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>Heimat. Was ist das...

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post 27 Dec 2004, 15:26
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Ultimate Pirat
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Punkte: 1358
seit: 21.01.2004

Was ist für euch Heimat? Hintergrund: Es ging um die leidliche Frage, wo man Silvester feiert und ein sehr guter Freund will in Berlin feiern; Meine Frage warum denn unbedingt Berlin, nicht hier in DD bei deiner Freundin? Antwort -> Berlin, ist meine Heimat.
Dabei lebt und studiert er hier und ohne sich groß Gedanken zu machen, bzw. schon eine Feier oder so zu haben, wollte er gleich in Berlin feiern...

Gut er ist in Berlin geboren und hat auch Freunde und Eltern dort, aber wie sieht es bei euch aus? Ich komm' auch nicht aus Dresden, aber ich fühle mich hier schon relativ "heimisch". Heimat ist natürlich ein Wort bei dem man auch patriotische Absichten unterstellen könnte bzw. was für viele ganz veraltet ist... Für mich auch irgendwie; aber trotzdem, in den 2 Jahren die ich hier wohne, bin ich hier auch irgendwie sesshaft geworden.

Also, was ist für euch Heimat? Wie bezeichnet ihr das? Wo fühlt ihr euch zuhause?

C'ya,

Christian

PS:Ich habe vor längerer Zeit mal einen kleinen Text zur "Heimat" verfasst, den poste ich dann noch...


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post 27 Dec 2004, 15:32
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Ultimate Pirat
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Punkte: 1358
seit: 21.01.2004

Es ist dunkel und kühl, die kalte Nacht hat die Straßen und Geschäfte mit einem schillernden Glanz überzogen. Friedlich ruhen die Läden mit ihren nur spärlich illuminierten Schaufenstern, in Erwartung von Kunden, Leben.
Mein Geist ist müde, mein Körper hellwach - er nimmt die kalte Scheibe war, an der mein Kopf lehnt. Selbst hier im Bus, wo noch am meisten Leben vorherrscht, ist es schweigsam - einer Armee von wachen Toten setzt der Bus seine Prozession fort durch die Innenstadt. Blasse Erinnerungen versuchen meinen Geist aus seiner Lethargie zu befreien, hier habe ich stets die Fotos entwickeln lassen, dort vergeblich nach Schuhen gesucht und in einem anderen Geschäft immer schicke Passbilder machen lassen.
Die Gegenwart trifft die Vergangenheit, auf zweierlei Wegen - die schweigsamen Gebäude erzählen doch so manche Geschichte - inmitten im Zentrum ein unsanierter, maroder, kalter Konsumentkomplex, 50m daneben ein neuer, robuster, kalter Einkaufskomplex; Bilder in denen ich durch diese Straßen eile, laufe, fahre.
Heimat? Heimatgefühle? Heimat - was ist Heimat? Per se der Ort, wo ich aufgewachsen bin, wo ich zur Schule ging oder der Ort an den ich starke Erinnerungen habe? Geschichten, Begebenheiten aus alten Zeiten wollen aber nicht aufflammen, im Gegenteil - nur die Gewissheit, dass dieser Ort mehr nützlich denn wirklich angenehm war, für den Moment. Austauschbar. Austauschbar? Für den Augenblick und doch ein Ort, den ich nicht missen möchte, aber eigentlich eher nicht missen kann.
Der Bus hält, wortlos verlassen alle den Bus, der Motor heult nur noch 2 mal auf, bevor er verstummt.
Der Bahnhof vermittelt einen Hauch von Leben, aber die neue tadellose, helle Eingangshalle erstickt mich wie einen Keim mit ihrer Sterilität.
Heimat? Heimatgefühle?
Heimat ist nichts Statisches, darf es nicht sein... es ist die Gesamtheit der Orte, wo man lebt, nicht nur arbeitet, studiert, konsumiert oder geboren ist.
Eine Heimat habe ich noch nicht, wohl aber Fragmente davon und Frankfurt ist eines dieser Bruchstücke.
Berlin. Berlin ist anders. Die Sonne ist inzwischen aufgegangen, die Symbiose aus alt und neu, Ruinen, brach liegenden riesigen Flächen, verlassenen Industrieanlagen, mit Grafitti beschmierten Gebäuden schließe ich immer sofort ins Herz.
Hier sprudelt das Leben, kocht manchmal sogar über - sofort ist man inmitten von verschiedenen Kulturen und Sprachen gelandet, ich höre Englisch, sehe Schwarze und freue mich einfach nur. Berlin ist für einen kurzen Lebensabschnitt mal ein Teil meiner Heimat gewesen - jetzt bin ich zu selten in Berlin, um die schlechten Seiten kennenzulernen, so dass ich immer ein naives WOhlgefühl habe.

Dresden. Ruhe. Dunkelheit. Man glaubt gar nicht, dass man in einer Großstadt ist. Gut, es ist eine Seitenstraße, aber solch eine himmlische Ruhe hätte ich um halb zwei morgens nicht erwartet. Keine schrillen Töne der Straßenbahnen, keine lärmenden AUtos - im Gegenteil; nur der Wind faucht mich an.
Ruhig, bedächtig fließt sie dahin - unfassbar das in ihr zerstörerische Kräfte stecken könnten.
Vor mehr als 2 Jahren saß ich auf dieser Bank - mit einer Frau. Sie wollte wärme, Nähe - ich habe es nicht erkannt. Ich weiß noch, wie wir Witze machen, Treibgut als allerlei Getier erkennen; dort ein Krokodil, da eine Schlange.
Sie sitzt und wartet, ich sitze und rede belangloses Zeug, dann gar nix mehr.
Wie einfach alles gewesen wär' - eine Umarmung hätte mehr gesagt als tausend Worte; nicht einmal dazu war ich fähig.
Ich habe es nicht erkannt.
Nun ist sie schon lange Weg, ich aber hier. Sie verließ Dresden, ich zog her.
Das Viertel ist mir vertraut, es ist nicht nur eine Frage der Orientierung; nein ich kann mir die Straßenzüge bildlich vorstellen, weiß wo alle wichtigen Geschäft sind, kenn die Veränderungen der letzten beiden Jahre. Heimat?
Heimat weil ich mich hier gut auskenne?

C'ya,

Christian
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