==> Im Vordrängeln liegt die Zukunft <==
Obwohl man schon hin und wieder in diversen Mensa-Produkten haarige Hinterlassenschaften gefunden hat und insbesondere dann, wenn diese eher borstenartige Konsistenz aufweisen, über die hormonellen Entgleisungen der köchelnden Damen ins Grübeln gerät, so neigt der gemeine Student dennoch in gewissem Ausmaß dazu, sein gewohntes Jagdrevier, die Mensa, wieder aufzusuchen. Die Natur wollte es nun aber so, dass man sich sein Revier jedoch mit weiteren Weibchen, Männchen und Angehörigen der Restkategorie teilen muss und so zur schönsten Mittagszeit auf viele andere mit gleichem Nahrungsbeschaffungstrieb trifft. Da sich diese Artgenossen nicht gegenseitig an Po und Lenden fassen und sich die angestaute Schlange nicht singend durch den Saal schiebt, kann geschlossen werden, dass es sich hier um keine Polonäse handelt, sondern dass die zukünftige Elite des Landes gerade auf ihr elitäres Mittagessen wartet. Und alle stehen sie vor einem. Man könnte nun natürlich seine auf Höflichkeit und Zurückhaltung ausgelegte Erziehung unter Beweis stellen und brav warten. Aber die fiese Ellenbogengesellschaft lehrte uns, dass man mit Warten im Leben nicht weiterkommt, kurz gesagt: Im Vordrängeln liegt die Zukunft! Es scheint verlockend zu sein, das Domino-Prinzip bei der wartenden Schlange einfach mal in der freien Wildbahn auszuprobieren, aber dieses lästige Bisschen Verstand, was trotz mehreren Semestern Studiums noch übrig blieb, sagt einem, dass doch bitte eine unauffälligere Methode zu wählen sei. So quetscht man sich dann sanft und gleitend, wie ein Regentropfen im Geäst eines zarten Birkenbäumchens, an den Wartenden vorbei, um dann im Getümmel der Essensausgabe wieder ins stark außer Form geratene Glied zurückzukehren. Darüber in Rage geratene Mitstudenten besänftigt man mit unschuldigem Rehblick und hofft, nicht von in der Notenvergabe Mitsprache berechtigten Dozenten gesehen worden zu sein (siehe dazu der bei mir erhältliche Ratgeber "Böses tun und dabei niedlich aussehen") ...und irgendwann hält man dann den Lohn für all die Mühe in Händen: Das fast schon zum Heiligtum gewordene Tellerchen oder Brötchen oder was auch immer. Dieses possierliche Etwas, was in seinen appetitlichen Brauntönen unseren Alltag zu erhellen vermag und uns manchmal die haarigen Hilfeschreie einsamer Köche mitteilt. So dass wir dann satt und glücklich wieder hinaus in die Welt strömen können, um unser formbares Gemüt durch elitäre Informationen zu bilden. Bis uns der Hunger, wie auch die kleinen Rehlein im Walde, wieder zu unserer Fütterungsstelle lockt und sich so der ewige Kreislauf des Lebens schließt.
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