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post 25 Aug 2004, 20:58
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Straight Esh
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QUOTE
Die Verzweiflung des Stralsunder Ingenieurs

Von Claus Christian Malzahn

Eier fliegen Richtung Kanzler, Arbeiterfäuste werden geballt: Im Osten herrscht explosive Stimmung. Die Verelendung des ostdeutschen Proletariats und der klassenbewussten Facharbeiterschaft schreitet in Riesenschritten voran - das zeigt auch eine Begegnung auf den Fluren der Arbeitsagentur in Stralsund.

Vor kurzem auf dem Flur der Arbeitsagentur in Stralsund, Vorpommern: Der Mann war Ingenieur, seit Jahren ist er ohne Job. Der 53-Jährige lebt in Stralsund mit seiner Frau in einem Plattenbau, auch sie hat seit Jahren keine Arbeit. "Ich kann mir nicht mal mehr den Eintritt ins Schwimmbad leisten", sagt er. Und: "Ich suche verzweifelt einen Job, finde aber nichts."

Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Ein weiteres Beispiel für die gnadenlose Härte, mit der Bundesbürger in Ostdeutschland an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden. Dabei hat man ihnen doch versprochen, dass es im neuen Deutschland niemandem schlechter gehen soll als in der DDR. Logisch, dass die PDS einen Höhenflug erlebt.

Der Mann war Ingenieur, seit Jahren ist er ohne Job. Er bekommt im Moment 1200 Euro Arbeitslosengeld. Er lebt in Stralsund mit seiner Frau in einer Plattenbau-Wohnung (Maximalmiete kaum über 300 Euro), auch sie hat seit Jahren keine Arbeit und wird mit 650 Euro monatlich vom Amt unterstützt.

Macht zusammen 1850 Euro Netto, ein Facharbeiterlohn. Abzüglich der Miete bleiben den Eheleuten etwa 1550 Euro zum Leben. "Ich kann mir nicht einmal mehr den Eintritt ins Schwimmbad leisten", sagt er. Das Ostseebad Binz der Ferieninsel Rügen liegt übrigens nur eine knappe Bahnstunde von Stralsund entfernt; die einfache Fahrt kostet acht Euro 40 Cent.

Und: "Ich suche verzweifelt einen Job, finde aber nichts." Wo sucht denn der arbeitslose Ingenieur einen Job? "In Stralsund." In Stralsund wird er aber kaum etwas finden, dort herrscht eine Arbeitslosigkeit von fast 25 Prozent. Würde er denn auch umziehen? Nach Bayern? Baden-Württemberg? Hessen?

"Nur wenn sich das rechnet", sagt er. "Also, wenn ich mir das Pendeln nach Stralsund und eine Zweitwohnung leisten kann!" Und weil es sich nach Ansicht des Ingenieurs nicht rechnet, bleibt er eben in Vorpommern und wartet auf Hartz IV. Dann leben er und seine Frau von 660 Euro plus Wohngeld. Logisch, dass die PDS in Ostdeutschland einen Höhenflug erlebt.

Eine Autostunde weiter südöstlich, in Polen, pendeln die Leute für solche Beträge nach Berlin, Brüssel oder London, um ihre Familien zu ernähren. Aber das ist natürlich was ganz anderes, denn das Leben in Stargard hat mit dem in Stralsund in tarifpolitischer Hinsicht gar nichts zu tun, auch wenn die ökonomischen Verhältnisse nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums durchaus vergleichbar waren.

Macht nichts. Denn in Polen würde diese Geschichte auch niemand verstehen.


Aus Spiegel Online vom 25.08.2004

Ich habe ja doch schon gut gelacht als ich den Artikel gelesen habe. Meine Lieblingsstelle ist ja: "Ich kann mir noch nicht einmal den Eintritt ins Schwimmbad leisten [mit 1550 Euro zu zweit im Monat]".


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post 26 Aug 2004, 15:26
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4. Schein
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Punkte: 417
seit: 28.01.2004

Das ist in allen Einzelheiten natürlich jetzt insgesamt schon schwer zu sagen da ja noch nicht alles ganz klar ist und keiner weis was noch kommt.

ein punkt sind schon mal die ganzen verwertungen der vermögen!
wozu auch lebensversicherungen zählen (obwohl man auch irgentetwas damit machen kann) aber es ist schon erbärmlich den leuten dieses zu nehmen die jahrelang dafür gespart haben und sie als altersfürsorge zu nutzen während andere immer das geld verprasst haben wie sie es bekommen haben nun also kein vermögen haben und anspruch auf die unterstützung haben während die vorsorglichen an ihr erspartes ran müssen.
ähnlich ist das auch mit den kleingärten die viele haben weil sie bei den mietwohnungen keinen garten haben und sich so ein stück wiese organisieren.
das ist hier im osten natürlich viel höher als im westen da besteht ein viel höherer anteil an eigentumswohnung nur wird das nicht mit einberechnet. (kurz um die kleingärten sollten rausgenommen werden!
und dann noch die wirklich kleinen beträge die man bei hartz 4 bekommt
das ist wirklin nicht viel! wäre ja nicht so schlimm wenn alle sparen würden aber guck dir unsere herren an die gönnen sich schnell mal eine diätenerhöhung wink1.gif
und da sind schnell mal so die 300 flocken und paar zerquetschte drin die ein hartz bezieher für den monat hat!

es ist ja richtig die systeme gleichzusetzen und eins daraus zu machen aber die frage ist die umsetzung und die ist einfach störend!
denn an die beamten wird ja auch nicht so herangegangen!
alles in allem ist aber hartz 4 nur der gipfel! da sind halt schon so viele dinge davor passiert die einen aufstosen lassen und in der gesamtheit auch das fass überlaufen lassen.

Dieser Beitrag wurde von chaoscamp: 26 Aug 2004, 15:28 bearbeitet


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