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>Popliteratur

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post 19 Jan 2005, 18:57
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~disconnected~
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Punkte: 741
seit: 28.04.2004

Angefangen hat alles mit Christian Krachts "Faserland", dann kamen Florian Illies (Generation Golf 1 und 2) und auch Benjamin von Stuckrad-Barre (Soloalbum, Deutsches Theater) um nur einige zu nennen, ein neues Phänomen war geschaffen: die Popliteratur.
In den Romanen geht es meist um das Lebensgefühl zwischen Jugend und der erste Midlife-Crisis und die dazugehörigen Probleme, aber trotzdem scheint es mehr zu sein als eine Form der Literatur. Popliteratur ist eine eigenartige Verknüpfung zwischen Literatur, Journalismus, Musik und Selbstinszenierung, die Autoren halten sich nicht mehr im Hintergrund, sondern sind Entertainer und die Lesungen werden zu inszenierten Shows und haben schon fast den Status von Rock-Konzerten
Stuckrad-Barre wandelt zwischen Liebeskummer, Drogentrips und Oasis, Illies beschreibt das Lebensgefühl einer ganzen Generation und Kracht's Romanheld in "1979" reist zur Selbstfindung quer durch den kurz vor der Revolution stehenden Iran.

Was haltet ihr von diesem Phänomen?

Ich denke diese Romane sind näher am Leben als das meiste andere was die Literatur zu bieten hat, und es gibt eigentlich überall immer wieder diese Wiedererkennungseffekte, weil man die situationen, die gefühle und gedanken einfach von sich selbt kennt, und gerade das macht den reiz aus, sie zu lesen.


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I've met God across his long walnut desk with his diplomas hanging on the wall behind him, and God asks me, "Why?" Why did I cause so much pain? Didn't I realize that each of us is a sacred, unique snowflake of special unique specialness? Can't I see how we're all manifestations of love? I look at God behind his desk, taking notes on a pad, but God's got this all wrong. We are not special. We are not crap or trash, either. We just are. We just are, and what happens just happens. And God says, "No, that's not right." Yeah. Well. Whatever. You can't teach God anything.
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Antworten(1 - 4)
post 06 Jun 2005, 02:55
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Tingel-Tangel-Bob
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Punkte: 1508
seit: 09.11.2004

Ich hab vor ner Weile mal von Nick Hornby "High Fidelity" gelesen. Ein Kumpel hatte es mir empfohlen und meinte, er findet es krass, wie sehr er sich darin wiedererkennen kann und daß es mir genauso gehen würde. So war es dann auch.
Ab und zu ist das einfach mal cool zu lesen, weil es um (Alltags-) Probleme geht, die man nicht so oft mit anderen bespricht und denkt, daß man der Einzige ist, der sich mit sowas herumschlägt. Und dann liest man quasi seine eigenen Gedanken, vom Autor zu Papier gebracht, und das einzige, was man machen kann, ist lachen! Großartig!!

Von Sven Regener "Neue Vahr Süd" würde ich auch in die Sparte einordnen. Geiles Ding! Ich würd´s auch verleihen...


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"...die Lieferung von Verteidigungsartikeln und Verteidigungsdienstleistungen an das Kosovo" werde "die Sicherheit der Vereinigten Staaten stärken und den Weltfrieden fördern" George W. Bush
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post 06 Jun 2005, 06:47
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~disconnected~
*****

Punkte: 741
seit: 28.04.2004

fast ein halbes jahr bis zur ersten reaktion..wow..

"High Fidelity" war wirklich klasse, aber vom Wiedererkennungswert ist "Soloalbum" von Benjamin von Stuckrad-Barre noch besser, so ging es mir zumindest, man erkennt sich einfach total in den Handlungs- und Denkweisen wieder, und irgendwie hilft das ganze auch, wenn man das Elend mal von aussen sieht und nicht immer nur sich selbst in den Situationen bzw man sieht die eigenen Fehler und fängt auch an sich darüber mal Gedanken zu machen.
ProfilPM
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post 06 Jun 2005, 11:55
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old 's cool!
*********

Punkte: 9493
seit: 12.07.2003

so wie neo geht's mir auch bei soloalbum. ich kann auch allen das hörspiel dazu empfehlen, das ist wirklich richtig gut und ich hab die ganze zeit nur gelacht!

würde mich freuen, wenn hier noch mehr leute bücher in dieser art vorstellen! smile.gif


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Kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt. * Irgendeiner hatte ihm eine * dunkelhellila Aster * zwischen die Zähne geklemmt. * Als ich von der Brust aus * unter der Haut * mit einem langen Messer * Zunge und Gaumen herausschnitt, * muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt * in das nebenliegende Gehirn. * Ich packte sie ihm in die Brusthöhle * zwischen die Holzwolle, * als man zunähte. * Trinke dich satt in deiner Vase! * Ruhe sanft, * kleine Aster!
-Gottfried Benn (1912)-
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