel mehr dahingehend entwickelt, unterhaltend zu wirken? Wenn ja, dann stellt sich die Frage, aus welchem Grund. Soll verhindert werden, daß der Leser ein Verlangen nach Wahrheiten des politischen, ökonomischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens entwickelt, oder vermarkten sich "unterhaltende Nachrichten" einfach besser?


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Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!
(B. Brecht)
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post 19 Aug 2006, 18:54
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Drehrumbum der Runde
********

Punkte: 1995
seit: 07.03.2006

ich rätsel ja noch, worauf sich das geschriebene bezieht... klang erst, wie eine kritik an einem erzeugnis das springer-verlags, könnte aber auch eine generelle kritik an den medien sein

die oberste pflicht aller privaten firmen - und da fallen auch zeitungsverlage, fernsehimperien etc mit rein - ist, sich selbst zu vermarkten bzw profitabel zu sein...

ob das über nachrichten oder spielfilme oder krimiromane passiert, ist völlig wurst...

wenn dann aber der weg der nachrichten gewählt wurde, müssen diese entsprechend ansprechend verpackt werden, wobei die wirkung auf den zuschauer/leser/kunden wichtiger ist, als der inhalt

die *wahrheit* - die es eigentlich eher selten gibt, weil die meisten themen sehr standpunktabhängig sind - sollte man also weniger bei den privaten suchen...

andererseits kann einem natürlich auch niemand garantieren, dass die staatlichen medien neutral bzw unabhängig sind...

Zitat
Oder ist es gar nicht die Aufgabe einer solchen Zeitung, für Aufklärung zu sorgen? Hat sie sich nicht viel mehr dahingehend entwickelt, unterhaltend zu wirken? Wenn ja, dann stellt sich die Frage, aus welchem Grund. Soll verhindert werden, daß der Leser ein Verlangen nach Wahrheiten des politischen, ökonomischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens entwickelt, oder vermarkten sich "unterhaltende Nachrichten" einfach besser?


es ist also meiner meinung nach (wessen sonst?!) die erste aufgabe der zeitung, den leser an sich zu binden, um profit und somit die eigene existenz zu sichern

das geht am einfachsten über den unterhaltungswert anstatt über *wahrheit*, wobei ich mal behaupten würde, dass es wahrheit meist nicht gibt bzw niemand, auch nicht die seriöseste adresse wirklich die wahrheit schreibt... genausowenig, wie es gut und böse gibt...

was ist wichtiger? dass in afrika hunderte verdursten, durch bürgerkrieg tausende sterben, dutzende tote bei versuchen, europa als scheinbares gelobtes land zu erreichen, 40 millionen aidskranke? oder doch ein toter schauspieler, ein boykottiertes madonna-konzert oder der sieg werder bremens gegen bayer leverkusen?!

und was taucht dann in den nachrichten davon auf?

wie kanns sein, dass selbst völkermorde und kriege in afrika praktisch überhauptnicht in den nachrichten auftauchen, während der mittelfinger eines fußballspielers, ein öffentlich urinierender lokalpromi oder irgendein korruptionsprozess gegen hastenichgesehn die medien über wochen beschäftigen?

wer kann sich dann noch damit brüsten, das tagesgeschehen sinnvoll und wahrheitsgemäß wieder zu geben?

beispiel:

während sowie kurz nach dem 3. irakkrieg wurde jeder einzelne tote amerikanische soldat gemeldet... waren vielleicht hundert insgesamt...

bis heute kamen knapp 3000 alliierte soldaten um, von denen man aber überhaupt nichts mehr mitbekommt

als wären die menschen jetz weniger wert...

damals warens topnews, heute isses alltag oder was?


es stellt sich die frage, wie wertet und filtert man die aktuellen geschehnisse?
klassisch wohl über den ort sowie die anzahl der betroffenen bzw opfer
also die USA zählen am meisten, danach das land, in dem die nachrichten erscheinen, anschließend je nach wirtschaftskraft absteigend sortiert dann nach opferzahlen abwärts

sonderbonus für kürzlich begonnene kriege mit beteiligung von nato-staaten allen vorran die usa

aber längere konflikte wie afghanistan interessieren dann auch keine sau mehr

weiterer sonderbonus für singuläre events oder besonders obskures... z.b. sonnenfinsternis

dicker punktabzug für wiederholungen... z.b. wenn 2 wochen in folge irgendwo ein bürgerkrieg tobt, isser raus aus den nachrichten... da können nochsoviele sterben

eigentlich gibts jeden tag soviel zu berichten, dass man filtern muss... aber die art und weise, wie gefiltert wird, ist zu kotzen

eine letzte aufgabe/möglichkeit zu 'unterhalten' scheint das angstschüren zu sein...
angst vor allem! böse ausländer, finstere terroristen, die es genau auf DICH(!) - ja DICH!!!! - abgesehn haben, furchtbare vogelgrippe, die zwar das ganze jahr da ist, aber irgendwie fast nie in den medien, genauso maul- und klauenseuche, BSE, gammelfleisch, pestizidbelastung, kofferbomben überall, mangelnde sicherheit wegen mangelnder überwachung und so weiter... angst! angst! angst! ganz egal wovor... wobei wir es noch besser haben, als die amis... bei denen geht das noch 3 stufen weiter... angst vor so surrealen gefahren, wie todesbienen, außerirdischen, russen, dem bösen schwarzen mob in deiner nachbarschaft, marylin manson, irgendwelchen 3.welt-diktatoren, die amerika an die wäsche wollen etc... noexpression.gif

also die nachrichten, die die wahrheit bringen und zwar wirklich nach bedeutung gefiltert und nicht nach unterhaltungswert würde ich gern sehn...

wobei... nein eigentlich überhaupt nicht... mein beschränktes bewusstsein braucht eigentlich seine tägliche dosis unsinn und nichtigkeit um mit der illusion zu leben, dass es nichts wichtigeres geben könne, als benzinpreise und deutschland sucht mal wieder 1-hit-wonder


ich glaube tief in mir drin gefällts mir so wie es ist ziemlich gut yes.gif


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