Die Vorteile hatte ich am Anfang bereits genannt, verschweigen möchte ich auch nicht die Nachteile:
<ul><li>Zunächst einmal könnte die Umgewöhnung Überwindung kosten (weg vom Ansatz, selber alles genau positionieren zu wollen). Auch die Befehle sind Neuland.</li><li>Es gibt hin und wieder Fälle, in denen LaTeX nicht korrekt die Silben trennt bzw. über den Rand einer Zeile hinausschreibt. Das passiert nicht so häufig (eigene Erfahrung: auf 100 Seiten ca. 5..6 Mal) und meist nur bei eigenartigen Buchstabenkombinationen oder überlangen Silben. (Ausweg: man kann die Silbentrennung einzelner Wörter selber vorgeben oder man stellt den Satz etwas um, zur Fehlersuche steht ein "Entwurfsmodus" zur Verfügung.)</li><li>Bei sehr starker Anzahl von Bildern kann es sein, daß viele Bildern erst zu spät erscheinen (dafür gibt es auch Auswege).</li></ul>
Ich nutze LaTeX seit 5 Jahren (primär zum wissenschaftlichen Schreiben, aber teilweise auch für Privatkorrespondenz) unter Windows und habe ein paar Erfahrungen damit gesammelt. Erst habe ich dabei mit LyX als Editor gearbeitet, aber schon seit 4 Jahren nutze ich WinEdt (ist zu lizensieren).
Beide Welten (Word vs. LaTeX) haben große Vor- und Nachteile. Ich möchte mich kurz auf die Nachteile von LaTeX beschränken, da ich denke, dass die noch etws zu kurz gekommen sind bzw. nicht den Punkt treffen.
Allergrößter Nachteil ist die superschlechte Rechtschreibkontrolle! Mit LaTeX-Editoren kann man Wortlisten pflegen, die die Worte enthalten, die "richtig" sind, mehr nicht. Auch nach jahrelangem pflegen dieser Listen, reicht das nicht an die Word-Rechtschreibkontrolle heran. Dazu muss man einen LaTeX-Text nur mal in Word kopieren, Word findet 2/3 mehr Fehler.
Eine Grammatik-Prüfung existiert ebenfalls nicht (doppelte Wortverwendung, falsche Beugung, ect.), dort ist Word (insb. bei englischen Texten) unschlagbar!
Aus dem Zitat "Es gibt hin und wieder Fälle, in denen LaTeX nicht korrekt die Silben trennt bzw. über den Rand einer Zeile hinausschreibt. Das passiert nicht so häufig (eigene Erfahrung: auf 100 Seiten ca. 5..6 Mal) und meist nur bei eigenartigen Buchstabenkombinationen oder überlangen Silben." Das stimmt so nicht ganz. Schaut man sich das Log-File einer LaTeX-Übersetzung in das Ur-Format dvi an (aus dem dann pdf oder ps, html o.ö. generiert werden kann), dann ist im Schnitt mit 1 sog. übervollen horizontalen Box (overfull hbox, Randüberschreitung) pro Seite zu rechnen! Allerdings gibt es kritischere und unkritischere Randüberschreitungen. Viele sieht man optisch nicht, da sie zu klein sind. Es gibt Empfehlungen, ab wann man aktiv werden sollte und die Randüberschreitung nicht mehr tolerieren soll (einfach mal in den Kopka schauen). Das hat aber wenig mit überlangen Silben ect. zu tun, sondern mit dem Satzbau an sich! Es gibt hier in 99% der Fälle nur die einzige Lösung, den geschriebenen Text umzuformulieren und das, wo man manchmal genau diese Formulierung so und nicht anders möchte. (da Word da toleranter ist, hat man das Problem nicht, dafür sieht der Textsatz natürlich bei weitem nicht so Klasse wie mit LaTeX aus)
"Der Entwurfsmodus" hat nichts mit LaTeX zu tun. LaTeX hat keinen Entwurfsmodus. So etwas wird von verschiedenen Editoren, die speziell für LaTeX entwickelt sind oder dafür angepasst (wie z.B. Eclipse) wurden, bereitgestellt. Die machen nichts anderes als das Log-File auszuwerten und ob das so toll ist, das jedesmal manuell auszuwerten...
Zum Satz von Grafiken: "Bei sehr starker Anzahl von Bildern kann es sein, daß viele Bildern erst zu spät erscheinen". Das hat damit nichts zu tun, sondern mit der Stelle im Text, an der man die Grafik(en) einbindet und welche Plazierungsoptionen man mit gibt. In erster Linie aber, wo man sie im Text einbindet! Wie dann damit umgegangen wird, hängt zudem von der verwendten Dokumentenklasse ab (in Word ist das die Formatvorlage), wo man eine standardmäßige nutzen kann oder sich selbst eine bastelt.
Weitere Nachteil ist schon angeklungen: Tabellen und Formeln! Eine große Tabelle oder Formel in reinem LaTeX-Code zu schreiben ist gelinde gesagt bescheiden! Natürlich gibt es kleine Tools, die einem da helfen (excel2tex, ...), aber die Integrationsmöglichkeiten beschränken sich häufig auf copy&paste... Von der schlechten Lesbarkeit dieses LaTeX-Codes ganz zu schweigen!
Präsentationen (statt MS-Powerpoint) mit LaTeX sind ebenfalls häufig recht einfallslos, weil schicke Folien einfach sehr aufwendig zu erstellen sind
Also das soll niemand abschrecken! Ich liebe LaTeX, der Textsatz ist der schönste auf der Welt. Ich erkenne ein in LaTeX geschriebenes Dokument sofort (das tut meinen Augen gut ). Man muss eben nur wissen, ob man einen schönen Textsatz und ein reproduzierbares Ergebnis möchte oder dort Abstriche in Kauf nimmt und die Rechtschreibung und andere Spielereien (leicht zu erstellende hübsche Tabellen z.b.) bevorzugt. Ich denke das hängt von der individuelle Situation ab. Ich nutze je nach Anforderung die eine oder die andere Welt.
Dieser Beitrag wurde von cryotank: 01 Mar 2007, 11:11 bearbeitet
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"White as lilies was her face, When she smiled she beguiled, Quitting faith with foul disgrace, Virtue, service thus neglected, Heart with sorrow hath infected."
Allergrößter Nachteil ist die superschlechte Rechtschreibkontrolle!
Ich würde die Rechtschreibkontrolle nicht schlecht nennen, sondern LaTeX hat von Grund auf keine (LaTeX setzt um, LaTeX prüft nicht). Erst der Editor bringt dafür eine Lösung, die gut aber meistens eher schlecht ist. Nichts desto trotz kann man das Ergebnis der PDF-Datei über die Zwischenablage auch nach OpenOffice / Word kopieren und da die Prüfung einmal drüber jagen. Das habe ich auch getan ...
Zitat
"Der Entwurfsmodus" hat nichts mit LaTeX zu tun.
Du gibst im LaTeX-Code noch ein "Draft" an bei documentclass. Das Ergebnis ist eine PDF, in der z.B. die Rahmen von Bildern aber nicht das Bild selber eingebunden ist ... das geht schneller und zeigt Fehler. Zumindest geht das mit Miktex (da braucht man kein eclipse)
Zitat
Weitere Nachteil ist schon angeklungen: Tabellen und Formeln!
Bei Tabellen gehe ich mit: da hätte man mehr rausholen können - aber bei den Formeln hat man durch Klammerung etc. mehr in der Hand ...