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27.02.2005 - Waldschlößchenbrücke Bürgerentscheid
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 03 Mar 2005, 17:26
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Neuling
Punkte: 6
seit: 03.03.2005
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Nachdem ich hier nun eine Weile mitgelesen habe, möchte ich mich doch einmal zu Wort melden: Nicht nur hier kann man häufig lesen, wie jemand aus persönlichen Erfahrungen heraus überlegt, welche Auswirkungen die Brücke auf den Verkehr haben könnte. Dabei wird ausgeblendet, dass es sich um ein dynamisches System mit Rückkopplung bei vielen "Parametern" handelt.
Wenn man eine Heizung mit Thermostat hernimmt, kann man sich noch sehr leicht klarmachen, wie die Rückkloppung funktioniert und das Endergebnis aussieht, dass System Zimmer "schwingt" sich ein, die eingestellte Temperatur wird erreicht.
Kann man das System "Dresdener Verkehr" ebenfalls im Kopf überblicken? Nein! Was für Rückkopplungen treten auf? Zum Beispiel: Flächenzersiedlung (d.h. Leute ziehen aus Dresen ins Umland) neue und gute Wege wecken Mobilitätswünsche, die vorher nicht da waren Verteuerung des ÖPNV -> Auto wird attraktiver
Die wenigen hier aufgezählten Beispiele führen zu mehr Verkehr und neuen Staus. Es ist ein x-fach beobachtetes Phänomen, daß ein städtisches Straßennetz stets bis an die Grenzen ausgelastet ist. Daher sollte für die Beurteilung, ob ein neuer Verkehrsweg benötigt wird oder nicht, fundierte Modellrechnungen (wie sie inzwischen möglich sind und hier auch gemacht wurden) zu Rate gezogen werden, alles andere ist Unsinn! Man kann (und sollte) dann vor allem über die Eingangsdaten und Prognosen diskutieren. Diese sind aber praktisch nirgends leicht zu finden und wohl fast keinem bekannt. Hier nur ein Beispiel: In einem Gutachten von Prof. Schnabel, welches im Brückenheft von der Pro Seite mehrfach zitiert wird (z.B. 20000km Wegersparnis) wird angenommen, daß der Gesamtverkehr bis 2015 in Dresden um 34% steigt. Diese Annahme ist absurd! Die daraus gezogenen Schlußfolgerungen wertlos.
Wie sollte man sich diesem Problem nähern? Emotionale Argumente dürfen bei einem solchen Projekt dieses Ausmaßes keinesfalls zum Tragen kommen! Oder doch?
Erst einmal sollten die zu lösenden Problem benannt werden. Und zwar anhand von konkreten Zahlen, z.B.: Soundsoviele Autos stehen soundsolange am Blauen Wunder im Stau. Warum findet man nirgends eine sachliche Problemanalyse?? Aufgrund der oben genannten Rückkopplungseffekte kann man nicht erwarten, daß man alle Staus wird auflösen können.
Nach der Problemanalyse sollten verschiedene Varianten betrachtet und durchgerechnet werden, teilweise wurden Alternativbrücken betrachten, aber hier sind eindeutige Mängel zu erkennen. Am Ende sollte man nicht nur die Varianten untereinander vergleichen, sondern insbesondere auch mit dem Ist-Zustand abgleichen. In vielen Diskussionbeiträgen wird die Notwendigkeit einer Brücke vorausgestzt! Bezogen auf die WSB; Selbst die Befürworter geben 20.000 neue Brückenüberquerungen in Dresden an. Wollen wir dies wirklich?? (Daß im Brückenheft falsche Zahlen [17.500] genannt werden, ist nicht nur peinlich, es ist erschreckend!) Falls man keine Brücke baut, steht ein Großteil des Geldes für andere Staßenbaumaßnahmen zur Verfügung. Eine Nutzenanalye als Vergleich zur WSB habe ich bisher noch nicht gefunden, und gibt es wohl kaum (sanierte Strassen führen i.a. zu Lärm- und Schadstoffminderung, und auch Staurisikominderung!)
Desweiteren muß man sich Gedanken machen, ob 10%-ige Entlastungen, wie sie immer wieder genannt werden, die (nicht konkret benannten) Probleme lösen. Insbesondere ob diese angeblichen Verbesserungen einem derartig teurem Projekt angemessen sind, sollte reflektiert werden! Man mache sich dabei klar, daß Dresden ein "Unternehmen" ist, welches mit anderen Kommunen konkurieren muß. Wirtschaftliches Denken ist gefragt. "Media-Markt Mentalität" ist völlig fehl am Platz!!
Man kann jetzt weiterspinnen, ich höre mal auf, der Text ist ohnehin schon zu lang. Vielleicht hat er ein wenig Problembewußtsein geweckt. Bzgl der WSB ist es wohl zu spät. Ich habe mich auch erst kurz vor der Abstimmung mit diesen Problemen befaßt und bin inzwischen sehr schockiert, welche Fehler und Manipulationen hier gemacht worden sind. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Entscheidung pro oder contra WSB aus meiner Sicht unmöglich.
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