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Soziologie für Anfänger I - Froschkönig - zur Interpretation freigegeben -
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 24 Nov 2006, 13:50
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2. Schein  
Punkte: 94
seit: 23.10.2006
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=> Froschkönig <=
Es war einmal ein Froschkönig, der hatte kein Krönchen, ihn prägte nur das Froschige, aber das dafür sehr. Und er fühlte sich so belästigt. Ach, da gab es doch tatsächlich einige Wesen in seinem Teich, die nicht vorher für ihre Anwesenheit untertänigst bei ihm um Erlaubnis baten. Schrecklich, wie konnten sie es nur wagen, ein unschickliches Geschehen. Als Türsteher hätte er sie abgewiesen, nur Frösche sind in diesem Berufszweig selten anzutreffen.
Sein trauriges, belästigungsreiches Dasein musste er fristen zwischen all diesen fiesen Figuren, der Feind umgab ihn. Noch hatten sie ihm nichts getan, aber jeden Tag, jeden Moment könnte es soweit sein. Und deswegen flüchtete er, packte seine Sachen, die geblümten Unterhosen, die schwarzen Trauersocken und verließ sein Plätzchen im Schilf.
Er wanderte die Wege der Nation entlang, bis zur großen Landstraße. Beim Versuch diese zu überqueren fuhr man ihn platt. Kein Froschkönig ohne Krone mehr im Teich, dafür ein großer grüner Fleck auf dem Asphalt. Tja, Pech gehabt Fröschlein! Ein schöner grüner Fleck, der bunt leuchtete, wenn die Sonne darauf schien. Richtig so.
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Antworten
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 25 Nov 2006, 12:27
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Klapperstrauß         
Punkte: 4731
seit: 13.06.2004
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Leute. ich war gestern aufm Kiez, daher entschuldigt bitte, dass ich die mir aufgefallenen Aspekte jetzt nicht in große Worte zu kleiden in der Verfassung bin, sondern lediglich hier kurz zu nennen beliebe.
a) ein Froschkönig ohne Krone, zweifelsohne ein interessantes Detail, welches dem geneigten Leser zu denken geben sollte. Sicher wird diese Tatsache dem Frosch gewisse Probleme bereiten, schließlich ist ein König ohne Krone irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes und wird nicht zuletzt seinem Ego schwer zu schaffen machen (is auch 'n Mann, der Frosch). Gepaart damit, dass dieser Froschkönig hier nicht eben als Schönheit beschrieben ist, wäre es nicht unwahrscheinlich, wenn er über ein eher geringeres Selbstbewusstsein verfügt, was er durch intensives Ausleben seiner Machtposition zu kompensieren versucht (wird durch seine Herablassung und Verachtung ggü den anderen Teichbewohnern ersichtlich)
b) unser Froschkönich ist zum einen aufgrund seines warzigen Antlitzes und nicht zuletzt wegen seiner kotzigen und arroganten Art beim gemeinen Teichvolk wenig beliebt und dessen Spott daher stets und schutzlos ausgeliefert. Da er über eine tendenziell eher geringe Frustrationstoleranz verfügt und mit Kritik im Allgemeinen und solcher, die gegen die eigene Person gerichtet ist, im Besonderen nicht umzugehen vermag, liefert er durch seine überzogenen und oft unüberlegten Reaktionen stets neuen Anlass zu Hohn und Spott. Mehr noch, niemand nimmt ihn ernst oder achtet ihn gar als Autorität, die er so gerne sein möchte. Er leidet sehr darunter, kommt aus der Nummer aber nicht mehr raus und wird immer biestiger, was hingegen erneut die ungewollten Reaktionen beim Volk hervorruft. Ein Kreislauf, den zu durchbrechen er nicht in der Lage scheint.
c) unser Froschkönich ist leider alles andere als eine Kämpfernatur. Oberflächlich betrachtet könnte man sagen, er ist ein Lutscher und gibt einfach kampflos auf, was sich dadurch zeigt, dass er freiwillig und ohne echten Kampf das Feld räumt. Immerhin nimmt er seine peinliche Unterwäsche mit (welche übrigens verdeutlicht, dass der Froschkönich tatsächlich gar nich so hart is wie er immer tut, sondern eine durchaus zarte Seite besitzt, ebenso wie die Blümchen auf seinem Feinrippensemble-metaphorisch übrigens sehr schön gemacht). Unter Würdigung der Gesamtumstände sollte jedoch das Urteil etwas milder ausfallen. Der Froschkönich ist dem Druck, den er sich nicht zuletzt selbst macht, und dem Mobbing der anderen Teichbewohner nicht mehr gewachsen. Da er nicht über seinen Schatten springen kann, springt er lieber aus dem Teich, vielleicht sieht an Land jemand seine Tränen, die im Wasser ohnehin niemand auffallen.
d) Soweit kommt es aber nicht, denn der Frosch wird zuvor platt gefahren. Warum ist die Frage, war sein Blick so verschleiert, dass er des herannahenden Kraftfahrzeuges nicht gewahr wurde, oder war es gar ein verzweifelter Versuch, das Schicksal noch einmal herauszufordern?
Dieser Beitrag wurde von Katze: 25 Nov 2006, 12:30 bearbeitet
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°° »Das stärkste Betäubungsmittel der Welt ist das Verlangen dazuzugehören....« °°°
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