==> Unser kleiner Freund <==
Viele von Euch entschieden sich eines Tages, Ihrer Einsamkeit ein Ende zu setzen und ein kleines possierliches Wesen bei sich aufzunehmen, das von nun an Eurem tristen Dasein einen neuen Sinn geben sollte: ein Taschenrechnerchen. Leider jedoch führte die weitestgehende Unkenntnis der Bedürfnisse unseres kleinen Freundes oftmals zu schwerwiegenden Haltungsfehlern.
Das Taschenrechnerchen ist ein sehr empfindsames Geschöpf, das in seinem natürlichen Lebensraum, dem Regal, zusammen mit vielen anderen seiner Herde den Großteil des Tages mit Nahrungssuche und Spielen verbringt. In Gefangenschaft hingegen muss es, um jederzeit für seinen egoistischen Besitzer arbeitsbereit zu sein, weitgehend auf Kontakt zu Artgenossen verzichten.
Es leistet dem Menschen treue Dienste, denn ohne die Hilfe Ihres Taschenrechnerchens wären viele noch nicht einmal mehr in der Lage fehlerfrei Ihr Alter zu bestimmen. Doch als Dank für seine Ergebenheit wird es emotional vernachlässigt und muss sein Dasein in dunklen, stickigen Taschen und Rucksäcken fristen, neben schleimtriefenden Taschentüchern und Essensresten von letzter Woche. Wann immer es Euch passt, reißt Ihr es aus seinem Schlaf, lasst Euren sexuellen Frust an ihm aus, tippt auf seinen zarten Tasten herum, um es dann wieder, allein gelassen in der Soße Eures Handschweißes, von Euch zu stoßen. Es scheint so nicht verwunderlich, dass so manches vom Tisch „gefallene“ Taschenrechnerchen in Wahrheit seinem traurigen Leben ein Ende setzen wollte.
Auch sein natürlicher Feind, das gefräßige Notebook, breitet sich aufgrund seiner hohen Reproduktionsrate (-wie die Karnickel-) immer mehr aus, so dass schon heute viele Taschenrechnerchen aus ihren Revieren vertrieben wurden und dann in Tierheimen mit aggressiven Katzen und Kampf-Pudeln um ein warmes Plätzchen auf einer alten dreckigen Wolldecke kämpfen müssen.
Was ist das für eine Welt, in der so etwas straflos geschehen kann? Ihr sollten diesen tapferen kleinen Wesen dankbar sein, dass sie Eure geistigen Stromausfälle durch Ihre weitreichenden Fähigkeiten auszugleichen vermögen. Es hat es sich verdient, für jede einzelne seiner Taten ausführlich gelobt zu werden. Wir sollten unser Taschenrechnerchen als gleichberechtigten Partner ansehen und auf dessen Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Wenn es uns mit seinem treuen Display anschaut, so sollten wir es in unserer Arme schließen und es nicht von uns weisen, wenn es am Tisch um ein Häppchen Wurst bettelt.
Damit jedes Taschenrechnerchen ein zufriedenes Dasein führen kann und die Welt eine bessere werde.
P.S. Spenden zur Rettung der letzten wild-lebenden Taschenrechnerchen bitte an mich!
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