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Mindestlohn bei der Post Wettbewerbsgefährdung?
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 08 Dec 2007, 11:44
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Straight Esh         
Punkte: 14030
seit: 01.10.2003
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Man hat ja nun den Mindestlohn bei der Post durchgesetzt. Das Ergebnis ist, dass die PIN Group ihren Postdienst aufgegeben hat. Auch andere Anbieter wollen sich zurückziehen. Gefährdet der Mindestlohn den Wettbewerb? Oder vernichtet er sogar Milliarden von Arbeitsplätzen? Wie seht ihr das?
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bonum agere et bonum edere, sol delectans et matrona delectans (Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
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Antworten(1 - 14)
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 08 Dec 2007, 15:06
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32. Schein       
Punkte: 1131
seit: 26.06.2005
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Fakt ist, dass der KEP-Markt (Kurier-Express-Paket) sehr stark wächst. Immer mehr und immer kleinere Sendungen wollen befördert werden. (Online-Bestellungen (weltweit) usw. machen es dem Kunden einfach.) Des Weiteren ist in vielen Fällen (u.a. konkurrenzbedingt) eine Lieferung binnen 24h (= Express) schon mehr oder weniger Standard. Die Abwicklung der Sendungen wird also immer aufwendiger und teurer (Immer mehr, immer kleinere Sendungen, über immer weitere Entfernungen, in immer kürzerer Zeit). Eine Folge von Mindestlöhnen wird also auch die Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen für bestimmte Anbieter (bspw. DHL) sein. Profitieren werden hingegen Firmen wie bspw. DPD. DPD ist einer der größten KEP-Spediteure in Deutschland, lebt als solcher aber zum großen Teil von seinen Franchisenehmern. Soll heißen: Die ganzen DPD-Leute, die man so rumschwirren sieht, sind selbständige Transportunternehmen (mal auf die Fahrer-/Beifahrertüren von den Autos achten), die von den Mindestlöhnen natürlich nichts abkriegen.
Und generell:
Ein wirksamer Mindestlohn (Mindestlohn > aktueller Durchschnittslohn) führt grundsätzlich zunächst einmal zu einer höheren Arbeitslosigkeit, da durch ihn der "erzwungene" Preis für einen Arbeitnehmer steigt, was einen Rückgang der Nachfrage der Unternehmen nach der "Ware Arbeitnehmer" zur Folge hat.
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 08 Dec 2007, 15:28
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32. Schein       
Punkte: 1131
seit: 26.06.2005
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@ Euronymus Chris war schneller Zitat(Chris @ 08 Dec 2007, 14:12) Gegenteil bleibt natürlich zu sagen, dass mit Mindestlohn ein Wettbewerb nicht mehr auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen wird, sondern wirklich das Management gezwungen ist, effizienter Wege für den Wettbewerb zu finden.
Richtig! Was aber auch bedeuten kann, dass sich Unternehmen der Einfachheit halber aus dem Markt zurückziehen und damit das Feld denen überlassen, die ihren Sammel- und Verteilverkehr über (Ein-Mann-)Subunternehmen abwickeln. Überspitzt formuliert: ABC stellt Leute aus, die sich dann mit ihrem eigenen Transporter selbständig machen und als Einzelunternehmer in die Abhängigkeit von XYZ begeben.
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 08 Dec 2007, 16:01
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tangel       
Punkte: 1038
seit: 18.01.2005
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In der Zeit wurde mal behauptet, daß in den Ländern, wo es einen Mindestlohn gibt (und das sind sehr viele - z.B. auch den USA) keine negativen Effekte auftraten. Es wurde auch gesagt, daß ein Mindestlohn nur dann Sinn macht, wenn er für alle Branchen gilt und nicht zu hoch angesetzt ist. Das erscheint mir Sinn zu machen. Ein Mindestlohn darf auch keine Gleichmacherei sein, warum sollte jemand, der einen Beruf gelernt hat, gleich wenig verdienen, wie jemand, der nur Hilfstätigkeiten ausführt? Auch würden sonst wie 32er schon gesagt hat, solche Tätigkeiten komplett in die (Schein-)selbständigkeit verdrängt. Und diesen Leuten hilft keine Gewerkschaft, sie müssen sich selbst sozial absichern usw.
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 08 Dec 2007, 16:03
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6. Schein       
Punkte: 1244
seit: 12.08.2006
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Hol- und Bringedienste sind eigentlich die geringqualifiziertesten, die es überhaupt gibt. Weit hinter Friseusen, Bäckereiverkäufern, Wachpersonal.
Es ist schon seltsam, wenn diese Zusteller mehr verdienen als Friseusen, Verkäuferinnen, Callcenteragenten. Normal ist das irgendwie nicht, obwohl mir unter den Zustellern auch schon sehr redegewandte, freundliche mit Verkaufstalent begegnet sind.
Briefträger gehören sowieso erschossen, wenn sie in's MFH-Grundstück kommen, durch die Tür, und diese dann immer sperrangelweit offen lassen, obwohl es keine Mühe wäre, die wieder zuzumachen. An diesem symbolischen Verhalten erkennt man, dass eine Serviceeinstellung überhaupt nicht vorhanden ist, und das betrifft ausschließlich die bestverdienendsten der Deutschen Post, während die privaten trotz geringerer Löhne qualifizierter und bemühter wirken.
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Apprendre à chanter à un cochon, c'est gaspiller votre temps et contrarier le cochon.
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