Techno bis zum Tinnitus Scooter treiben es in Dresden ziemlich laut Von Cornelius Pollmer
Armer Alter Schlachthof. Die Gemäuer der Dresdner Musikstätte mussten am Sonntagabend eine geballte Ladung Techno-Terror ertragen. Das Hamburger Trio Scooter trieb es im Rahmen seiner „We like it loud“-Tour ziemlich laut.
Verziert mit tiefer gelegten Proleten-Vehikeln aller Coleur stimmte bereits der Weg zum Konzertsaal Techno-Jünger auf den Abend ein. Einmal angekommen, wurde schnell klar, dass Frontmann HP Baxxter und seine Kumpels die Liebe zur Lautstärke gerne übertreiben: Ohrstöpsel zum Schleuderpreis und der freundliche Hinweis auf eventuelle Hörschäden begrüßten die Fans im Foyer.
Bühnenshow mitHupfdohlen und Megafon
Doch die Selbstschutzmaßnahmen wurden von den meisten der 2 000 Gäste verschmäht. Die ließen sich lieber kräftig einheizen – Vorgruppe Starsplash brachte das Techno-Volk lautstark auf Touren. Und bedankte sich artig bei den begeisterten Dresdnern: „Ihr seid die sportlichsten Feierschweine Deutschlands.“ Die Masse tobte.
20 Minuten später kamen Scooter. Und die Erkenntnis: Es geht noch lauter. Begleitet von zwei jungen Tanzdamen gab Frontmann Hans-Peter ordentlich Gas: Der Chef machte den Playboy, wurde vom GoGo-Gemüse und seinen Jüngern frenetisch gefeiert. Schlag auf Schlag spuckten die Boxen Klassiker aus zehn Jahren Scooter aus. Neben neueren Chart-Erfolgen wie „Maria (I like it loud)“ oder „Weekend“ wurden auch ältere Stücke der Elektronik-Kapelle gebührend gefeiert – „Faster Harder Scooter“ brachte die Feierwütigen zum Jubeln, die Wände zum Zittern.
Selbst die etwas magere Bühnenshow tat der ausgelassenen Stimmung keinen Abbruch. Zwar überzeugte die Pyrotechnik mit Funkenfontänen und Knalleffekten, bei denen selbst Scooter den Kürzeren in Sachen Lautstärke zogen. Die drei Hauptakteure aber geizten mit Raffinessen. Bis auf den obligatorischen Einsatz von Megafon und einer Funken sprühen E-Gitarre blieb die Show ereignisarm.
Kein Problem, denn schließlich waren Scooter Ereignis genug, die Konserven-Klänge laut, schnell und hart. Also alles, was sich Karteninhaber von den Techno-Stars erwartet und erhofft hatten.
Im Rausch der Lautstärke feierten Kollektiv und Protagonisten zusehends. Was Hans-Peter energisch vorbrüllte, schrien die Jünger hörig nach. Und spätestens bei der Zugabe „Posse (I need you on the floor)“ schmiss auch der letzte Bewegungsmuffel die Arme in die Höhe.
Den Schluss- und Höhepunkt der knapp zweistündigen Show markierte Scooters Debüt-Erfolg „Hyper Hyper“. Die Dresdner spendierten noch einmal viel Applaus, HP Baxxter wusste das in seiner kurzen Laudatio zu schätzen: „Ihr Schweine.“ Die Masse tobte. Und ging mit Fiepen im Ohr und Techno im Herzen rundum glücklich nach Hause.