Die Love Parade ist abgesagt Veranstalter des Techno-Umzugs erklären Verhandlungen mit dem Berliner Senat für gescheitert / Freitag letzter Rettungsversuch unseren Korrespondenten
Lesen Sie auch: • Friede, Freude, Eierkuchen • "Eintrittsgeld ist der falsche Weg" • Zu spät für Anerkennung Analyse BERLIN, 14. April Die Veranstalter der Love Parade haben das diesjährige Techno-Spektakel abgesagt. Drei Monate vor dem Umzug am 10. Juli mit hunderttausenden Technofans sei die Finanzierung noch immer nicht gesichert. Deshalb müsse die Veranstaltung abgesagt werden, teilte die Love Parade Berlin GmbH mit. Wie in vorangegangenen Jahren streiten Veranstalter und Berliner Senat seit Wochen darüber, wer für die Kosten des Raver-Umzugs aufkommen muss.
Die Wirtschaftsverwaltung von Senator Harald Wolf (PDS) reagierte irritiert auf die Absage. Es habe bereits mehrfach Gespräche zwischen der Behörde und der Love Parade GmbH gegeben, zuletzt Anfang April, sagte Wolfs Sprecherin Brigitte Schmidt. "Wir waren uns einig, dass es Ende dieser Woche noch einmal ein Gespräch mit dem Senator geben soll." Mittwochabend zeigten sich die Veranstalter doch wieder gesprächsbereit. Am Freitag wollen sie noch einmal mit dem Senat verhandeln.
In den Verhandlungen ging es um finanzielle Hilfen des Landes. Seit die Love Parade nicht mehr als Demonstration durchgeführt werden kann, müssen die Veranstalter selbst für die Folgekosten aufkommen - also vor allem die Müllberge nach der Feier beseitigen lassen. Nachdem das Bundesverfassungsgericht im Jahr 2001 der Tanzveranstaltung den politischen Status abgesprochen hatte, beteiligte sich der damalige Veranstalter Planetcom mit rund 335 000 Euro an den Kosten für Reinigung und Absperrungen. Ende 2002 schlossen Senat und Planetcom eine Rahmenvereinbarung, die die Parade eigentlich bis 2006 sichern sollte. Es gab Zusagen für Termine und die Strecke durch den Tiergarten. Allerdings wollte der Senat ab 2004 keine Reinigungskosten mehr tragen. Außerdem sollte der Veranstalter jährlich 25 000 Euro zur Beseitigung von Langzeitschäden etwa im Tiergarten zurücklegen. Verwundert reagierte am Mittwoch die Messe Berlin auf die jähe Absage der Veranstaltung. Das Unternehmen hatte sich an der Love Parade 2003 als Caterer beteiligt. Dafür verpflichtete sich die Messe, die Müllentsorgung und die Sicherheitsvorkehrungen zu bezahlen. Doch das Geschäft rechnete sich nicht. Rund eine halbe Million Euro verlor die Messe mit der Love Parade. "Wir werden uns in diesem Jahr nur beteiligen, wenn wir auf eine Plus/Minus-Null-Rechnung kommen", hatte Michael Hofer, Sprecher der Messe Berlin am Dienstag klar gestellt. Nun ist er enttäuscht: "Es ist schade für Berlin, wenn eine so schöne, attraktive und friedliche Veranstaltung ausfällt." Das Land könne die Love Parade GmbH nicht im Regen stehen lassen. Das Ende für die Parade wäre ein Verlust für die Stadt, sagt Senatssprecher Michael Donnermeyer: "Es wäre bedauerlich, wenn Berlin diese Marke verloren ginge."
Die Love Parade kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Die Love Parade ist tot, es lebe die Love Parade. Unter dieses Motto könnte man die «Ersatzveranstaltungen» stellen, die am Samstag statt des abgesagten Techno-Umzugs durch Berlin toben. Mangels Sponsoren lässt Parade-Gründer Dr. Motte die weltweit größte Raver-Party im 16. Jahr erstmals ausfallen.
Mit der kleinen, aber feinen Demonstration «Fight the Power - Clubculture vs. Ignorance» auf dem Kurfürstendamm wollen die Raver nun zu den Wurzeln des längst zum kommerziellen Massenspektakel mutierten Raves zurückkehren. Allen voran prominente DJs wie Westbam und Paul van Dyk. Auf dem Kurfürstendamm hatte Dr. Motte 1989 mit 150 Fans die erste Love Parade gefeiert.
Demonstriert wird nicht nur für eine Rettung der Love Parade, die auch für das nächste Jahr noch nicht gesichert ist, wie Dr. Motte betont. Clubbetreiber, Partyveranstalter und DJs fordern vor allem von der Politik mehr Toleranz und weniger Schwierigkeiten mit den Behörden.
«Die Clubs werden systematisch kriminalisiert», sagt Alexandra Dröner vom bis nach New York und Tokio bekannten Tresor. Die Szene der Stadt mit rund 30 größeren Clubs, in denen elektronische Musik gespielt wird, kämpfe gegen die Vorurteile an, «schmutzig, verdrogt und unpolitisch» zu sein. «Wir werden nicht als Unternehmer anerkannt.»
Auch Dr. Motte ist sauer auf die Stadtoberen: «Aus internationaler Sicht gibt es in Berlin keine andere Veranstaltung, die so eine positive Ausstrahlung wie die Love Parade hat», sagt er und fordert mehr, vor allem finanzielle Unterstützung, von der Stadt. Allerdings sank die Teilnehmerzahl in den vergangenen Jahr stetig. Schon in den letzten beiden Jahren waren die Hotels nicht mehr richtig voll.
Mehrere tausend Raver erwartet Dr. Motte nun zu der Mini-Ausgabe der Love Parade. Statt bis zu 50 gibt es nur noch 5 Lautsprecherwagen, dafür aber gleich 12 Redner. Wie bis zum Jahr 2001 üblich ist die Parade jetzt wieder als Demonstration bei der Polizei angemeldet, das leidige Thema Müllentsorgung erübrigt sich damit für die Veranstalter. Die Stadt übernimmt die Kosten.
Startpunkt der Demo ist um 17 Uhr der Adenauerplatz, zum Abschluss gegen 22.00 Uhr gibt es eine Kundgebung an der Gedächtniskirche. Mit «Musik gegen den Ausverkauf der Musik» wird am Samstag ab 14 Uhr auch beim «Music Day» am Großen Stern demonstriert. Sechs Bühnen werde er auf der ehemaligen Love-Parade-Strecke im Tiergarten aufbauen, sagt Veranstalter Kay Neumann.
Musik wird seiner Ansichtnach immer mehr als Massenware vermarktet. Kreative und innovative Musik hätten es schwer. Er fordert, «das Ungleichgewicht in der Musikindustrie wieder auszugleichen, die Subventionen an Großunternehmen in Millionenhöhe umzuschichten und die wirklichen Kreativzellen zu unterstützen.»
Bereits seit dem vergangenen Wochenende wird in den Clubs getanzt. Mehr als 100 Partys bietet die bis zum 13. Juli dauernde «Love Week», rund 200 DJs stehen nächtelang an den Turntables. Höhepunkte sind am Demo-Wochenende das «Fritz LoveRadio» im Café Schönbrunn und die «Electric Kingdom»-Party in der Columbiahalle.
Quelle: Fritz Newsletter
wer bock auf techno hat, kann am wochenende fritz hören, denn da is ab heute 18:00 fritz loveradio angesagt, das heißt prominente djs legen auf und du kannst entweder hingehn oder es zuhause im radio hören. lineup: FreitagSonnabendSonntag