Ich möchte hier keine Lanze für die Bahn brechen, aber die Diskussion geht vollkommen am Thema vorbei. Die Deutsche Bahn AG ist nämlich schon heute eine europäische Bahn...
Erst vor kurzem bin ich mit einem TGV nach Stuttgart gefahren, in Wien in einen deutschen IC gestiegen oder mit einer tschechischen Bahn nach Bad Schandau gefahren. Das alles nur als offensichtlichste Beispiele, mir fallen noch viele andere DB-Einflüsse auf europäischen Schienen ein. Was dahinter steckt ist aber viel mehr: In einem Europa ohne Grenzen, gibt es auch keinen Grund für eine Bahn mit Grenzen. (Unterschiedliche Schienenbreiten wie zT in Spanien oder Russland einmal außen vorgelassen.) Warum soll der (oder die) SCNF nicht auf deutschen Schienen fahren? Und als Französische Staatsbahn haben die natürlich Ressourcen in der Rückhand, gegen die nur ein Riese wie die DB ankommt. Und wenn die SCNF in ganz Europa expandiert (S-Bahn-Netz in Stockholm als aktuell ausgeschriebenes Bsp. - hab ich glaub ich bei SPON gelesen), kann die DB es sich nicht leisten sich auf den deutschen Markt zu beschränken, sondern muss ebenfalls expandieren um dauerhaft eine Position auf dem europäischen Markt zu erhalten, und nicht irgendwann von anderen europäischen Riesen geschluckt zu werden. Und wer französische Bahnen auf deutschen Schienen will, ist in Frankreich zu wenig Zug gefahren! Aber für eine zukunftsfähige DB ist es eben auch wichtig grenzüberschreitende Zukunftsprojekte zu starten. Soweit ist die Argumentation der DB für eine Kapitalspritze durchaus stichhaltig.
Ob der Bahnverkehr jedoch überhaupt dermaßen dem Wettbewerb ausgesetzt werden sollte, oder als notwendige Dienstleistung am Volk nicht doch lieber wieder vernünftig vom Volke selber (ergo vom Staat) geleitet werden sollte, ist beim Thema Privatisierung die eigentlich wichtige Frage, aber eben auch keine deutsche, sondern eine europäische.
Wer heute immer noch alles national betrachtet, wird sich in Zukunft häufig wundern, dass die Welt manchmal halt doch anders funktioniert.
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