Der Innenminister will die SEK-Attacke gegen einen Kollegen aufklären – Dilettantismus oder Folge einer delikaten Wohngemeinschaft.
Der Tipp kam anonym, versprach aber einigen Erfolg. Bei Detlef K. wären Drogen und Waffen zu finden, wurde der Dresdner Kripo vor Tagen schriftlich zugetragen. Detlef K. ist bei der Polizei kein Unbekannter und beliebt wohl auch nicht. Schließlich hatte er vor Jahren eine Sprengstoff-Attacke gegen das Polizeirevier Dresden-Nord angestiftet und war dafür auch verurteilt worden.
Heute ist Detlef K. Rotlicht-Unternehmer, betreibt die Pension 73 auf dem Weißen Hirsch und bewohnt die Einliegerwohnung im Obergeschoss eines Einfamilienhauses auf der Schillerstraße.
Dort lebt im Erdgeschoss auch Detlef K.s Schwester Ramona mit ihrem Lebensgefährten, dem Verkehrspolizeiobermeister Bernd W., und ihrer 17-jährigen Tochter. Als Unbeteiligte trifft sie in den frühen Morgenstunden des vergangenen Freitag die ganze Einsatzhärte des Sondereinsatzkommandos (SEK) der Polizei. Auf der Suche nach den Drogen und den Waffen des Detlef K. stürmt die Polizei zeitgleich den Puff und das Wohnhaus. Die SEK-Leute wissen: Ihre Zielperson wird von zwei Hunden begleitet.
Zur eigenen Sicherung, so heißt es, seien die SEK-Leute auch in die Erdgeschosswohnung eingedrungen. Dort eskaliert der Einsatz. Denn außer ihrem Kollegen vom Polizeirevier Dresden-Weißig sehen sich die SEK-Leute plötzlich auch zwei laut kläffenden Vierbeinern gegenüber. Sie erschießen die Hunde, noch ehe Bernd W. die Situation von Kollege zu Kollege klären kann. Im Gegenteil. Vergeblich versucht er, den SEK-Leuten klar zu machen, dass er auch Polizist ist. Doch sie gehen auch mit ihm und seiner Lebenspartnerin reichlich rabiat um. Schnell liegen beide auf dem Boden neben den toten Hunden. Als wenig später der Einsatzleiter der Polizei und eine Bereitschaftsstaatsanwältin in der Tür stehen, ist das Dilemma groß.
Denn im Haus lebten vier Hunde, und niedergeschossen auf dem Boden liegen nicht Detlef K.s Hunde, sondern die von Bernd W. und Ramona K. Ein fataler Irrtum. Außerdem stecken Projektile in den Fließen des Bades, in der Schrankwand und im Sofa. Polizeieinsatzleiter K. sitzt wenig später offenbar auch der Schreck in den Gliedern. Ihm entfährt ein Wort, das mit „Sch“ beginnt und in keiner Dienstvorschrift steht. Offiziell bestätigt die Polizei am Wochenende lediglich den Vorfall und verweist an die Staatsanwaltschaft. Deren Sprecher Andreas Feron erklärt, dass die Art und Weise des Vorgehens im Ermessen der Polizei gelegen habe.
Zielperson war einen trinken
„Ein Wunder, dass die sich nicht gegenseitig erschossen haben, so eng wie das hier ist“, sagt Strafverteidiger Klaus Koenig, der Stunden später Patronen aufsammelt, die die Beamten nicht mitgenommen haben. Koenig spricht von „grenzenlosem Dilettantismus“ und „völlig überzogener Härte“. Er entschließt sich, eine Reporterin anzurufen. Inzwischen ist Koenig vom medialen Interesse an dem Fall selbst überrascht. Interviews und Anfragen haben ihn um den vierten Advent gebracht. Ramona K. und ihre Tochter seien wegen des erlittenen Schocks in ärztlicher Behandlung. Anwalt Koenig hat inzwischen Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Sachbeschädigung erstattet. Sein Mandant Bernd W. wolle erst einmal nichts mehr sagen. Erst vor kurzem war der 44-Jährige zum 25-jährigen Dienstjubiläum belobigt worden.
Vielleicht fragt er sich nach dem Schreck dieser Nacht auch, ob Rotlicht-Unternehmer Detlef K., der als Größe im Dresdner Sex-Geschäft gilt, der optimale Mitbewohner im Haus eines Polizisten ist.
