UmerziehungNach 1945 versuchten die Alliierten mit Hilfe sog. "Re-Education-Programme" den Deutschen die Grundwerte zivilisierten Miteinanders und die demokratische Grundwerte nahezubringen. Um auch die geistige Provinzialität und das kulturelle Vakuum zu überwinden, die als Folge des nationalsozialistischen Terrorsystems entstanden waren, kümmerten sich Kulturoffiziere der Militärregierungen in allen vier Besatzungszonen um die kulturellen Angelegenheiten wie etwa die Wiederbelebung des Theaters, den Zugang zur Weltliteratur durch die öffentlichen Bibliotheken, organisierten Austauschprogramme für Schüler, Studenten und Lehrer und förderten die Abhaltung von Bürgerforen zur öffentlichen Diskussion.
Diese Bemühungen, einen politischen Wandel auf demokratischer Grundlage herbeizuführen, wurden sehr rasch von den hartnäckigen Anhängern der nationalsozialistischen Ideologie als "Umerziehungsprogramm" diffamiert, die gleichzeitig auf der vermeintlichen kulturellen Überlegenheit der Deutschen beharren wollten. Vor allem die Praxis der Erteilung von Lizenzen für Presseorgane (d.h. die Genehmigung für den Druck und die Verbreitung von Publikationen) und die Umgestaltung des Rundfunks stießen in diesen Kreisen auf lautstarke und vehemente Kritik. Dies galt auch für die Bestrebungen der Demokratisierung der Bildungseinrichtungen, insbesondere die Schülermitverwaltung und die Schülerzeitungen. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch der Begriff "Lizenzpresse" zu werten, dessen sich rechtsextremistische Autoren bis heute gerne bedienen, um die Berichterstattung demokratischer Medien zu verleumden. Der Begriff "Umerziehung" ist im Laufe der Jahre zu einem Kampfbegriff der Rechten geworden, der sowohl in ultrakonservativen Kreisen gepflegt wird, in revanchistischen, neonationalsozialistischen sowie rechten Skinhead-Kreisen.
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