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Warum Dresden München den Rang abläuft
Antworten(1 - 9)
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 21 Mar 2007, 08:59
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Dazu fallen mir spontan ein paar Redewendungen ein: Eigentum verpflichtet. Der Kluge lernt auch aus den Fehlern anderer. Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.
Ich find es ja toll, dass der Autor Dresden so hochlobt, und München so in den Dreck zieht, gerade mit Thesen wie: In München wird deswegen unentwegt umgebaut, demoliert, entkernt und umfrisiert, viel historischer Ballast abgeworfen, um ein allerneuestes München der allerneuesten Neuzeit anzupassen. Oder dem Seitenhieb, dass auch an der TU-Dresden geforscht wird.
Ja es ist schön, dass wir die alten Ensembles von Zwinger, Hofkirche, Semperoper, Schloss etc. wieder hergestellt haben. Aber man sollte sich deutlich vor Augen führen, dass die barocke Größe, von der der Autor spricht nichts weiter als Einzelstücke sind. Bauten und Taten wie die Prager Straße, die Rückseite des Neumarktes, der verhinderte Beitrag von Stadt und Staat zur Frauenkirche, das ewige Buckeln vor Investoren, nicht zuletzt die Niedrigschätzung von Weltkulturerbe, die Stilisierung des Szeneviertels Neustadt zum Elitewohngebiet, der nicht-aufzuhaltene Verfall von historischen Bauten entlang der großen Einfallsstraßen Dresdens, die lange aufgeschobenen Brandschutzmaßnahmen im Kulturpalast, der schonungslose Umbau des Postplatzes (die Liste lässt sich länger fortsetzen) zeugen davon, dass diese Einzelstücke nur Bruchstücke des alten barocken Glanzes sind. Der Schein, mit dem sich Dresden gerne schmückt, bleibt eben doch nur Schein und wird niemals Glanz sein. Der Wunsch nach der Verführung aller Nicht-Dresdner ist solange stark, solange man nicht in Dresden sein Dresden gestaltet.
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bonum agere et bonum edere, sol delectans et matrona delectans (Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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 21 Mar 2007, 16:11
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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@die_dan: es ist mir schon bewusst, dass wir es nicht alleine abgerissen haben. Das ist auch gar nicht mein Kritikpunkt. Es geht mir halt darum, dass eben nicht die Altstadt zum Großteil wieder aufgebaut wurde. Eher kann man eben den Punkt des Wiederaufbau auf einige wenige Punkte festlegen (das sind genau die, über die jeder redet, wenn er über Dresden redet). Mehr gibt es nicht. Darüberhinaus lässt sich halt feststellen, dass man nicht den Dialog mit der vorhandenen Bausubstanz und dem Wohlgefühl der Bevölkerung sucht, sondern sich eher an der effizienten Verwaltung der Bürger orientiert. Und das ist es auch, was ich an der Neustadt kritisiere. Es ist schön, wenn die alten Häuser saniert werden (ohne Frage). Wenn aber dadurch das ganze Lebensgefühl auf der Strecke bleibt (weil man das Viertel plötzlich autotauglich machen will), dann ist das schade. Ähnlich sehe ich das mit den Plätzen in der Innenstadt. Es ist toll, dass man den Neumarkt wieder auferstehen lassen will. Dann aber bitte so, dass man auch, wenn man an der Frauenkirche vorbeischielt, in dem Flair bleibt, und nicht feststellen muss, dass man es gleich hinter der nächsten Ecke nicht mehr für nötig hält, an irgendetwas älteres zu denken. Postplatz und Prager Straße sind ja auch ein klassisches Beispiel dafür, wie man es versucht sich wieder an den Ruf als Elbvenedig heranzuarbeiten.
Was glaubst du wie begeistert Touristen noch sein könnten? Und erst die Einwohner dieser Stadt?
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