Wörner & Partner haben sich laut tourdresden.de mittlerweile von der Ausführung ihres Entwurfs distanziert und nehmen dazu wie folgt Stellung:
“Mit der Übergabe der Entwurfspläne an das bereits beauftragte Planungsbüro endete unsere Beteiligung an der Gestaltung – die Pläne galten nunmehr als Grundlage für die weitere Fassadenplanung.
Von dem nun vorliegenden Ergebnis distanzieren wir uns ausdrücklich; es widerspricht unserer Planung und ihren wesentlichen, prägenden Gestaltungsvorgaben. Insbesondere die Fugenplanung, die Materialwahl und Farbigkeit wurden grob vernachlässigt und falsch interpretiert. Die von uns entwickelte Fassadenwölbung reduzierte man zu einem „Knick“. Ein zusätzlicher Farbanstrich führt zum Eindruck einer „plastikverkleideten“ Fassade, und die nachträglich aufgezeichneten Fugen können nur als Versuch einer Schadensbegrenzung gewertet werden.
Moderne, zeitgenössische Architektur ist ja nicht erst seit ihrer Etablierung am Neumarkt für viele ein Reibungspunkt – und der Diskussion um unsere Entwürfe stellen wir uns immer gern. Wenn diese Entwürfe allerdings ohne unsere Beteiligung in einer gestalterisch und baulich minderwertigen Qualität umgesetzt werden, wie im vorliegenden Fall geschehen, können und wollen wir diese auch nicht verteidigen.”
tourdresden.de
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Apprendre à chanter à un cochon, c'est gaspiller votre temps et contrarier le cochon.
Also ich finde, man darf durchaus schon mehr Geld für teure Bauvorhaben ausgeben. Dass es durchaus geht, beweisen ja die Häuser, die am Altmarkt historisch gerecht wieder aufgebaut wurden. Gut, man könnte sagen Kleinprojekte, dann wäre aber die Frage, warum manche Investoren am Neumarkt damit ein Problem haben, andere aber nicht. Auf der anderen Seite gibt es durchaus auch Großprojekte, die mit entsprechenden Geldmitteln ausgestattet werden. Man denke nur an Stadien (z.B. FC-B oder Auf-Schalke), den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, etc. pp. Oder natürlich hier in Dresden. Semperoper, Zwinger, Brühlsche Terrassen, Frauenkirche. Irgendwie waren die alle nach dem Krieg zerstört und wurden wieder aufgebaut. Und ich glaube nicht, dass der Wiederaufbau billiger war, als der Originalbau. Trotzdem hat es funktioniert.
Scheint also eher eine Kopf- als eine Geldsache zu sein.
Und natürlich haben die Menschen, die sich damit beschäftigen sicher einen guten Plan von ihrem Fachgebiet. Und aber auch gewisse Ziele, die vom Bauherrn vorgegeben werden. D.h. sie machen ihre Sache nicht falsch, aber die Ziele des Betrachters, der davor steht, werden vielleicht nicht unbedingt erfüllt. Jemand der ein Gebäude auf minimale Baukosten optimiert, kann seine Sache durchaus gut machen, aber niemals jemanden zufrieden stellen, der auf maximales gutes Aussehen wert legt. Aber zu so einer Sache muss man stehen. Man muss einfach sagen: "Tschuldigung, es ging darum mit 20% Aufwand 80% zu erreichen, anstatt mit 100% alles durchzuführen".
Es klingt zwar wie eine Floskel, aber die Menschen spüren einfach, wenn jemand nicht ehrlich ist. Man fragt sich einfach unwillkürlich "Wie kann jemand den Neumarkt als historisch wiederauferstanden loben, wenn er die Hälfte seiner Häuser modern gebaut hat?". Da braucht man sich nicht fragen, warum der Neumarkt mittlerweile als Disneyland bezeichnet wird. Das schlägt sich natürlich auf die anderen Investoren genauso nieder, die dann auch kritischer beäugt werden. Und wenn dann auf der einen Seite der Investor sagt, dass er sich um die optimale Eingliederung und Anpassung einer modernen Fassade an den Neumarkt bemüht hat, und auf der anderen Seite sich die Architekten von dem gebauten Haus distanzieren, wirkt das nicht gerade glaubwürdiger.
Man kann den Menschen heutzutage nicht mehr alles erzählen, sie sind einfach zu gut informiert.