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StudiVZ erobert Deutschland Studentennetzwerk unter Kritik
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 08 Nov 2006, 17:10
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alleingelassen.         
Punkte: 9598
seit: 22.10.2004
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Bist Du drin? Lass uns gruscheln!Ich treffe M. auf dem Campus. Wir haben uns eine Weile nicht gesehen und tauschen Alltäglichkeiten aus, reden über diesen Professor oder jene Party. Da fragt mich M.: "Warum habe ich Dich eigentlich nicht im StudiVZ gefunden? Bist Du noch nicht drin?" Ich überlege einen Moment, warum M. das Wort "noch" verwendet hat und lüge, das ich noch nie etwas von diesem Studentenverzeichnis gehört habe. Ein Ding der Unmöglichkeit, ist doch schon gut jeder vierte Student in Deutschland registriert. Bis zu 10.000 neue Mitglieder bekommt das soziale Netzwerk täglich, durchschnittlich sind es 4.000. Insgesamt spricht man von weit über einer halben Million "Immatrikulierter". Das AAL-PrinzipAndere Arbeiten Lassen, so eines der Prinzipien des "Web2.0", dem aktuellen Trend im Internet. Wie man in letzter Zeit unter anderem bei Spreadshirt.de und bei Youtube.com gesehen hat, funktioniert das Prinzip gut. Nicht umsonst investieren * die Samwer-Brüder (ehemals Jamba), die inzwischen keine Klingeltöne mehr verkaufen, sondern Risikokapital an aussichtsreiche Startups vergeben, auch in StudiVZ. Aber das hat freilich nichts zu bedeuten *! Genauso hat auch HB-Ventures das StudiVZ in sein Portfolio * aufgenommen. Derweil wird beim Vorbild Facebook aus den USA über einen Verkauf an Google für satte 2,3 Mrd U$ spekuliert *. In diesen Gedanken versunken bemerke ich, wie M. begeistert plaudert: "Jaja, das ist ziemlich toll, man kann Freunde finden und sich unverbindlich kennen lernen. Und alte Schulfreunde wiederfinden kann man auch!" Soso, denke ich, haben sie also zurecht den 1. Platz * beim OnlineStar 2006 in der Kategorie "Soziale Netzwerke" bekommen? Klar, das Portal ist populär, das spüre ich. M. versucht mich zu überreden. Ich entsinne mich, wie ich vor ein paar Tagen im Bus ein Gespräch mithörte: "Warum hast Du Dich angemeldet?" Darauf: " Ich wurde von meinen Kommilitonen dazu genötigt." Nun bin ich in der gleichen Situation. Soll ich mich anmelden? Soll ich das Projekt StudiVz nur ablehnen, weil dessen Mitbegründer Ehssan Dariani ungeniert Mädchen in der U-Bahn angräbt ( Video)? Oder gibt es vielleicht noch bessere Gründe, nicht "drin zu sein"? "Mein Dekollete ist eine Waffe"Solche oder andere kreative Namen tragen manche der über 50.000 Themengruppen, die es den Studierenden ermöglichen, sich in verschiedensten Interessengruppen virtuell zu organisieren. Da gibt es Gruppen wie die "Grillenden Juristen", die Deutschen Patrioten * oder die Anti-Zecken-Liga *. Ich bin unentschlossen. Brauche ich das? Was, wenn sich der Personalchef bei künftigen Bewerbungen zuerst einmal meine Freunde im StudiVZ anschaut? Wird es dem Portal eines Tages so ergehen, wie dem amerikanischen Vorbild? Das wurde vor einer Weile von Studenten des MIT gehackt und es wurden Facebook dabei 70.000 Nutzerprofile gestohlen, also voll einsehbar und offline verfügbar gemacht. Die AGBs machen es mir klar: Bis auf eventuelle Profil-Crawler, erfolgreiche Datenbankhacker oder schlcihtweg Sicherheitslöcher sind meine Daten also sicher. Nun gut, dennoch ist die Kritik vielfältig und zum Teil auch berechtigt. Viele Nutzer regen sich über Probleme mit den Servern* auf, aber das ist längst alles. So sorgte ein Kommentar * der Betreiber in der