Die Sache ist so kompliziert, so wie es sich für eine richtige Behörde gehört. Telekom unterhält eine Art firmeneigenes Arbeitsamt namens Vivento - Mitarbeiter nennen es "Wie- wenn- tot". Vivento versucht jene Mitarbeiter nach draußen zu vermitteln, die im Konzern nicht mehr gebraucht werden und eigentlich entlassen werden sollten. Aber es handelt sich um viele tausend Arbeitnehmer mit Beamtenstatus, und die sind unkündbar. Diese Quasi - Beamten sitzen zu Hause und drehen Däumchen. Jetzt sollen ein paar Hundertschaften von ihnen für teures Geld ein billigeres Däumchendrehen im Osten organisieren. Denn es geht keineswegs um die Vermittlung von Arbeitslosen in eine angeblich boomende Wirtschaft, sondern nur um die Umsetzung von Hartz IV, also die Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe. Dafür haben Beamtenkollegen der Wie - wenn - tot - Leute umfangreiche Fragebögen ersonnen, die wiederum so kompliziert sind, dass sie nur von schlauen Däumchendrehern ausgefüllt werden können. Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, die für die Umsetzung von Hartz IV zuständig ist, braucht ihre rund 80 000 Dreher für das normale Geschäft aber selbst und hat deshalb die Telekom - Kameraden um Amtshilfe gebeten. Denn wenn es keine Beamten sind, muss man die Stellen europaweit ausschreiben und für dieses Procedere fehlt die Zeit, weil die Umsetzung bis Jahresende fertig sein muss. Misslich an dieser Schilda - Affäre sind Preis und Herkunft. Als beamtete Däumchendreher stehen den Wie - wenn - tot - Leuten einige Prämien zu: Trennungsgeld und Aufwandsentschädigungen. Das Ganze wird "Buschprämie" genannt, als wenn es ums Überleben ginge. Hinzu kommt noch die "Schnellentscheiderprämie" von 5000 Euro, weil man selbst däumchendrehende Beamte angeblich nicht so ohne weiteres überall hinschicken kann. Über die teure Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Westbeamte haben sich ostdeutsche Politiker zu Recht empört. Daraufhin wurde die ABM zunächst gestoppt, dann aber wieder in Gang gesetzt. Über dem Ganzen liegt ein Hauch von Panik. Es ist auf jeden Fall ein Beispiel mehr für die Kombination von Konzeptlosigkeit und Großmäuligkeit mit der in Berlin Politik gemacht wird. Man kann der Affäre wohl nur einen positiven Aspekt abgewinnen: Hartz IV und seine Umsetzung werden einmal als Musterbeispiel genannt werden für den geordneten Weg der Bürokratie ins Chaos. Nur: Auf der Strecke bleiben die Arbeitslosen und womöglich auch der soziale Frieden. Die Sache ist völlig verfahren. Man sollte den Daumen nach unten drehen , sie einfach stoppen und neu anfangen.
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