Auf diese Frage will vielleicht auch Innenminister Thomas de Maizière heute eine Antwort haben. Sein Sprecher Andreas Schumann erklärte gestern, sein Chef wolle den Vorfall rasch aufklären und sich dann dazu äußern.
Beobachter schließen nicht aus, dass im Zuge der laufenden Polizeireform die Fürsorgepflicht für den einzelnen Beamten zu kurz gekommen sein könnte. Derzeit lastet einiger Frust auf vielen Beamten. Immerhin stellt die Polizei in wenigen Tagen auf eine neue Struktur um. Tausende Personalentscheidungen werden in diesen Tagen getroffen. In vielen Dienstzimmern sind die Beamten mehr mit sich selbst als mit ihrer Aufgabe beschäftigt. So wechselt beispielsweise auch das SEK von seiner jetzigen Dienststelle in das Landeskriminalamt.
Detlef K. haben die SEK-Heißsporne bei dem Einsatz nicht zu Gesicht bekommen. Er war angeblich mit Freunden woanders einen trinken. Einen Totschläger und ein halbes Gramm Koks, so Anwalt Koenig, habe die Polizei entdeckt. Allerdings im Auto des Detlef K.
hunde sind keine menschen. wie gesagt, shit happens, war halt ne verwechslung. und ich bin nach wie vor der meinung, dass es eigene schuld ist, wenn sie den typen bei sich wohnen lassen, zumal die eigene verwandschaft sicher über gewisse geschäfte auch bescheid weiß, und dementsprechend vorhersehen kann, dass da vielleicht mal sowas passieren kann, und wenns dann natürlich schiefgeht, wie in diesem fall, zumal der eine bewohner wohl selbst polizist ist.
desweiteren stand ja in den artikel, dass der, dem die durchsuchung eigentlich galt, 2 hunde hat, wenn die leute dann zuerst im erdgeschoss sind und da 2 hunden begegnen, werden die sich sicher nicht erst beissen lassen um nach der hundemarke zu schauen..
mag ja sein, dass die beamten etwas übereifrig waren, und vielleicht auch etwas zu rabiat vorgegangen sind, aber ich denke trotzdem, dass man da nicht großartig drauf rumreiten sollten, es ist passiert, fehler passieren nunmal, und viel ist ja nun auch nicht passiert, zumindest gabs keine toten..
Sorry, aber da kann und will ich nicht mitgehen... Richtig ist, dass auch Polizisten Menschen sind und Fehler machen, aber auch richtig ist das bereits zuvor gesagte: Menschen mit Waffen im Berufsleben tragen mit diesen Waffen auch eine deutlich hoehere Verantwortung - und wenn sie diese verletzen (in diesem Fall war es wohl eher nicht der "kleine SEK-Beamte", der sie nicht wahrgenommen hat), dann muessen die Konsequenzen entsprechend ausfallen.
Dass "lediglich" zwei Hunde umgekommen ist, ist fuer mich ebenso kein Anlass, das Thema zu bagatellisieren, denn zumindest im Beitrag oben wird ein Mensch vom Fach mit der Aussage zitiert, dass es sehr eng gewesen sei und es ein Wunder sei, dass sich die Beamten nicht gegenseitig erschossen haben - keine Zustaende, bei denen ich mich sicher fuehle, wenn aus solchen Handlungweisen keinerlei Konsequenzen fuer die Verantwortlichen gezogen werden.
Ebenso muss ich mich der bereits zuvor beanstandeten Kritik anschliessen, dass solch ein Einsatz zumindest eine Recherche ueber die anderen Mitbewohner des Hauses voraussetzen sollte - man stelle sich vor, man wohnt in einem Mietshaus und ueber einem zieht ein Schwerverbrecher ein...ich moechte den sehen, der bei einem vorbeugenden SEK-Ueberfall mit erheblichem folgenden Aerger ruhig bleibt und keine Konsequenzen fordert. Einen kurz zuvor belobigten Polizisten haette man zuvor wahrscheinlich doch noch angehoert - wenn man gewusst haette, dass er dort wohnt...
Alles in Allem ist das keine "Kritik" an der Polizeiarbeit allgemein, sondern vielmehr eine scheinbare Unfaehigkeit (oder Unlust), seine Arbeit durchzufuehren. Wenn man meint, dass man zu wenig Geld fuer seine Arbeit bekommt ist das eine Sache, aber diese (doch sehr verantwortungsvolle) Arbeit deswegen schlecht zu machen, ist eine Riesensauerei und muss hart bestraft werden - finde ich...