Bloggerszene -zu Recht- für Aufruhr. Soll da etwa Zensur geübt werden? Warum können die AGBs und Datenschutzrichtlinien einfach so jederzeit geändert werden? Von Erfolg, Unterschichten und ArroganzDen Betreiber läßt das kalt. Man amüsiert sich über den eigenen Erfolg, der bis dahin geht, dass es sogar eine Satire zum StudiVZ gibt: Das PennerVZ! Solcherlei gesellschafts- und gruschelkritische Aktionen lassen sich leicht verdauen, für einen Dienst der weit schneller wächst als der Großvater, nämlich das Buisness-Netzwerk openBC. Die mittlerweile weit über 30 Mitarbeiter des StudiVZ haben ein gesundes Selbstbewußtsein. In Kürze werde es keine Konkurrenz mehr geben, sagen sie. Um den Mitbewerbern das Leben noch ein bisschen schwerer zu machen, sicherte man sich auch gleich Domains wie Unister.at und StudyLounge.co.uk - beides Namen direkter Konkurrenten. Am Ende bleiben nur Fragen offen: Wird die Wirtschaftschaftswoche * Recht behalten? Warum ist die Domain voelkischerbeobachter.de auf einen gewissen Ehssan Dariani eingetragen? Und: Was soll man tun? Mitmachen? Dagegen arbeiten oder sich gar einen Job bei StudiVZ Ltd. besorgen? Ich gelobe M. Besserung und verabschiede mich. #abd
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..:: Wir sind gekommen Dunkelheit zu vertreiben, in unseren Händen Licht und Feuer ::..
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Antworten
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 12 Jan 2007, 18:44
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der Toreverhinderer        
Punkte: 1979
seit: 24.06.2004
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Hmm, nen Doppelpost von mir. Naja, geht aber nich anders ... Und zwar is heute auf faz.de ein Artikel zu den Gefahren von solchen Online-Plattformen erschienen - hier unter dem Gesichtspunkt von Bewerbungen bei verschiedenen Unternehmen. Das betrifft jetzt nicht direkt Studivz, schließt es aber doch in gewissem Maße mit ein. Und der Artikel bestätigt durchaus, dass solche Nachforschungen langsam zur Tagesordnung werden. Deshalb ist es schon ratsam zu überlegen, was man von sich veröffentlicht. Eine gewisse Vorsicht ist eigentlich immer ganz gut ... Da der Link sicherlich nicht funktionieren wird, stell ich den Artikel hier mal rein (zu finden unter faz.de > Aktuell > Wirtschaft > Hintergründe) KarrieresprungGoogledigoo - und raus bist du Von Herta Paulus Suche After-Work-Party am Mittwochabend. Der Mitarbeiter einer renommierten Versicherungsgesellschaft ist kein Kind von Traurigkeit, daran lässt seine Anfrage im München-Forum des offenen Businessnetzwerkes Xing keinen Zweifel. Tote Hose am Mittwoch? Dann halt Donnerstag, der sei auch gut, schreibt er für jeden nachlesbar, „dann muss ich ja nur noch den Freitag mit Kater überstehen“. Honi soit qui mal y pense - und sich ihren Teil denken können viele, weltweit. Der Blick auf die Homepage gehört dazu Die Unbedarftheit, mit der dieser Möchtegern-Partylöwe sich in Szene setzt, wundert. Denn die Online-Vita eines Mitarbeiters oder Kandidaten in spe interessiert längst auch Personalchefs, Arbeitgeber und Personalberater. Von gelegentlich bis systematisch reicht dabei die Vorgehensweise bei der Informationsbeschaffung via Internet. "Das ist kein integraler Bestandteil unseres Auswahlverfahrens, aber natürlich wollen wir uns alle Möglichkeiten offen halten“, sagt Deutsche-Bank-Sprecher Patrik Fischer. Auch beim Autohersteller BMW ist der Kandidatencheck via Internet, das sogenannte Profiling, nicht Standard. „Wir betreiben grundsätzlich kein Profiling, um gegenüber einem Bewerber nicht voreingenommen zu