Habe interessiert festgestellt, dass ihr über das Thema aktive Sterbehilfe sehr intensiv diskutiert. Ein ähnliches Thema wenn auch nicht zu vergleichen ist die Todesstrafe.
Wie ihr sicherlich wisst, gibt es noch in vielen Ländern der Welt die Todesstrafe. Wie denkt ihr darüber?? Sollte es für gewisse Delikte die Todesstrafe geben??? Oder sollten einige Delikte wie Sexualstraftäter, Mord, Kinderschänder etc. einfach nur viel härter bestraft werden??
Der Gründe für körperliche Strafen, die dann auch in Öffentlichkeit durchgeführt wurden, war zumindest noch im 17/18. Jahrhundert die Abschreckung. Damals wurden auch Eigentumsdelikte noch viel härter bestraft (Pranger, Tod, Marter). Das wurde nicht zuletzt mit der Aufrechterhaltung der natürlichen Welt- und Herrschaftsordnung begründet. Irgendwann mit Absolutismus (!) wie Aufklärung kam es zum Umdenken, zumindest der juristischen Klasse. Man Empfand den Henker als Mittler zwischen Volk und König nicht mehr als zeitgemäss. Genausowenig wollten die Gerichte als Erfüllungsgehilfen für das Vollzugsgeschäft (Mord & Marter) herhalten. Staatlich verordneter Mord wurde einfach nicht mehr als `menschlich' angesehen, was zu Reformen im Strafrecht führte (...und noch immer führt. Die Todesstrafe ist für die von der Gesellschaft am stärksten geächteten Verbrechen, in vielen europäischen Ländern, noch bis ins letzte Jahrhundert erhalten geblieben) Eine Strafe sollte nunmehr weder `Rächen' noch in aller Öffentlichkeit vollstreckt werden, da das häufig lediglich den volksinhärenten Gerechtigkeitssinn heraufbeschwörte, die Seiten (Justiz / Verbrecher) vertauschte und somit letztlich den Gerichten (und den damit Verknüpften Richtern an sich) schaden (Ansehen?) zufügte. Verurteilte Verbrecher will der Staat jetzt erziehen - aus dem Verbrecher soll ein neuer Mensch werden, mit der ihm einst geschädigten Gesellschaft versöhnt. Die Frage, die hier also eigentich in diesem Thread gestellt werden muss, ist folgende: Wollen wir als Gesellschaft (oder die Justiz) wieder die Bürde/Schuld (Ist der Mörder des Mörders schuldig? Was ist Schuld?) auf uns laden, Menschen geplant zu ermorden? Verursacht der Gedanke daran, dass Menschen in unserem Namen (die heutigen Gesetzgebenden werden immerhin vom Volk legitimiert) ermordet werden sollen, nicht ein ziemliches Unbehagen bei jedem einzelnen von uns? Nicht zuletzt: ...Who made you god to say, `I take your live from you!'? (Ich finde, die kann man öfter mal Anbringen...)
p.s.: So ein kleiner geschichtlicher Abriss (Frankreich / England) zur der Thematik findet sich am Anfang von Foucaults "Überwachen und Strafen". Und das lohnt sich, da das bei mir mittlerweile auch schon her ist, und ich mich nicht mehr wirklich dran erinnern kann (Wozu auch, bin ja schliesslich kein Philosoph der Maximenheftchen führt und sich damit dann später mal seine Butterstullen verdienen muss...)
Dieser Beitrag wurde von aktsizr: 18 Mar 2008, 03:41 bearbeitet