Hällöchen, ich lese gerade ein ganz tolles Interview mit Eva-Maria Stange und mir rollt es die Fussnägel hoch. Machen die mit ihr Gehirnwäsche??? Leider ist der Artikel online nicht verfügbar, aber ich hab mal ihre Kernthesen rausgeschrieben:
1. Sachsen hat bei der Lehrerausbildung die Nase vorn, weil sie auf BA und Master umgestellt haben
??? Haben die anderen doch auch, warum ist das was besonderes zumal es auf Anweisung und nicht aufgrund innovativer Ideen geschah!
2. "Es gibt keine gesonderte Grundschullehrerausbildung mehr und die Ausbildungslänge und Intensität unterscheidet sich jetzt nicht mehr von den anderen Lehrämtern. "Dies bedeutet insbesondere eine qualitative Verbesserung der Ausbildung von GS-Lehrern." Klar im Einheitsbrei kann man ja auch viel spezieller auf interne Schwerpunkte eingehen - logisch!!! Nicht mal in einer grundschulspezifischen Ausbildung an der TUD wurde in allen Fachbereichen eine grundschulspezifische Basisqualifikation vermittelt!!!
3. "Durch den BA Studiengang kann man besser auf die Fähigkeiten und Neigungen im Umgang mit Kindern eingehen. Das ist bei der derzeitigen Situation nicht möglich." Ich muss laut Studienordung Lehramt Grundschule in der Kita, der Grundschule, einer weiterführenden und einer Förderschule Praktikas nachweisen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder Student für allgemeinbildende Schulen ein Praktikum von der Kita bis zum Gymi durchlaufen kann, um seine Neigungen festzustellen. Der Studiengang ist sehr straff organisiert.
4. "Aber auch bundesweit hat sich durch Pisa bei der Lehrerausbildung einiges getan. So nehmen inzwischen die Bildungswissenschaften - Pädagogik, Psychologie, Fachdidaktik und Erziehungswissenschaften - mehr Raum ein. Waren es in der Vergangenheit höchstens 10%, nehmen sie jetzt ein Drittel der Ausbildung in Anspruch, zwei Drittel entfielen auf die Hauptfächer." Also die tollen Seminare in Erziehungswissenschaften und Psychologie haben mir für meine Arbeit als Lehrer nur sehr wenig gebracht. Gute und schulrelevante Seminare sind immer voll, also muss man sich mit den Resten (alias Biopsychologie und co.) begnügen. In Erziehungswissenschaften lernt man erst recht nicht das, was ich mir von einer akademischen Lehrerausbildung verspreche. Der Stoff ist meistens so allgemein oder schulfremd, dass sich nicht mal der kleinste Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis herstellen lässt.
5. "So wurde der Praktika Anteil, bei dem die Studierenden schon sehr früh mit der Unterrichtspraxis konfrontiert werden, wesentlich erhöht. Das ist nicht nur ein Novum, es ist ein deutlicher Sprung, der sicher auch in der der Qualität der Lehrerausbildung erkennbar sein wird." Wir hatten auch im ersten Semester Praktikum, nur das Problem ist, dass man das kaum Theoriewissen und Ahnung hat. Die Lehrer können einem also kaum Raum für Erprobung geben, weil es definitiv schief gehen wird, wenn der Student eigenverantwortlich unterrichtet. Ausserdem ist es jetzt schon sehr schwer eine Praktikumsschule zu finden, die einen Studenten auch richtig betreut. So lange sich die Uni keine Praktikabetreuung leisten kann und will, haben die Studenten an Schulen ohne richtige Betreuung durch einen Lehrer, keine Chance auf richtige Unterrichtserfahrung. Was die Schule durch die Uniausbildung erwartet ist das eine, was die Uni durch ein Schulpraktikum erhofft etwas ganz anderes. Beide haben total unterschiedliche Vorstellungen von einem gelungenem Unterricht. Es erfolg also nur inszenierter Unterricht laut Praktikumslehrer oder Dozentenmeinung.
Ich habe einfach das Gefühl, dass Frau Stange keine Ahnung von der Lehrerausbildung an der Tu hat und die einzig guten Facetten der Dresdner Ausbildung auch noch schlecht redet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die BA und MA Ausbildung so viel besser sein wird, weil sie einfach nur ein Einheitsbrei ist. In Ausbildungen zu differenzieren spricht für mich für eine gute Ausbildung und nicht für eine Minderqualifizierung. Es ist auch einfach unglaublich, dass niemand weiß was man mit einem BA machen kann, wenn man nicht für den Master zugelassen ist oder was man letztendlich verdient (bzw. ob es dann auch differenzierte Gehälter für die Schularten wie jetzt gibt). Aber so was thematisert sich logischerweise nicht!
Viele Dozenten sehen die neue Ausbildung eher als Rückschritt, weil sie planlos und übereilt zusammengeschustert wurde. Mich würde Eure Meinung dazu interessieren
Die Ausbildung der Grundschullehrer wird natürlich ungemein besser, wenn sie fachlich mit den Gymnasiallehrern übereinkommen. Dass man für kleine Kinder ein ganz anderes pädagogisches Feingefühl braucht, scheint ihr egal zu sein. Das ist mit Abstand das Dümmste, dass ich je gehört habe.
Im Grundschullehramt werden ab jetzt nur noch fachlich versierte Lehrer das Studium schaffen. Um nicht zu sagen, die sozialfremden Streber schaffen das Studium, die Pädagogen schaffen es nicht. Ich frage mich wo das hinführen soll!