sein“, erklärt BMW-Sprecherin Micaela Sieks. Eine gerne verwendete Infoquelle sei allerdings die Homepage eines Bewerbers. „Selbstdarstellungen a la „mein Haus, meine Pferde, meine Kinder“ sollten da nicht dabei sein“, rät Sieks. Googledigoo - und raus bist du Höher im Kurs steht die Recherchequelle Internet bei den Personalberatern. „Wir versuchen so viel wie möglich herauszubekommen. Im Zuge des Research sucht man sich alle Informationen, die man finden kann“, bestätigt Researcherin Nikola Beyer von der Personalberatung Heidrick&Struggles in Düsseldorf. Die Spurensuche im Netz liegt im Trend, wie eine Befragung des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) unter 300 Personalberatungsgesellschaften ergab. Mehr als ein Viertel nutzt bereits heute das Internet zur Referenzüberprüfung, sammelt Infos zur fachlichen und persönlichen Eignung, zu Referenzen und Freizeitaktivitäten. Mit steigender Tendenz, wie knapp 70 Prozent der Personalprofis zugaben. Und - wenn auch bislang selten - mit bitteren Folgen für die ins Visier genommenen Kandidaten. So bestätigten 26 Prozent, dass sie Kandidaten aufgrund des Online-Checks im weiteren Bewerbungsprozess nicht mehr berücksichtigt hätten. Knapp jeder Zehnte gab an, dass die Häufigkeit zunehme. Angriffspunkte vermeiden Dank klassischer Suchmaschinen und neuer, auf Personensuche spezialisierter Web-Dienste wie Zoominfo.com, Stalkerati.com oder Technorati.com ist die Spurensicherung ein Kinderspiel. Fündig werden die Berater in Zeitungsartikeln, Teilnehmerlisten von Kongressen oder Sportveranstaltungen ebenso wie in den selbst produzierten und eingestellten Beiträgen in den sogenannten sozialen Netzen. Schnelle Treffer garantieren vor allem die als Kontakt- wie Recherchetool bei Personalberatern gleichermaßen beliebten offenen Businessplattformen wie Xing (ehemals OpenBC) oder der amerikanische Konkurrent LinkedIn. Millionen Nutzer haben hier ihr persönliches Profil hinterlegt, legen ihren beruflichen Werdegang ebenso offen wie ihre Freizeitaktivitäten, ihre kulinarischen Vorlieben oder ihre beruflichen oder privaten Kontakte. So manch einer tut freilich des Guten zuviel. Online-Informationen hinterfragen „Es ist erstaunlich, in welchem Maße sich die Leute outen“, beobachtet Wolfgang Lichius, Geschäftsführer von Kienbaum Consultants International in Gummersbach. Kritisch wird es für ihn immer, „wenn die Kandidaten Informationen preisgeben, die dem Medium nicht entsprechen. Was zu sehr ins Private oder Marktschreierische geht, wirkt abstoßend.“ Dazu gehören auch aufgeblähte Kontaktnetzwerke, die spätestens wenn jemand als Referenzgeber kontaktiert wird „zum Eigentor“ werden. Doch auch Kleinigkeiten zählen, das „Foto in Snowboarder-Pose“ etwa, bestätigt auch Yvonne Schimmel, Leiterin Research bei der Düsseldorfer SCS Personalberatung. „Das berücksichtigen wir durchaus, wobei ein unprofessionelles Foto allein kein Hinderungsgrund für die Kontaktaufnahme ist.“ Jede Online-Aktivität hinterfragen lautet denn auch der Ratschlag von BDU-Vizepräsident Joachim Staude. „Man sollte nur solche Informationen eingeben, von denen man sicher sein kann, dass keine Fehlinterpretation möglich ist. Positives Profiling im Netz läuft darauf hinaus, Angriffspunkte zu vermeiden.“ Text: FAZ.NET
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Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher. (Albert Einstein) Prüfungen sind deshalb so unerträglich, weil der größte Dummkopf mehr fragen kann, als der gescheiteste Mensch zu beantworten vermag. (Charles Cahleb Colton)
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