MASSENDEMO IN TAIPEH
China wirft Taiwan Provokation vorNachdem gestern mehr als eine Million Menschen in Taipeh gegen die aggressive chinesische Taiwan-Politik demonstrierten, droht eine neue Eskalation des Konflikts zwischen China und der Insel. China hat der taiwanesischen Regierung vorgeworfen, neue Spannungen zu provozieren.

Eine Million gegen China: Nach einem Sternmarsch durch die Straßen der Hauptstadt versammelten sich die Taiwaner zu einer zentralen Kundgebung vor dem Präsidentenpalast
Peking - Mit ihrer extremen Unabhängigkeitsbestrebung habe Taiwans Regierung die Bevölkerung in die Irre geführt und neue Feindschaft gesät, erklärte die Pekinger Führung in den staatlichen Medien. Am Samstag hatten auf den Straßen Taipehs rund eine Millionen Menschen gegen das Anti-Abspaltungsgesetz protestiert. Das chinesische Parlament hatte das Gesetz, das Taiwan für den Fall weiterer Unabhängigkeitsbestrebungen mit Krieg droht, am 14. März verabschiedet.

Provokation für Chinas Führung: Ein Plakat mit dem der chinesische Premierminister Wen Jiabao symbolisch mit Füßen getreten werden konnte
Peking verteidigte das Gesetz am Sonntag. "Der Unabhängigkeits-Lauf Taiwans ist eine leere Zurschaustellung seiner Stärke", lautete die Überschrift der Pekinger Morgenpost. Die Zeitungen druckten keine Bilder der Demonstration, die im Land gesendeten Berichte von CNN und BBC waren zensiert.
Bei der Demonstration in Taipeh, an der auch Taiwans Präsident Chen Shui Bian teilgenommen hatte zeigten viele zornige Taiwaner Plakate, die die autoritäre chinesische Führung als extreme Provokation empfunden haben dürfte. Manche trugen Stinkefinger-Plakate und Banner mit der Aufschrift "Fuck China" vor sich her. Auf einer Straße der Hauptstadt war ein riesiges Banner mit dem Konterfei des chinesischen Premierminister Wen Jiabao ausgebreitet - den die Demonstranten auf diese Weise symbolisch mit Füßen treten konnten. "Was wollen wir von China? Frieden!" hatte eine Gruppe von Demonstranten unter Führung des Abgeordneten Bikhim Hsiao skandiert.
Viele Kundgebungsteilnehmer trugen grüne Stirnbänder mit der Aufschrift "Demokratie, Frieden, schützt Taiwan". Dieser Aufruf richtete sich auch an die USA und Japan, die wichtigsten Verbündeten Taiwan. Andere brachten amerikanische und japanische Flaggen oder Plakate von US-Präsident George W. Bush und dem japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi mit. Eine Frau hatte sich sogar als Freiheitsstatue verkleidet. Die Organisatoren hatten die Kundgebung zum "Karneval des Friedens" erklärt.
Quelle:
Spiegel online